Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
die Hände zu Fäusten und spürte Schlamm, der zwischen seinen Fingern hervorquoll …
    Und dann kam er wieder zu sich, erlangte Kontrolle über Körper und Geist zurück. Gewiß, er stand schon bis an die Hüften im Schlamm, und wäre er ein anderer Junge gewesen, hätte er sich vielleicht durch Zappeln immer tiefer in den Schlamm manövriert und wäre beim Versuch, sich nach oben freizukämpfen, erstickt. Doch dies war Alvin, kein gewöhnlicher Junge, und er war in Sicherheit, solange er sich nicht von Furcht lähmen ließ wie ein Kind, das von einem schlimmen Traum heimgesucht wurde. Er ließ den Schlamm unter seinen Füßen einfach hart genug werden, um sein Gewicht tragen zu können; dann ließ er diese gehärtete Stelle emporschweben, hob sich selbst aus dem Schlamm, bis er schließlich am Boden des Brunnens auf kiesigem Matsch stand.
    Es war so leicht, wie einer Ratte das Genick zu brechen. Wenn das alles war, was dem Entmacher einfiel, sollte er lieber gleich nach Hause gehen. Alvin war ihm gewachsen, so wie er Makepeace Smith und Hank Dowser gewachsen war. Er grub weiter, baggerte, hievte, schleuderte; dann beugte er sich wieder zum Baggereimer hinunter.
    Jetzt war er schon ziemlich tief, gut sechs Fuß unter der Gesteinsschicht. Ja, hätte er die Erdmauer des Brunnens nicht befestigt, würde das Wasser schon längst über seinem Kopf zusammengeschlagen sein. Alvin packte das geknotete Seil, das er oben befestigt hatte, und spazierte die Wand hinauf, zog sich Hand über Hand in die Höhe.
    Der Mond ging gerade auf, aber das Loch war so tief, daß er erst gegen Mitternacht in den Brunnen hineinscheinen würde. Egal. Alvin schüttete eine Schubkarre voll Gestein in den Brunnen, das er erst eine Stunde zuvor herausgehoben hatte. Dann kletterte er auf diesen Gesteinsbrocken wieder nach unten.
    Er hatte schon als kleines Kind mit Gestein gearbeitet, und niemals war er sich seiner Sache sicherer gewesen als heute Nacht. Mit bloßen Händen formte er mit Hilfe seiner Gabe den Stein wie weichen Lehm, machte daraus glatte, quadratische Blöcke, die er von unten beginnend in die Wand des Brunnens einließ, fest aneinandergefügt, damit der Druck des Erdreichs und des Wassers die Wand nicht zum Einsturz bringen konnte. Das Wasser würde mühelos durch die Ritzen zwischen den Steinen sickern, das Erdreich aber nicht, so daß der Brunnen schon fast von Anfang an sauber sein würde.
    Natürlich genügte das Gestein aus dem Brunnen selbst nicht; Alvin begab sich dreimal zum Bach, um die Schubkarre jeweils mit vom Wasser geglätteten Steinen zu beladen. Doch obwohl er sich mit Hilfe seiner Gabe die Arbeit erleichterte, war es schon spät in der Nacht, und langsam überfiel ihn die Mattigkeit. Er weigerte sich aber, darauf Rücksicht zu nehmen. Hatte er nicht auch die Fähigkeit des Roten Mannes erlernt, noch lange Zeit weiterzulaufen, nachdem die Müdigkeit ihn schon längst hätte überwältigen müssen? Ein Junge, der Ta-Kumsaw ohne Rast von Detroit bis zum Achtgesichtigen Hügel gefolgt war, konnte nicht von einer einzigen Nacht des Grabens erschöpft werden, brauchte sie nicht zu fürchten. Auch der Durst, die Schmerzen in Rücken, Oberschenkeln und Schultern, in den Ellenbogen und den Knien spielten keine Rolle.
    Endlich, endlich war es vollbracht. Der Mond hatte seinen Zenit überschritten, Alvin hatte einen Geschmack im Mund wie von einer alten Pferdehaardecke, aber es war geschafft. Er kletterte aus dem Loch, wobei er sich an der Steinmauer abstützte, die er gerade zu Ende gebaut hatte. Beim Klettern ließ er das Erdreich um den Brunnen herum wieder weich werden, entsiegelte es, und nun begann das Wasser zahm und lärmend in das tiefe Steinbassin zu sickern, das es aufnehmen sollte.
    Doch Alvin begab sich immer noch nicht ins Haus, ja, er schritt nicht einmal zum Bach, um zu trinken. Sein erstes Wasser sollte aus diesem Brunnen stammen, genau wie Makepeace Smith es gesagt hatte. Er würde hier bleiben und warten, bis der Brunnen seine natürliche Wasserhöhe erreicht hatte. Dann würde er das Wasser reinigen und einen Eimer voll emporziehen und ihn ins Haus bringen, um vor den Augen seines Meisters einen Becher davon zu trinken. Danach würde er Makepeace Smith hinausführen und ihm den Brunnen zeigen, den Hank Dowser bestimmt hatte, jenen, für den Makepeace Smith ihn geschlagen hatte, und dann würde er ihm zeigen, wo man einen Eimer hineinwerfen konnte, so daß es plantschte und nicht schepperte.
    Er stand am

Weitere Kostenlose Bücher