Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
vorletzten Treppenstufe blieb sie stehen. Einmal größer als Cerryl, legte sie von oben die Arme um ihn.
    Cerryl sah die Schatten um ihre Augen. »Und was ist mit dir? Du kannst dich nicht bei jedem Lanzenreiter so verausgaben.«
    »Ich weiß. Aber ich wusste, dass ich es dieses Mal tun konnte. Sollte ich ihn denn sterben lassen?«
    »Manchmal muss man jemanden sterben lassen.« Wenn man selbst überleben will.
    »Es ist schwer. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer sein würde. Ich hatte keine Ahnung.« Sie drückte Cerryl an sich. »Ich wollte bei dir sein und helfen. Kinowin hat mir gesagt, dass es schwer würde.«
    Cerryl erwiderte die Umarmung und löste sich ein wenig von ihr. »Deshalb sind manche Heiler mit Schlachten und Verwundeten überfordert.«
    »Ich verstehe jetzt, warum.« Sie lächelte leicht, aber das Lächeln verschwand sofort wieder.
    »Wie geht es dem Lanzenreiter?« Cerryl wollte, dass sie an ihren Erfolg dachte, nicht an die Schmerzen.
    »Er wird wieder gesund.«
    »Aber wohl nicht in dieser Jahreszeit.«
    »Nein. Er muss in Elparta bleiben.«
    »Damit ist er vielleicht sogar einer der Glücklichen.« Er zog sie sanft an sich und gab sie wieder frei. »Du musst dich ausruhen. Hast du schon gegessen?«
    »Ich habe etwas Käse und Brot gegessen, als ich zurückgekommen bin.«
    »Gut.« Er deutete nach oben. »Und jetzt müsst Ihr ruhen, Herrin Leyladin.«
    »Komm mir bloß nicht mit ›Herrin‹.« Sie zog einen Schmollmund.
    »Dann ruh dich aus, sonst mache ich weiter«, drohte er grinsend.
    Sie wollte noch etwas sagen, wurde aber durch ein gewaltiges Gähnen unterbrochen. »Beim Licht! Vielleicht hast du Recht.«
    »Ganz sicher. Wenigstens dieses eine Mal.«
    Leyladin unterdrückte ein weiteres Gähnen, beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Dieses eine Mal …« Sie berührte seine Wange. »Ich freue mich, dass du so um mich besorgt bist.«
    Er sah ihr nach, bis sie oben verschwunden war, dann drehte er sich um und ging in sein Studierzimmer, wo er das Spähglas auf dem runden Tisch anstarrte.
    Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sich das Bild des rothaarigen Magiers aus den silbrigen Schleiern herausschälte. Dorrin war nicht in seiner Werkstatt, sondern saß auf dem Kutschbock eines Wagens: Neben ihm saß noch jemand, anscheinend ein junger Mann mit einem breitkrempigen Hut. Auf der Ladefläche lagen in Segeltuch gehüllte Gegenstände, die selbst durchs Glas betrachtet eine derart starke Ordnung ausstrahlten, dass alles flimmerte und flackerte. Nach einem Augenblick ließ Cerryl das Bild wieder zusammenfallen.
    Der Schmied brachte also wieder einmal seine teuflischen Gerätschaften irgendwohin – wahrscheinlich zum Schwarzen Truppenführer. Schon wieder Geräte, mit denen Menschen getötet werden … und wir werden mit Chaos-Feuer und Lanzenreitern und mehr Rekruten antworten, als die Blauen jemals ausheben können.
    Cerryl blieb mit dem Blick zum Durchgang und zum vorderen Fenster eine Weile auf dem Stuhl sitzen. Dem Glas auf dem Tisch schenkte er keine Beachtung mehr und er sah auch nicht die Ziegelmauer draußen vor dem Haus oder den grünblauen Himmel dahinter.
    Nach einer Weile wurde die Vordertür geöffnet und Natrey rief herein: »Der Magier Faltar will Euch sprechen, Ser Cerryl.«
    »Schick ihn herein.« Cerryl stand auf und ging dem Gast entgegen.
    Leyladin musste gehört haben, wie Faltars Name gerufen wurde, denn sie eilte aus dem zweiten Schlafzimmer, das sie als Arbeitsraum beansprucht hatte, nach unten.
    »Faltar …«
    »Cerryl! Leyladin!« Der schmale blonde Magier strahlte. »Ich hatte gehofft, euch zusammen vorzufinden.«
    Leyladin lächelte überraschend schüchtern.
    »Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?«, fragte Cerryl.
    »Aber leider haben wir nur Wasser«, warf Leyladin entschuldigend ein. »Cerryl isst die gleiche Kost wie seine Lanzenreiter.«
    Cerryl zuckte mit den Achseln. »Was soll ich sagen?«
    »Sag einfach gar nichts«, meinte Faltar.
    »Ich hole das Wasser.« Cerryl deutete zum kleinen Studierzimmer. »Setzt euch doch schon mal.«
    Als er mit einem Krug Wasser und drei Bechern zurückkehrte, saßen die beiden schon am runden Tisch. »Es ist chaosgereinigt und gekühlt.«
    »Fast so gut wie Bier«, meinte Faltar.
    »Das wohl nicht«, wandte Leyladin ein, »aber die Gesellschaft ist angenehm. Wie war deine Reise?«
    »Kalt, besonders westlich von Fairhaven. So kalt, dass selbst Bealtur den Mund gehalten hat. Ich habe wirklich nicht

Weitere Kostenlose Bücher