Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
Wurzeln dieser Welt oder den Wurzeln meines Selbst oder zum Thron Gottes oder ins Herz des Entmachers zu finden, wo immer das Geheimnis des Machens liegen mag, damit ich gegen den Schnee des Winters anbauen oder ein Licht erschaffen kann, das gegen die einbrechende Nacht anleuchtet.

14. Flußratte
    An dem Nachmittag, als die Lehrerin eintraf, war Alvin in Hatrack Mouth. Makepeace hatte ihn mit dem Wagen dorthin geschickt, um eine Fuhre frisches Eisen abzuholen, die den Hio heruntergekommen war. Hatrack Mouth war früher nur eine einzige kleine Anlegestelle gewesen, ein Halteplatz für Flußboote, die hier ihre Ladung für die Stadt Hatrack River löschten. Nun aber, da der Verkehr immer dichter wurde und immer mehr Leute sich in den Westgebieten zu beiden Seiten des Flusses niederließen, gab es Bedarf für ein paar Gasthäuser und Läden, wo die Farmer Proviant an die vorbeifahrenden Schiffe verkaufen und wo die Flußreisenden die Nacht verbringen konnten. Hatrack Mouth und die Stadt Hatrack River wurden immer wichtiger, da dies der letzte Ort war, wo der Hio noch dicht an der großen Wobbish-Straße verlief – an eben jener Straße, die Alvins eigener Vater und seine Brüder durch die Wildnis nach Westen bis Vigor Church geschlagen hatten. Die Leute kamen flußabwärts und entluden ihre Wagen und Pferde hier, um dann über Land nach Westen zu reisen.
    Und hier gab es auch Dinge, die die Leute in Hatrack River selbst nicht duldeten: Spielhallen, wo man Poker und andere Spiele spielte und wo Geld seinen Besitzer wechselte, weil das Gesetz keine Neigung verspürte, sich allzuweit in die Nester von Flußratten und anderem Abschaum zu wagen. Und in den oberen Stockwerken solcher Häuser, so hieß es, gab es Frauen, die keine Damen waren, die einem Handwerk nachgingen, von dem die Leute kaum zu flüstern wagten und worüber die Jungen in Alvins Alter nur mit leiser Stimme und sehr viel nervösem Lachen sprachen.
    Es war nicht der Gedanke an hochgeschlagene Röcke und nackte Waden, der Alvin sich auf seine Reise nach Hatrack Mouth freuen ließ. Er bemerkte diese Gebäude kaum, wußte, daß er dort nichts zu schaffen hatte. Nein, es war die Werft, die ihn anzog, und das Hafengebäude und der Fluß selbst, auf dem die ganze Zeit Boote und Flöße hin und her fuhren, zehn stromabwärts für jedes, das stromaufwärts fuhr. Seine Lieblingsboote waren die Dampfschiffe, wie sie sich mit unnatürlicher Schnelligkeit und pfeifend und Wasser verspritzend ihren Weg bahnten. Mit schweren, in Irrakwa gebauten Maschinen bestückt, waren diese Flußschiffe breit und lang, und doch fuhren sie selbst stromaufwärts noch schneller, als die Flöße stromabwärts treiben konnten. Inzwischen waren es acht auf dem Hio, die von Dekane nach Sphinx fuhren und zurück. Allerdings auch nicht weiter als bis Sphinx, da auf dem Mizzipy oft dichter Nebel herrschte und kaum ein Schiff es wagte, dort zu navigieren.
    Eines Tages, dachte Alvin, eines Tages würde man an Bord eines Schiffes wie die Pride of the Hio steigen und einfach davontreiben können. Hinaus nach Westen, ins wilde Land, und vielleicht einen kurzen Blick auf den Ort werfen können, wo Ta-Kumsaw und Tenskwa-Tawa jetzt lebten. Oder flußaufwärts bis Dekane, um dort die neue Dampfeisenbahn zu nehmen, die auf ihren Schienen bis hoch nach Irrakwa und zum Kanal führte. Von dort aus konnte man in die ganze Welt reisen, konnte Meere überqueren. Vielleicht würde er aber auch an diesem Ufer stehenbleiben können, während die ganze Welt eines Tages an ihm vorbeizog.
    Aber Alvin war nicht faul. Er hing nicht am Flußufer herum, obwohl er es vielleicht gern getan hätte. Er begab sich schon bald ins Hafengebäude und gab Makepeace Smiths Zettel ab, um das Eisen abzuholen, das in neun Kisten auf der Pier lagerte.
    »Aber meine Handwagen kannst du nicht nehmen, um es zu befördern«, sagte der Hafenmeister. Alvin nickte – es war immer dasselbe. Die Leute wollten zwar gern Eisen haben – der Hafenmeister eingeschlossen –, und er würde schon sehr bald zur Schmiede kommen, um dieses oder jenes zu bestellen, und doch sollte Alvin das Eisen ganz allein bis zur Schmiede schleppen, sollte die Wagen des Hafenmeisters nicht mit so schwerer Last abnutzen. Und Makepeace gab Alvin auch nie genug Geld mit, um eine der Flußratten anzuheuern, ihm beim Laden zu helfen. Tatsächlich war Alvin ganz froh darüber. Er mochte die Männer nicht, die das Flußleben lebten. Auch wenn die Zeit der Wegelagerer

Weitere Kostenlose Bücher