Der magische Reiter reiter1
Du ahnst ja nicht, wie glücklich mich das macht.«
»Ich kann’s mir vorstellen«, sagte Karigan. »Wir können hier nicht bleiben. Die Wachen werden dieses Stinktier bald vermissen.« Sie deutete auf den toten Soldaten. »Hilf mir, ihn in die Büsche zu ziehen.«
Sie packten ihn an den Armen und schleppten ihn beiseite, verbargen ihn im tiefen Schatten unter einem dichten Gestrüpp.
»Er hat dir doch nicht wehgetan, oder?«, fragte Karigan.
Mel schüttelte den Kopf, dann schauderte sie ein wenig. »Er … er hat mir Angst gemacht.«
»Ich weiß«, sagte Karigan. »Hör zu, du musst hier weg. Gibt es einen Ort, an dem du dich verstecken kannst?«
Mel dachte nach. »Vielleicht im Stall.«
»Gut! Versteck dich so gut du kannst, ja? Ich hab hier einiges zu erledigen, und es könnte eine Weile dauern. Fürchte dich nicht, aber verlass nicht dein Versteck, in Ordnung? Hast du verstanden?«
Mel nickte.
»Gut.« Karigan blickte auf ihre Freundin hinunter, als ihr Gesicht plötzlich verschwamm. Sie schwankte, von plötzlichem Schwindel erfüllt. Sie presste die Hände auf die Augen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Mel. »Du siehst aus, als … Ich weiß nicht recht. Nicht sehr gut jedenfalls.«
Karigan zuckte mit den Achseln. »Mir geht’s bestens. Ich hab nur meine Brosche zu häufig benutzt. Nun lauf. Ich habe hier eine Aufgabe zu erledigen.«
Mel huschte davon, warf jedoch noch einen Blick über die Schulter zu Karigan.
»Geh«, sagte Karigan und scheuchte sie fort.
Mel verschwand über den Hof, und Karigan hoffte inständig, dass sie sich ungehindert in Sicherheit bringen konnte. Sie sackte in den Schatten zusammen, schloss kurz die Augen und holte tief Luft. Sie sehnte sich nach einem Federbett und viel, viel Schlaf. Doch bevor sie endgültig alle Kräfte verließen, sollte sie sich jetzt besser zusammenreißen und weitergehen.
Sie streifte durch den Innenhof, auf der Suche nach einem Eingang in die Burg. Solange sie niemand entdeckte, wollte sie ihre Brosche nicht mehr benutzen. Wenn sie sich unsichtbar machte, wurden ihre Kopfschmerzen immer stärker, weil die Brosche an ihren Kräften zehrte.
Sie kam an einige große Glastüren, ein ungewöhnlicher Gegensatz zu den massiven Steinmauern der Burg. Es gab hier viele Fenster, die im Mondschein wie schwarzes Eis schimmerten. Was für ein Raum auch dahinter liegen mochte, er war dunkel, und nirgends waren Wachen zu sehen. Sie drückte versuchshalber die Klinke, und die Türen öffneten sich. Sie warf einen Blick nach hinten und trat ein.
Sie wünschte, sie hätte ihren Mondstein, damit er ihr den Raum enthüllte und ihr half, ihn zu durchqueren, doch der Mondstein war jetzt nur noch zersplitterter Kristall.
Der Raum, entschied sie, war eine Art Sonnenzimmer oder Studierstube. Sie konnte die Umrisse von Regalen und die Ränder schwerer Möbel erkennen. Sie fragte sich, ob König Zacharias hier wohl viel Zeit verbracht hatte.
Vorsichtig bewegte sie sich durch den Raum und stieß trotzdem mit dem Oberschenkel gegen eine Tischkante. Sie konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken.
»Ich werde von Kopf bis Fuß mit blauen Flecken übersät sein«, murmelte sie und rieb sich den schmerzenden Schenkel.
Dann tastete sie sich auf einen Lichtstreifen zu, der unter einer Tür hindurchsickerte, und es gelang ihr recht gut, ohne gegen allzu viele Gegenstände zu stoßen oder etwas umzuwerfen. An der Tür angelangt, sank sie auf die Knie und spähte durch den Spalt, durch den das Licht drang, und lauschte. Keine Menschenseele weit und breit.
Nur für den Fall, dass da draußen doch jemand war, berührte sie die Brosche und machte sich unsichtbar, dann öffnete sie die knarrende Tür. Der Flur dahinter war lediglich schwach beleuchtet und bis auf einige Rüstungen, die dort schon seit ewigen Zeiten standen, leer.
Sie glitt aus dem Zimmer und vertraute ihrer Eingebung, als sie sich in eine Richtung wandte, von der sie glaubte, dass dort der Thronsaal lag.
DER GEIST
Stevic G’ladheon war sich nicht sicher, ob er noch mehr von diesen Schreien ertragen konnte. Einige Adlige hatten es gewagt, Prinz … nein, König Amilton zu trotzen. Ein Adliger lag tot darnieder, und Blut floss ihm aus Nase, Ohren und Mund, zwei weitere waren der seltsamen Macht, die Amilton zu Gebote stand, erlegen, bevor sie das gleiche Schicksal traf. Amilton legte ihnen einfach die Hände auf Schultern oder Kopf. Schwarze Energieblitze züngelten auf und knisterten um seine Hände
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