Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
während Makepeace und Alvin zusahen. Nun drehte er sich grinsend zu Alvin um. »Vielleicht lasse ich dich als erstes ein so prächtiges Schloß für meine Haustür machen.« Dann lachte er laut und schüttelte den Kopf. »Nein, das werde ich wohl nicht tun. Ich bin Gastwirt. Meine Aufgabe ist es, Leute hereinzulassen, nicht sie auszusperren. Aber es gibt andere in der Stadt, denen dieses Schloß gefallen wird.«
    »Das hoffe ich auch, Sir. Vielen Dank.«
    Horace nickte wieder; dann warf er Makepeace einen kühlen Blick zu, als wollte er sagen: Vergeßt bloß nichts von dem, was Ihr hier heute versprochen habt. Schließlich verschwand er auf dem Weg zum Gasthof.
    Alvin ging hinunter zur Schmiede. Er hörte, wie Makepeace ihm folgte, doch war Alvin im Augenblick nicht gerade an einem Gespräch mit seinem Meister gelegen. Es war ihm durchaus recht, wenn Makepeace nichts sagte.
    Aber das hielt nur solange vor, bis sie beide in der Schmiede waren.
    »Dieser Ofen war völlig kaputt«, sagte Makepeace.
    Damit hatte Alvin am wenigsten gerechnet. Und es war auch das Schlimmste von allem. Keine Standpauke, weil er behauptet hatte, Freizeit zu haben; kein Versuch, zurückzunehmen, was ihm als Arbeitszeit versprochen worden war. Makepeace Smith hatte sich besser an diesen Ofen erinnert, als Alvin erwartet hatte.
    »Der sah wirklich sehr schlimm aus«, bestätigte Alvin.
    »Den konnte man unmöglich reparieren, ohne ihn neu zu gießen«, fuhr Makepeace fort. »Wenn ich nicht gewußt hätte, daß das unmöglich ist, hätte ich ihn doch selbst repariert.«
    »Das habe ich mir auch schon gedacht«, meinte Alvin. »Aber als ich ihn mir dann genauer angesehen habe …«
    Makepeace Smiths Blick ließ ihn verstummen. Der Mann wußte es. Daran hegte Alvin keinen Zweifel mehr. Der Meister wußte, was sein Lehrjunge konnte. Alvin spürte die Angst vor dem Entdecktwerden bis in die Knochen; es fühlte sich genauso an wie beim Versteckspiel mit seinen Brüdern und Schwestern, als er noch klein gewesen war, damals in Vigor Church. Am schlimmsten war es, wenn man der letzte war, der sich immer noch versteckte und den noch keiner entdeckt hatte; wie man dann wartete, bis man hörte, wie sich die Schritte näherten, und wie alles anfing zu prickeln, daß man es am ganzen Körper spürte, als wäre alles hellwach und brenne nur darauf, sich zu bewegen. Das wurde dann so schlimm, daß man am liebsten hervorgesprungen wäre und geschrien hätte: »Hier bin ich! Hier bin ich!« Um dann loszurennen wie ein Hase, nicht hinter einen schützenden Baum, sondern irgendwohin, einfach nur aus Leibeskräften zu rennen, bis jeder Muskel des Körpers erschöpft war und man zu Boden fiel. Das war verrückt – aus so einer Verrücktheit konnte nichts Gutes kommen. Aber so hatte es sich angefühlt, wenn er mit seinen Brüdern und Schwestern gespielt hatte, und so fühlte es sich jetzt an, wie kurz vor dem Entdecktwerden.
    Überrascht sah Alvin, wie sich langsam ein Lächeln über das Gesicht seines Meisters zog. »Das ist es also«, sagte Makepeace. »Das ist es also. Voll von Überraschungen bist du. Jetzt verstehe ich es. Dein Vater hat gesagt, als du geboren wurdest, du wärst der siebente Sohn eines siebenten Sohnes. Sicher, deine Begabung für Pferde, die habe ich gesehen. Und wie du diesen Brunnen gefunden hast, wie du ihn gespürt hast wie ein Wasserseher, das habe ich auch bemerkt. Aber jetzt.« Makepeace grinste. »Da habe ich geglaubt, du wärst ein Schmied, wie noch nie einer geboren wurde. Aber die ganze Zeit hast du damit herumgepfuscht wie ein Alchemist.«
    »Nein, Sir«, widersprach Alvin.
    »Oh, ich werde dein Geheimnis schon wahren«, wollte Makepeace ihn beruhigen. »Keiner Menschenseele werde ich davon erzählen«. Aber er lachte, wie es seine Art war, und Alvin wußte, daß Makepeace es vielleicht nicht geradeaus erzählen würde, daß er aber von hier bis zum Hio Andeutungen machen würde. Doch das war es nicht, was Alvin die meisten Sorgen machte.
    »Sir«, sagte Alvin, »jede Arbeit, die ich jemals für Euch getan habe, die habe ich ehrlich getan, mit meinen eigenen Armen und mit meiner eigenen Geschicklichkeit.«
    Makepeace nickte klug, als hörte er irgendeine geheime Bedeutung aus Alvins Worten heraus. »Ich verstehe schon«, sagte er. »Bei mir ist dein Geheimnis sicher aufbewahrt. Aber ich habe es doch die ganze Zeit gewußt. Habe doch gewußt, daß du niemals ein so guter Schmied sein konntest, wie es aussah.«
    Makepeace Smith

Weitere Kostenlose Bücher