Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
mich in seinem unwiderstehlichen Griff gefangen fühlen? Oder würde er mich in der weißen Glut seines Herzensfeuers verbrennen?
    Sie griff nach dem Eimer.
    »Bitte, laßt mich ihn tragen, Ma'am. Miss Larner.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Ich weiß, daß ich schmutzig bin, Miss Larner, aber ich kann ihn ja durch die Türöffnung innen abstellen, ohne etwas zu beschmutzen.«
    Ist meine Tarnung denn so schrecklich abweisend, daß du glaubst, ich würde deine Hilfe aus Gründen übertriebener Reinlichkeit verweigern? »Ich meinte nur, daß ich nicht wollte, daß Ihr heute noch mehr arbeiten müßt. Für einen Tag habt Ihr mir bereits genug geholfen.«
    Er sah ihr in die Augen, und nun hatte er seinen friedlichen Ausdruck verloren. In seinem Blick war jede Menge Zorn zu erkennen. »Wenn Ihr befürchtet, daß ich von Euch erwarten würde, daß Ihr mich bezahlt, liegt Ihr falsch. Wenn das hier Euer Dollar sein sollte, könnt Ihr ihn zurückhaben. Ich wollte ihn nie.« Er holte die Münze hervor, die Whitley Physicker ihm aus der Kutsche zugeworfen hatte.
    »Ich habe Dr. Physicker bei dieser Gelegenheit getadelt. Ich empfand es als beleidigend, daß er sich anmaßte, Euch für einen Dienst zu entlohnen, den Ihr mir aus reiner Galanterie erwiesen habt. Ich empfand es als Erniedrigung für uns beide, daß er sich so benahm, als wären die Ereignisse dieses Morgens genau einen Dollar wert gewesen.«
    Sein Blick war wieder weicher geworden.
    In ihrer Miss-Larner-Stimme fuhr Peggy fort: »Aber Ihr müßt Dr. Physicker vergeben. Der Reichtum ist ihm unbehaglich, und so sucht er nach Möglichkeiten, ihn mit anderen zu teilen. Er hat nur noch nicht gelernt, wie er dies taktvoll tun kann.«
    »Oh, jetzt macht es nichts mehr, Miss Larner, weil es ja nicht von Euch kam.« Er steckte die Münze wieder in die Tasche und machte sich daran, den vollen Eimer zum Haus hinaufzutragen.
    Es war nicht zu übersehen, daß er es nicht gewohnt war, mit einer Dame zusammen zu gehen. Seine Beine holten viel zu weit aus, sein Tempo war viel zu schnell, als daß sie mit ihm hätte Schritt halten können. Sie konnte nicht einmal denselben Weg nehmen wie er – er schien den Grad der Steigung überhaupt nicht zu bemerken. Er war wie ein Kind, nicht wie ein Erwachsener, das den direktesten Weg benutzte, auch wenn das bedeutete, über unbegehbare Hindernisse steigen zu müssen.
    Und doch bin ich kaum fünf Jahre älter als er. Habe ich schon angefangen, an meine eigene Verkleidung zu glauben? Denke und handle und lebe ich mit dreiundzwanzig schon wie eine Frau, die doppelt so alt ist? Habe ich es einst nicht auch geliebt, so zu gehen wie er, über das schwierigste Gelände, aus reiner Liebe zur Anstrengung und zur Leistung?
    Dennoch nahm sie den leichteren Weg, umging den Hügel und stieg an der Stelle hinauf, wo der Hang sanfter war. Alvin wartete bereits an der Tür.
    »Warum habt Ihr denn die Tür nicht geöffnet und den Eimer drinnen abgestellt? Sie ist nicht abgeschlossen«, sagte sie.
    »Bitte um Verzeihung, Miss Larner, aber das hier ist eine Tür, die darum bittet, nicht geöffnet zu werden, ob sie abgeschlossen ist oder nicht.«
    Also will er sichergehen, daß ich um die versteckten Zauber weiß, die er am Schloß angebracht hat, dachte sie. Es gab nicht viele Menschen, die einen versteckten Zauber sehen konnten – sie selbst übrigens auch nicht. Sie hätte nichts davon gewußt, hätte sie ihn nicht dabei beobachtet, wie er die Zauber am Schloß anbrachte. Aber das konnte sie ihm wohl kaum erklären. Also fragte sie nur: »Oh, ist da irgendein besonderer Schutz, den ich nicht sehen kann?«
    »Ich habe nur ein paar Zauber am Schloß angebracht. Nichts Besonderes, aber es dürfte die Tür einigermaßen schützen. Und oben am Ofen ist auch einer, also braucht Ihr Euch wohl keine allzu großen Gedanken über Funkenflug zu machen.«
    »Ihr setzt aber großes Vertrauen in Eure Hexerei, Alvin.«
    »Ich bin da ziemlich gut drin. Außerdem können die meisten Leute ein paar Zauber, Miss Larner. Aber nicht viele Schmiede können sie ins Eisen geben. Ich wollte nur, daß Ihr davon wißt.«
    Er wollte natürlich, daß sie noch mehr als das erfuhr. Also reagierte sie so, wie er es erhoffte. »Dann nehme ich also an, daß Ihr auch an der Herrichtung dieses Bachhauses beteiligt wart?«
    »Ich habe die Fenster gemacht, Miss Larner. Die gleiten ganz leicht hoch und runter, und es gibt da Bolzen, mit denen Ihr sie befestigen könnt. Und den Ofen und die

Weitere Kostenlose Bücher