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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Hirschkuh zum Waschbär, dann zu Karigan. Stielaugen pendelten, als sie ihre Beute begutachtete. Sie knuffte sie mit einem Fühler in die Rippen und pfiff leise vor sich hin.
    Karigan wich ruckartig aus und schlug mit der freien Hand nach dem Fühler. »Hau ab!« Doch das Wesen hatte seine Aufmerksamkeit schon auf die kugelförmigen Gegenstände gerichtet. Es stupste ein oder zwei mit der Klaue in eine akzeptablere Position, dann trollte es sich.
    Karigan stöhnte. Ohne Pferd war alles verloren. Sie war gefangen, und es gab kein Entkommen. Sie hatte nicht erwartet, dass es so enden würde. Sie hatte gedacht, dass sie die Stadt Sacor erreichen und die Botschaft dem König persönlich übergeben würde. Sie wäre ein Held gewesen! Wenn man sie schon aufhielt, so hätte sie eher vermutet, dass es durch Immerez und seine Männer geschehen würde, und die waren schon schrecklich genug. Dieses Monster war für sie völlig überraschend gekommen.
    Augenblicke verstrichen, in denen der Wolf sein grauenhaftes Geheul fortsetzte. Wie lange würde es dauern, bis das Wesen zurückkehrte? Wie lange, bis es sich wieder hier einfand, um zu fressen?
    Der Geruch von Lorbeer wehte aus ihrer Manteltasche zu Karigan heran. Der kleine Lorbeerzweig musste beim Kampf mit der Kreatur zerbrochen sein, und nun geschah das, was Miss Bayberry vorhergesagt hatte: »Wenn du merkst, dass die Zuversicht dich verlässt und die Hoffnung erlischt, nimm ein Blatt und reibe es zwischen den Fingern. Der Geruch wird
dich erfrischen, und vielleicht denkst du dann an mich.« Hoffnung stieg in ihr auf, und damit auch Mut. Solange sie lebte, gab es immer noch eine Aussicht zu entkommen.
    Miss Bunchberry hatte ihr eine Steinbeerblüte gegeben: »Wenn du einen Freund brauchst, zupf ein Blatt von der Blüte und lass es mit dem Wind davontreiben. « Sie wünschte sich fieberhaft, jetzt in der Obhut der Berry-Schwestern zu sein. Sie brauchte einen Freund.
    Hinter ihr zerriss ein Knacken die Stille. Erst konnte sie nicht feststellen, woher das Geräusch kam, dann fiel ihr Blick auf die kugelförmigen Gegenstände. Sie zitterten; haarfeine Risse bildeten sich und überzogen die ganze Oberfläche. Karigan sackte in die Knie, doch das Netz hielt sie aufrecht. Die Kugeln waren Eier.
    Fühler ragten hindurch. Kleine Klauen patschten gegen die Innenseiten der Schalen, und schleimige Silberleiber, Miniaturausgaben des Elternwesens, kamen nass und glitzernd zum Vorschein. Sie glitten über ihre Geschwister hinweg, eines über das andere, und huschten auf das Netz zu, von der Wärme angezogen, die jene ausstrahlten, die darin gefangen waren. Es konnte kein Zweifel bestehen, wer sich hier an ihnen laben würde.
    Ein Wesen krabbelte auf Karigans Stiefelspitze, und sie trat es davon. Es wirbelte einen Meter durch die Luft, flitzte jedoch in einem rasenden Wirrwarr aus Beinen, Fühlern und Klauen wieder auf sie zu. Auch die Tiere wehrten sich, verstrickten sich in ihrer Panik aber nur umso mehr in den klebrigen Netzfäden.
    Ein beinahe menschlicher Schrei übertönte das Stöhnen der Tiere. Karigans Nerven spannten sich bis zum Zerreißen. Der Waschbär. Sie schloss die Augen, als könnte sie so seine qualvollen
Schreie zum Verstummen bringen. Als die Schreie erstarben, öffnete sie wieder die Augen.
    Drei von der Brut kletterten ihr Bein hoch. Sie stöhnte und schüttelte sie ab, eher wütend als ängstlich. Dazu hatten diese Wesen kein Recht. Kein Recht. Es knirschte widerlich, als sie sie mit dem Stiefelabsatz zertrat.
    Sie hielt die Steinbeerblüte in der Hand. Sie konnte sich nicht entsinnen, sie hervorgeholt zu haben. Der Geruch der Steinbeere war giftig. Wenn du einen Freund brauchst, zupf ein Blatt von der Blüte … Sie würde eine Heerschar von Freunden brauchen. Sie schüttelte ihr Bein, doch diesmal klammerten die frisch geschlüpften Wesen sich mit den Klauen fest und tasteten sich mit den Fühlern einen Weg das Bein hinauf.
    Sie führte die Hand mit der Blüte zu ihrer anderen Hand hinunter, die im Netz festklebte, und zog ein einzelnes Blatt ab. … und lass es mit dem Wind davontreiben. Sobald ihre Fingerspitzen das Blütenblatt losließen, wurde es von einer Bö erfasst, die es an Netzfäden und verschlungenen Baumästen vorbei über die Wipfel hinweg außer Sicht trug. Karigan seufzte. Wenigstens würde sie mit dem Gedanken an ihre Freundinnen sterben.
    Wieder schüttelte sie ihr Bein. Die Wesen waren nun schon bis zu ihren Hüften hochgeklettert und begannen

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