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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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genug.«
    »Seine Tochter wurde vermisst. Jetzt hält er sie für tot.«
    »Er hält sie nur für tot? Er weiß es nicht?«
    »Er sagt, er habe ihren Geist gesehen.«
    »Was? Gerade eben?«
    »Ja.«
    Jendaras Nacken kribbelte. Sie legte dem gramerfüllten Mann die Schwertspitze unters Kinn und hob es an, so dass er aufschauen musste. Sogar im Schatten sah sie noch, wie atemberaubend schön dieses Gesicht war, wie kräftig und wohlgeformt, wenn auch ausgezehrt und faltig vor Sorge. Die kleinen Falten in den Augenwinkeln kündeten von Charakterstärke und fröhlicheren Zeiten. Und dann war da diese quälende Vertrautheit.
    Sie packte ihn am Kinn. Der Frachtmeister wollte dazwischengehen, doch sie schlug ihm das Schwert vor die Brust.
    »Zurück«, sagte sie zu dem Alten. »Ich werde deinem Clansoberhaupt nichts tun.«
    Sie drehte das Gesicht des Mannes im Zwielicht hin und her. Ja, das war’s. Die Grübchen um den Mund herum, vielleicht auch das helle Funkeln seiner Augen. Obwohl seine Gesichtsform anders war. Sie ließ das Kinn los und sah dann den vertrauten Ring an seinem Finger. Sie hatte das Gegenstück getragen.
    Die Gesichtszüge musste das Mädchen von der Mutter geerbt haben, doch der Ring war eindeutig. Ein leichtes Frösteln
kroch ihren Rücken hinauf. »Sie hätte mich töten sollen«, wisperte sie.
    Der Kaufmann schien sie erst jetzt zu bemerken. »Was?«
    Sie blickte ihm offen in die Augen. »Ich kenne Euch.«
    Jendara fuhr herum. Amilton hatte eine Adlige auf die Knie gezwungen. Er wollte gerade seine Hände – Hände voller Magie – auf ihre Schultern legen. Jendara würde ihn nicht unterbrechen, und ihre Abwesenheit würde ihm nicht auffallen.
    Sie schritt durch den Thronsaal und spähte in jede Nische, überprüfte die Luft vor ihr mit dem Schwert. Gut möglich, dass die Grüne schon wieder weg war.
    Dann, nahe dem Eingang, sah sie es – ein flackerndes Licht, grüne Schlieren. Jendara stürmte durch den Saal zur großen Pforte hinaus, an erstaunten Wachen vorbei. Hier war der Gang durch Lampen und Kerzen gut beleuchtet, und die Flammen flackerten beim Rückzug der Grünen. Weiter hinten im Gang entdeckte sie die Grüne, durchscheinend und geisterhaft. Kein Wunder, dass der Kaufmann seine Tochter für tot gehalten hatte.
    Mit vorgestrecktem Schwert jagte Jendara den Gang entlang hinter der Grünen her, doch als sie um eine Ecke in einen anderen Gang abbog, stellte sie fest, dass er dunkel und die Luft von Kerzenrauch verhangen war.
    Jendara versuchte mit zusammengekniffenen Augen, Dunstschleier und Schatten zu durchdringen. Vorsicht, dachte sie. Die Grüne könnte bewaffnet sein.
    Links von ihr tauchte schemenhaft eine Gestalt auf, und blitzschnell wirbelte sie herum und schlug zu. Eine Rüstung fiel scheppernd zu Boden. Der Helm rollte den Gang entlang. Jendara kniff die Augen noch weiter zusammen, als sie über ein Bein der Rüstung trat, und tastete die Düsternis mit all
ihren Sinnen ab, doch sie hörte nichts, sah nichts, fühlte nicht einmal einen leichten Luftzug. Sie roch nichts als Kerzen.
    Doch da erwachte ein weiterer Sinn in ihr, eine Art Wahrnehmungsfähigkeit jenseits des Sichtbaren. Sie spürte die Grüne zu ihrer Rechten, eng an die Wand gepresst. Jendara schaute aus den Augenwinkeln dorthin, konnte jedoch nichts erkennen. Höchstens vielleicht einen etwas dunkleren Schatten an der Wand.
    Sie holte tief Luft und hielt den Blick geradeaus gerichtet, widerstand dem überwältigenden Verlangen, dort hinzuschauen. Das würde die Grüne nur aufschrecken. Stattdessen schlug sie mit dem Schwert zu.
    Ein Schmerzensschrei aus dem Schatten bestätigte ihr, dass ihr Instinkt richtig gewesen war, und sie lachte triumphierend auf. Nun wirbelte sie zu der Grünen herum, und im gleichen Moment stürzte eine weitere Rüstung auf sie.
    Jendara brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass sie auf dem Boden lag. Sämtliche Knochen taten ihr weh, weil die äonenalte Rüstung auf ihr zerschellt war. Sie stöhnte, schob den Harnisch beiseite und befreite sich von den Armen und Beinen aus Metall.
    Auf Händen und Knien tastete sie nach ihrem Schwert, und ihre Hand berührte etwas Feuchtes. Sie führte die Finger an die Lippen und leckte daran. Blut!
    Jendara rappelte sich auf und eilte zu dem erleuchteten Gang zurück. Sie schnappte sich eine Kerze und trug sie in den düsteren Gang. Sie fand ihr Schwert inmitten der Rüstungsteile. Befriedigt sah sie das Blut an der Schwertspitze und die Blutstropfen, die

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