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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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ihre Stacheln zu benutzen. Ihre Beine wurden taub. Doch sie wollte nicht kampflos sterben und schüttelte und krümmte sich ungeachtet der Stiche und strich sich einige der Wesen mit der freien Hand vom Leib. Jedes kleine Ungeheuer, das zu Boden stürzte, war für sie ein Sieg, und sie trat es mit dem Stiefelabsatz ins Erdreich.
    Ein Kreischen übertönte das Winseln ihrer Mitgefangenen,
und ein großes geflügeltes Etwas brach durch das Nadeldach der Bäume. Karigan krümmte sich unter dem Schatten. Welches Grauen stürzte sich jetzt auf sie, um sich am Festschmaus der kleinen Wesen zu beteiligen? Dann erkannte sie die Umrisse eines Adlers – eines gewaltigen grauen Adlers.
    »Das Netz!«, schrie sie ihm zu. »Hüte dich vor dem Netz!«
    Sie spürte jeden Schlag seiner mächtigen Schwingen. Seine Spannweite war mindestens so weit wie sie groß war – wie geschaffen für die himmlischen Höhen der Windgesang-Berge, doch nicht sehr praktisch in den Wäldern.
    Ich werde dir helfen. Er ließ sich über ihr auf einem starken Ast nieder.
    »Was?«
    In den ältesten Überlieferungen jener Art, die von Kindern geliebt und von skeptischen Erwachsenen verächtlich abgetan wurden, gab es Geschichten von Wesen mit einer Intelligenz, die der des Menschen gleichkam, und deren Stimmen in den Gedanken anderer erklangen. Karigan hatte ihre Mutter immer gebeten, ihr solche Geschichten zu erzählen, doch nun, als skeptische Erwachsene, war sie sich nicht sicher, ob sie den Adler wirklich gehört hatte. Herr Ione hatte nie etwas davon erwähnt, dass Tiere oder Vögel sich der Gedankensprache bedienen könnten, also hatte sie wohl wirklich nichts gehört. Der Adler war nichts weiter als eine Halluzination. Das Hämmern in ihrem Kopf und die giftigen Stiche verwirrten anscheinend bereits ihren Verstand und bewirkten, dass sie Dinge sah und hörte, die es nicht gab.
    Ich werde dir helfen. Die Stimme war tief und volltönend und sehr real.
    Von Ehrfurcht erfüllt, konnte Karigan den Adler lediglich mit offenem Mund anstarren. Wenn die alten Geschichten
wahr waren und der Adler wirklich zu ihr sprach, musste sie ihm antworten. Sollte sie ihre Gedanken einfach an ihn richten, als spräche sie zu ihm, oder sollte sie sie tatsächlich laut aussprechen? Konnte er ihre Gedanken hören?
    Führe mich. Der Adler saß so reglos wie eine Statue, obgleich ein Unterton von Verwirrung in seiner »Stimme« mitschwang.
    Karigan öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch, unfähig, auch nur ein Wort hervorzubringen. Selbst wenn er ihre Gedanken lesen könnte, würde ihm das nicht viel nützen, denn sie waren ein einziges chaotisches Durcheinander.
    Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte. Wenn er versuchte, gegen die Kreaturen zu kämpfen, konnte er sich leicht im Netz verfangen, oder die anderen Wesen konnten ihn stechen, oder … Sie suchte verzweifelt nach einer Antwort und schüttelte fast beiläufig zwei weitere kleine Monster ab, die an ihrem Bein saßen. Sie blickte zu Pferds reglosem Körper. Er war auf die Sattelscheide gefallen. Wenn der Adler ihren Säbel erreichen konnte …
    »Mein Schwert«, sagte sie. »Es liegt unter dem Pferd. Wenn du es hervorziehen und mir geben … «
    Der Adler, der ihre Absicht erahnte, erhob sich von dem Ast und flog zu Pferd. Er landete auf dem Boden, den Kopf geneigt, als überlege er, wie er das am besten anfangen sollte. Karigan konnte nicht hinsehen. Kleine Silberscheiben wuselten überall auf Pferds Leib herum.
    Ihr rechtes Bein war schon völlig taub. Wenigstens spürte sie die Schmerzen in ihrem Knöchel nicht mehr.
    »Au!« Ein kleines Ungeheuer biss sie unter dem linken Knie. Sie schüttelte ihr Bein so heftig, dass das Wesen gegen den nächsten Baumstamm geschleudert wurde. Sie keuchte
vor Anstrengung auf und hing erschlafft im Netz wie eine Puppe.
    Hier ist das Schwert. Der Adler schwebte unmittelbar über ihr, den Säbelknauf in einer seiner großen Krallen. Sie streckte die freie Hand so weit wie möglich nach oben. Behutsam ließ der Adler den Säbel sinken und versuchte dabei zu verhindern, dass er sich im Netz verfing. Sie konnte den Knauf nicht ganz erreichen und ergriff stattdessen die Klinge.
    »Au!« Sie zerschnitt sich Finger und Handfläche, und fast hätte sie die Waffe fallenlassen. Doch ihre Angst vor den silbernen Kreaturen war größer als der Schmerz, und sie ließ nicht los. Sie drehte den Säbel mit der anderen Hand herum, so dass sie ihn am Heft packen konnte.
    Dein Pferd lebt

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