Der Magier von Fairhaven
Grinsen.
Zögernd trat der bärtige Sägewerksmeister nach draußen in den kalten Wind. Hinter sich schloss er die Tür sogleich wieder. »Die Mühle ist außer Betrieb, bis zum Frühjahr bekommen wir kein Holz mehr herein.«
Cerryl betrachtete den bärtigen Handwerker, dann nickte er Hiser zu, stieg ab und ging zu dem Mann hinüber. Es gefiel ihm nicht, aber es war notwendig. Er zog aus der Umgebung Ordnung und Chaos in gleicher Menge zusammen und ließ es um sich wabern. Mit grauen Augen sah er den Sägewerksmeister fest an.
Dieser riss die grünen Augen auf und starrte erschrocken und verlegen auf den hart gefrorenen Boden.
»Wir wollen uns Eure Sägemühle ansehen.«
Der Sägewerksmeister blickte zu dem Zug Lanzenreiter und dann zu Hiser, der ihn genau im Auge behielt. »Äh … wie Ihr wünscht, Ser Magier.«
Zwei Lanzenreiter übernahmen mit blank gezogenen Säbeln die Führung, während der schwerfällige, große Handwerker über den gefrorenen roten Lehm zur Brettertür in der Mitte des Gebäudes stapfte. Er öffnete sie und hielt inne. »Es ist dunkel da drinnen, wir haben nur eine Lampe und keinen Anzünder.«
»Hebt die Laterne«, sagte Cerryl trocken. Als der Mann gehorchte, setzte Cerryl den Docht mit einer winzigen Chaos-Entladung in Brand.
Die Laterne brannte hell, der Sägewerksmeister schluckte schwer.
»Hinein«, drängte Cerryl.
Einer der Lanzenreiter nahm dem Handwerker die Laterne ab und betrat die Mühle. Der Meister folgte ihm, dann kam Cerryl.
Cerryl betrachtete den mit Sägemehl bedeckten Boden. Seit dem Herbst oder vielleicht auch seit dem Sommer war hier nicht mehr aufgeräumt worden. Die Säge war mit geölten Lumpen abgedeckt, die wenigen Regalbretter daneben waren leer.
»Und jetzt das Lager, die Scheune.« Cerryl deutete zum Nebengebäude.
Mit tiefen Seufzern drehte sich der Meister um und ging über die Zufahrt zur Schiebetür der Scheune. Der bärtige Mann musste einige Male an den Riegeln rütteln, ehe sie sich öffnen ließen, damit er die Schiebetür öffnen konnte.
Ein Drittel der Regale enthielten Bretter, die meisten nicht sehr groß, dazu etwa zwei Dutzend schwere Eichenbohlen, die als Belag für die Piere geeignet sein mochten. Nachdem Cerryl die Planken überprüft hatte, drehte er sich um und verließ die Scheune wieder. Er wartete, bis der Meister das Lager verschlossen hatte. Begleitet vom heulenden Wind, kehrten die drei zum Wohnhaus und den Lanzenreitern zurück, die noch auf den Pferden saßen.
Vorm Haus wandte Cerryl sich noch einmal an den bärtigen Mann. »Wir brauchen Bauholz. Mehr als das, was Ihr hier habt. Ihr braucht Eure Mühle. Ihr habt kein Holz mehr zum Schneiden, aber der Bach führt genug Wasser, um die Sägemühle zu betreiben. Das Eis ist nicht sehr dick und Ihr habt sowieso ein unterschlächtiges Mühlrad. Es ist gebaut, um auch im Winter in Betrieb zu sein.«
»Äh … ja.« Der Meister sah Cerryl verwundert an.
»Ich habe einmal in einer Mühle gearbeitet. Habt Ihr einen Wagen und Zugpferde?«
»Ja, Ser.« Der Sägewerksmeister blickte kurz zum Nebengebäude, das westlich vom Haupthaus stand.
»Dann werdet Ihr den Wagen in einen Schlitten verwandeln. Nehmt die Räder ab. Ich werde einen halben Zug kräftige Männer schicken, die Euch helfen. Bäume zu fällen und zu bewegen. Wenn wir Bauholz und Bohlen bekommen, werde ich Euch mit Goldstücken entlohnen. Es werden zwar nicht viele sein, aber am Ende werdet Ihr mehr haben, als wenn ich die Mühle niedergebrannt hätte. Die Entscheidung liegt bei Euch.«
Cerryl setzte ein Lächeln auf, das Anya gut zu Gesicht gestanden hätte – eiskalt und strahlend.
»Ihr verhandelt hart, Ser Magier.«
»Nein. Es gibt hier viele, die alles verloren haben. Ihr behaltet, was Ihr besitzt, und könnt Euch mit harter Arbeit sogar noch ein paar Goldstücke verdienen. Die meisten würden Euch beneiden.«
Der bärtige Mann wich Cerryls Blick aus.
»Macht Euch bereit«, sagte Cerryl entschieden. »Morgen oder übermorgen kommen die Arbeiter.«
»Ja, Ser.« Die resignierte Antwort war kaum zu verstehen.
Cerryl überhörte den leicht widerspenstigen Unterton und stieg wieder auf seinen Wallach.
Als sie über die schmale Straße zurückritten, sah Hiser den Weißen Magier fragend an. »Ihr habt ihm Männer versprochen.«
»Die Unruhestifter in der Truppe … führt sie morgen hier heraus. Den Ersten, der dann immer noch Ärger macht, bringt Ihr zu mir zurück.«
»Äh …«
»Ich werde ihn mit der
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