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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Nachtgewand. Karigan leckte sich die Lippen. »Es gehört Lady Estora. Es ist von F’ryan Coblebay. Ich habe es in der Tasche seines Mantels gefunden, nachdem er gestorben war.«
    »Sag das noch einmal.« Als Karigan ihre Worte wiederholte, wurden Hauptmann Mebstones Augen immer größer und wacher. »Du meinst, du hast die ganze Zeit von diesem Schreiben gewusst und es nicht erwähnt?«
    »Es war ein Liebesbrief. Ich dachte mir nichts dabei.«
    Jetzt war Hauptmann Mebstone hellwach. »Du kommst besser herein und erklärst mir alles.«
    Karigan folgte ihr durch einen kurzen Flur in ein Zimmer. Es war fast ebenso karg eingerichtet wie die Reiterunterkünfte. Ein schmales Bett mit zerknüllten Decken und einem Kissen, auf dem noch der Abdruck eines Kopfes sichtbar war, stand an einer Wand. Hauptmann Mebstone schob den Säbel in die Scheide, und sie setzten sich neben dem geschwärzten Kamin auf zwei Stühle.
    »Nun erzähl.«
    Karigan reichte ihr den zerknitterten Zettel, und Hauptmann Mebstone las. Karigan erklärte, wie sie den Zettel gefunden und geschworen hatte, ihn Lady Estora zu überbringen, sobald sie Sacor erreichen würde. »Ich habe Lady Estora einfach in meinem Zimmer zurückgelassen. Sie sagte, dass mit dem Schreiben etwas nicht stimmt.« Karigan wiederholte das Gespräch. »Da fiel mir Eure Bemerkung ein,
dass F’ryan Coblebay seine Botschaften manchmal verschlüsselt hat.«
    Hauptmann Mebstone rieb sich geistesabwesend die Narbe. »Der Sache müssen wir sofort nachgehen. Es sähe F’ryan durchaus ähnlich, so etwas zu tun.«
    »Ich habe Lady Estora versprochen, dass niemand etwas von der Beziehung zwischen ihr und F’ryan erfährt.«
    »Ja, ja, ja. Ich weiß Bescheid. Du kannst jetzt gehen.«
    Ein wenig verschnupft, dass man sie so brüsk fortschickte, verließ Karigan das Zimmer. Als sie durch die Tür trat, holte Hauptmann Mebstone schon ihre Uniform aus dem Schrank. Was das Schreiben wohl offenbaren würde – wenn es sich bei dem Liebesbrief wirklich um eine getarnte Botschaft handelte?
    Karigan trat in den fahlen Schein des Silbermonds hinaus, die Hände in den Taschen. Das hohe Gras hinterließ Tauspuren auf ihrer Hose. Der Ball ging sicher schon seinem Ende entgegen. Hoffentlich war das die letzte Verpflichtung dieser Art gewesen, der sie nachkommen musste.
    Auf der anderen Seite der Weide streifte eine einsame Gestalt durch das hohe Gras. Sie war nur ein dunkler Schatten, selbst im Mondschein, und die Finsternis schwebte wie ein Schutzschild über ihr. Sie schien den Mondschein geradezu abzuwehren.
    Die geschmeidigen Bewegungen des Eleters Shawdell waren unverkennbar, und sein goldenes Haar erstrahlte trotz des Schattens, der ihn umgab. Er tat, was Karigans Ansicht nach alle Eleter taten – im Mondschein Spazierengehen –, doch sie erschauerte und wunderte sich über seinen entschlossenen Gang. Sie eilte zu den Reiterunterkünften, um der Nacht zu entfliehen.

EINE SILBERMONDNACHT

    »Psst, Grüne Reiterin!«
    Karigan blieb an der Türschwelle stehen und blickte sich hektisch um. Erst konnte sie nur den schattigen Umriss des Dickichts unweit der Unterkünfte ausmachen, dann löste sich daraus die Gestalt einer Frau, die in den Lichtschein der Türlampe trat, und Karigan konnte das feingeschnittene ovale Gesicht der Mirwellerin mit der Brosche einer Grünen Reiterin erkennen.
    Sie versteifte sich. Brosche hin oder her, die Frau war aus Mirwell, und Mirweller hatten ihr nur Ärger und Leid gebracht. »Kann ich etwas für Euch tun?«, sagte sie vorsichtig.
    Die Frau spähte in die Runde, als könne jemand sie aus dem Dickicht anspringen. Es war bisher eine merkwürdige Nacht gewesen, sogar mit einem Silbermond als Dreingabe, und Karigan hielt alles für möglich.
    »Bitte«, sagte die Mirwellerin, »ich habe eine Botschaft, die dringend überbracht werden muss …«
    »Hört«, sagte Karigan. »Ich bin keine Grüne Reiterin. Ich bin keine Botin.«
    Die Frau schnaubte hochmütig. »Das sagst du jetzt. Sieh dich doch an. Du trägst eine Brosche.«
    »Genau wie Ihr.«
    Die Frau schürzte die Lippen und verschränkte die Arme.
Solche Unverschämtheiten war sie offenbar nicht gewöhnt. Karigan kannte sich in der Bedeutung militärischer Abzeichen nicht aus und wusste deshalb nicht, welchen Rang die Epauletten auf den Schultern der Fremden angaben.
    Die Frau trat einen Schritt näher. »Hör zu, ich habe keine Zeit für Spielchen. Ich brauche deine Hilfe. Ich …«
    »Major!«
    Einen Moment lang

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