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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Wand, auf dem Boden davor lag ein blauer Plastiksack. Als Sam ihn aufband, stieg ihm ein unbeschreiblicher Gestank in die Nase. Abgehangenes oder mittlerweile auch verdorbenes Fleisch . . . Schwer zu sagen, was das hier sollte, aber eins war sicher: Wenn man es in einen Plastiksack verpackt hatte, bedeutete es, dass es nicht aus der Antike stammte!
    Samuel löste die Münzen vom Armreif und ließ sie in seine Hand rutschen. Die graue nahm er beiseite – als das Schmuckstück auf den Boden gefallen war, hatte sie etwas von der Substanz, mit der sie überzogen war, verloren -und untersuchte eingehend diejenige mit den arabischen Schriftzeichen auf der Unterseite. Die erste Münze, die er in die Hände bekommen hatte ... Er hatte sie vor einigen Wochen aufgesammelt, als er den geheimen Raum im Keller seines Vaters gerade entdeckt hatte, und er glaubte nun zu wissen, woher sie stammte: Allan musste sie aus Theben mitgenommen haben, als er vor zwanzig Jahren an Ausgrabungen an der Ruhestätte des Hohepriesters teilgenommen hatte. Und mit ziemlicher Sicherheit hatte der Sonnenstein ihn in ebenjene Zeit zurückgebracht!
    Das schien umso plausibler, als es in den Zeitungsartikeln, die er zu dem Thema gelesen hatte, hieß, die Archäologen hätten damals die Grabkammer Setnis unversehrt vorgefunden. Anders gesagt, der Tunnel stammte nicht von Grabräubern, sondern von dem Ausgrabungsteam, zu dem Allan gehört hatte! Wahrscheinlich war sein Vater irgendwo dort draußen, zwanzig Jahre jünger!
    Samuel überlegte. Wenn sich herausstellte, dass er mit seinen Schlussfolgerungen recht behielt, bedeutete das, dass der Stein ihn nicht zufällig hierhergeführt hatte: Er hatte das Ziel anhand einer der sechs Münzen auf dem Goldreif »bestimmt«. Sechs Münzen, also sechs mögliche Zielorte . . . Eine antike Version von Roulette oder Lotterie! Wenn er sofort wieder aufbrach, standen die Chancen eins zu sechs, dass er sofort in China landen und dort die Informationen bekommen würde, die Alicias Überleben sichern konnten. Allerdings konnte er in fünf von sechs Fällen auch irgendwo anders hingeschickt werden . . .
    Andererseits musste sich Allan gerade ganz in der Nähe aufhalten. Vielleicht würde es Sam gelingen, mit ihm zu reden, und er könnte ihn davon abbringen, sich dem Sonnenstein zu nähern . . . Damit würde er gleichzeitig die Ereignisse abwenden, die ihn ins Krankenhaus gebracht und zu Alicias Entführung geführt hatten. Ein kleiner Umweg von nur wenigen Minuten könnte so vieles wiedergutmachen!
    Er verstaute die Münzen in einer Tasche seines Gewandes und schlüpfte in den Tunnel. Der Gang war noch zu schmal, um Gegenstände aus der Grabkammer hindurch-zutransportieren. Das erklärte, warum drinnen noch alles im Originalzustand geblieben war. Sam arbeitete sich eng an die Wand gedrückt etwa zehn Meter vorwärts, als er auf ein von oben herabhängendes Seil mit dicken Knoten stieß. Wo es hinführte, konnte er in der Finsternis nicht erkennen. Ohne größere Schwierigkeiten kletterte er daran hoch, bis er durch eine Art Brunnenschacht kam, der in einen breiteren Gang führte. Wieder bewegte er sich auf vertrautem Terrain: In dem Raum zu seiner Rechten hatte er sich beim vorigen Mal versteckt – zu Lebzeiten Ramses' III. -, als der Schreiber, der gegen Setnis Sohn intrigierte, ihn um ein Haar entdeckt hätte. Er war noch immer genauso wunderbar ausgeschmückt mit den Wandbildern von Menschen mit Tierköpfen, außer dass er jetzt vollgestellt war mit riesigen Säcken voller Erde, die wahrscheinlich aus dem frisch gegrabenen Tunnel stammte.
    Sam folgte dem Gang und stieg mehrere kurze Treppen hinauf. Dabei blieb sein Blick immer wieder bewundernd an dem unter die Decke gemalten Sternenhimmel und an den rührenden Alltagsszenen entlang der Wände hängen. Bauern, die ihren Weizen mit der Sense schnitten, Trauen, die sich zurechtmachten, Kinder, die mit Vögeln spielten . . . Über dreitausend Jahre waren diese Fresken alt, doch man hätte meinen können, die Künstler hätten ihre Arbeit eben erst beendet! Von Archäologen oder Arbeitern des Ausgrabungsteams war allerdings nichts zu sehen. Umso besser!
    Als er die letzte Treppe erklommen hatte, hielt Sam den Atem an: Dort, hinter dieser schief in den Angeln hängenden Holztür, musste der Ausgang sein. Er drückte die Klinke herunter und warf einen Blick nach draußen: Es war Nacht, deshalb hatte er in der Grabkammer niemanden getroffen! Vorsichtig schlüpfte er nach

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