Der Magier von Fairhaven
nickte.
Cerryl schwitzte heftig, als er das Pferd auf der grasbewachsenen Anhöhe zügelte. Vor ihm lagen leicht abschüssige Wiesen, dahinter der schmale Weg, auf dem die Spidlarer auftauchen mussten. Er runzelte die Stirn. An den Hügel und den Ausblick hatte er sich klar erinnern können, aber er hatte vergessen, wie sanft die Hänge zu beiden Seiten waren.
Er sah sich über die Schulter zu seinen Leuten um, die sich auf etwas höherem Gelände gesammelt hatten. Im Südosten schimmerte der kleine Teich beinahe wie ein fernes Spähglas silbern zwischen zwei Anhöhen. Er drehte sich im Sattel um und sah Ferek von der Seite an. »Von hier aus können wir die Mündung des Weges überblicken … aber unsere Straße ist besser und wir müssten eigentlich vor ihnen hier angekommen sein. Ich versuche es noch einmal mit dem Glas.«
Mit einem letzten Blick auf den Weg unter ihnen sprang er aus dem Sattel und holte sein Spähglas hervor. Die Kopfschmerzen, die zusammen mit dem Bild der spidlarischen Reiter entstanden, waren schlimmer als beim letzten Mal. Lichtblitze funkelten vor seinen Augen, aber die Funken waren kein grelles Sonnenlicht, sondern das Weiß des Chaos.
Ein rascher Blick überzeugte ihn, dass die Spidlarer tatsächlich noch auf dem Weg waren. Sie hatten ein paar Späher ausgeschickt.
Er gab das Bild so schnell wie möglich wieder frei. Beinahe wäre er getaumelt, als er das Glas aufhob und sich aufrichtete.
Sein Oberhemd war verschwitzt, die Kopfschmerzen wollten nicht weichen. Hinter sich hörte er das Gemurmel der Lanzenreiter und das Schnauben der Pferde. Die Tiere brauchten wahrscheinlich Wasser, aber er wagte es nicht, die Leute zum Bach in der Nähe zu lassen, da die Spidlarer schon sehr nahe waren.
Cerryl wandte sich an die beiden Unteroffiziere. »Ferek … die Männer sollen sich hinter dem Hügel dort aufstellen, knapp unter der Hügelkuppe. Die Spidlarer sollen sie nicht sehen.«
Ferek zog die Augenbrauen hoch.
»Ich will ihnen eine Überraschung bereiten, aber das wird nicht gelingen, wenn sie die Lanzenreiter zu früh erkennen.«
Nach kurzem Überlegen nickte der ältere Unteroffizier und nahm sein Pferd herum.
»Das Gleiche gilt für Eure Abteilung, Hiser.«
»Ja, Ser.«
Cerryl rieb sich die Stirn und kehrte zu seinem Wallach zurück, um das Glas wieder zu verstauen. Seine Hände zitterten. Wann hatte er das letzte Mal etwas gegessen? Er vergaß immer wieder, dass die Erzeugung der Ordnungs- oder Chaos-Energie oder das Spionieren mit dem Glas Kraft erforderte, die er nur durch regelmäßiges Essen gewinnen konnte.
Müde zog er einen altbackenen, harten Zwieback aus der Satteltasche und aß langsam. Hin und wieder trank er dazu einen Schluck aus der Wasserflasche. Dabei beobachtete er ständig den kleinen Weg. Schließlich schüttelte er abrupt den Kopf, stieg wieder auf und lenkte den Wallach ein Stück die Straße hinunter, gerade weit genug, dass er noch den Weg sehen konnte, auf dem die Spidlarer hoffentlich kommen würden.
Er zog einen weiteren Zwieback hervor und kaute tapfer, bis nur noch Krümel übrig waren. Aber die Kopfschmerzen waren leider noch da, wenngleich etwas abgeschwächt.
Auf einmal hörte er ein Flüstern, ein ganz leises Flüstern, und richtete sich im Sattel auf. Er war nicht mehr wie am Anfang jeden Abend wund geritten, aber nach wie vor ermüdete er beim Reiten sehr schnell.
Cerryl winkte den Unteroffizieren, sie sollten sich still verhalten, und beobachtete den Weg, wo gerade die ersten spidlarischen Späher erschienen, begleitet von einer Vorhut, die aus annähernd einem halben Zug Reitern bestand. Als die Späher kurz darauf hinter einer Erhebung verschwanden, sammelte Cerryl das Chaos um sich und ritt auf seinem Wallach ein Stück weiter bergauf.
Kurz danach flog die erste Feuerkugel zum gewundenen Weg hinunter und zerbarst hinter den spidlarischen Spähern, aber kurz vor dem Hauptverband der Reiter, auf dem feuchten Lehm.
Cerryl steuerte den Wallach wieder ein paar Dutzend Ellen bergab, legte sich flach auf die Mähne des Tiers und vertraute darauf, dass die gegnerischen Lanzenreiter noch einige Dutzend Ellen näher kommen würden.
Als die Geräusche der Pferde lauter wurden, starrten Hiser und Ferek ihn besorgt an. Schließlich ritt Cerryl wieder bergauf und zur schmalen Klippe, die den Weg überblickte – gerade rechtzeitig, um mehrere Späher in seine Richtung deuten zu sehen.
Ein halber Zug berittener Bogenschützen trieb die Pferde auf
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