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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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mich in einem Stall gefunden. Ich war gerade erst geboren und ganz in eine Decke eingewickelt. Jemand, meine wahre Mutter, hat mich
in dem Stall zurückgelassen.« Melry zuckte über die Abwegigkeit solchen Tuns die Achseln. »Sie glauben, mein Vater sei ein Reiter gewesen, der einige Monate vorher getötet wurde. Er hatte einen Ruf als Frauenheld … Hauptmann Mebstone hat mich aufgenommen, nach ihrer Großmutter benannt, und sie und die anderen Reiter haben mich aufgezogen. Ich bin keine richtige Grüne Reiterin, ich helfe bloß im Stall aus, und manchmal mache ich Botengänge für den Grünen Fuß.«
    »Den Grünen Fuß?«
    »Ja. Wir überbringen Botschaften hier in der Burg. So verdiene ich mir an guten Tagen ein paar Kupfermünzen, die ich in Meister Grantiers Süßwaren anlege. Aber wenn ich älter bin, will ich auch eine Grüne Reiterin werden.«
    Wie es wohl war, die eigene Bestimmung zu kennen? Karigan hatte immer geglaubt, einmal in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten, doch jetzt war sie überzeugt, dass sie es eigentlich nie richtig gewusst hatte. »Sicher weißt du, wie es ist, eine Grüne Reiterin zu sein.«
    Melry blickte sie von der Seite her an. »Ich bin sicher, du weißt es auch.«
    »Was?«
    »Hast du Hunger? Du siehst blass aus.«
    »Was meinst du damit, ich wüsste, wie es ist, eine Grüne Reiterin zu sein?«
    »Du hast eine Brosche, oder nicht? Ich kann sie nicht deutlich erkennen, weil ich noch keine Reiterin bin, aber du hast eine Brosche, und sie akzeptiert dich. Das macht dich zu einer Grünen Reiterin.«
    »Eine Brosche macht mich zu gar nichts.«
    »Wie du meinst. Willst du etwas essen? Danach heißt es ab ins Bad.«

    Karigan richtete sich auf. »Ein Bad?«
    Melry kicherte und schlüpfte aus dem Zimmer. Gleich darauf kam sie mit einem Tablett voll dampfendem Fleisch und Kartoffeln, Käse und Brot zurück. In der anderen Hand hielt sie einen Becher frische Milch. Verblüfft sah sie zu, wie Karigan fast noch das Tablett ableckte.
    »Du kriegst wieder etwas Farbe«, sagte sie.
    Karigan schluckte den letzten Rest Milch hinunter und wischte sich mit dem Ärmel den Milchbart ab. »Der Tag heute hat mich fix und fertig gemacht.«
    Melry beugte sich mit todernster Miene vor, wie es nur Halbwüchsige zustande bringen. »Schon den ganzen Tag gehen Gerüchte über dich um. Du sollst heute etwas getan haben, was seit Millionen Jahren keiner mehr geschafft hat. Oder waren es tausend Jahre?« Melry verzog das Gesicht. »Mit Zahlen bin ich nicht so gut; das frustriert Hauptmann Mebstone ganz schön. Stimmt das?«
    »Keine Ahnung«, sagte Karigan. »Aber es war ohne Zweifel ein seltsamer Tag.«
    »Was ist passiert?«
    Wie sollte sie diesem Mädchen klarmachen, dass sie mit dem Geist ihres Freundes F’ryan Coblebay geritten war, ganz zu schweigen von den Geistern einiger der ersten Grünen Reiter? »Ich – ich will nicht darüber sprechen.«
    Melrys Gesicht spiegelte Enttäuschung wider. »Nun ja, sie sagen, du seist schnell gereist, was auch immer das heißen mag. Kondor ist schnell, aber nicht der schnellste. Das ist Ereals Kranich. Jedenfalls musst du jetzt ins Bad.«
    Karigan folgte Melry aus dem Zimmer. Eine Waffe, die sie bisher noch nicht gesehen hatte, schloss sich ihnen an. Melry verdrehte die Augen. Die wenigen Reiter, denen sie im Korridor
begegneten, glotzten Karigan an, als wäre sie eine unbekannte Kreatur aus einem fremden Land, schwiegen jedoch. Ein junger Mann mit rotblondem Haar lächelte ihr sogar zu und sagte: »Willkommen, Reiterin.«
    »Das war Alton«, sagte Melry, als er an ihnen vorbei war. »Er ist furchtbar von sich eingenommen – adliges Blut, weißt du –, aber kein schlechter Kerl.«
    Ein dampfendes Sitzbad erwartete Karigan im Baderaum. Mehrere andere Badewannen waren durch Vorhänge abgetrennt, doch sonst befand sich niemand im Raum. Sie trat an die Badewanne heran, zögerte dann und warf einen Blick auf die Waffe.
    Melry folgte ihrem Blick und stemmte die Hände in die Hüften. »Würde es dir etwas ausmachen, dir die Dinge von draußen anzusehen, Fastion? Gewähre Karigan ein wenig Privatsphäre, in Ordnung? Wenn du eine nackte Frau sehen willst, geh in die Stadt.«
    Karigan bekam große Augen, dass Melry so mit einer Waffe sprach, doch Fastions Miene blieb unverändert, als er den Raum verließ.
    »Ich bin mir noch nicht klar darüber, ob Waffen eine Naturerscheinung sind oder nicht«, sagte Melry und legte besonderen Nachdruck auf das Wort »Naturerscheinung«.

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