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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Buden ihre Waren, und Besucher umringten Straßenmusiker, die für eine Kupfermünze Balladen spielten. Aus Abzugslöchern in den Dächern von Badehäusern stieg Dampf. Trotz der unglaublichen Preise, die draußen auf Schiefertafeln angeschrieben waren, bildeten sich lange Schlangen vor den Badehäusern, und das Geschäft blühte. Ohne die heißen Quellen wäre Selium sehr viel ärmer gewesen.
    Studenten in indigofarbenen, grünen und kastanienbraunen Uniformen sorgten für ein kunterbuntes Bild, wie sie sich durch die Menge schoben und drängelten oder auf der Treppe vor dem Kunstmuseum saßen. Einige tauschten Unterlagen aus und schwatzten miteinander, wieder andere zeichneten. Manche spielten konzentriert Intrige, während um sie herum Tauben gurrten und Krumen aufpickten.
    Eine alte Sehnsucht stieg wieder in Stevic auf, als er diesen Anblick in sich aufnahm – der tiefe Wunsch, selbst hier zu studieren. Als Jugendlicher hatte er nicht das Geld gehabt, in
Selium eine Ausbildung zu genießen. Seine Familie hatte ihr spärliches Einkommen dem Meer abgerungen. Schon in jungen Jahren hatte er meisterhaft mit einer Schaluppe umgehen können und seinen Brüdern und Schwestern geholfen, die schweren Netze an Bord zu ziehen. Jeden Tag hatte er in den Stunden, die er damit verbrachte, Fische zum Dörren auszunehmen und abzuschuppen, davon geträumt – oh, und wie er davon geträumt hatte! –, dass der Goldene Kustos in sein armes Dorf käme, um nach verborgenen Talenten zu suchen, und in ihm eines fand.
    Leider war es ein Traum geblieben, denn der Goldene Kustos war nie in sein abgelegenes Dorf gekommen. Stevic hatte das Leben eines Fischers für eine wenig angenehme Zukunftsaussicht gehalten, und als er den Gestank toter Fische und die an seiner Haut klebenden Schuppen nicht mehr hatte ertragen können, war er davongelaufen.
    Statt einer kultivierten Unterweisung in den Künsten und der Geschichte sammelte er im Dienst verschiedener Kaufleute Lebenserfahrung. Er lernte zu lesen und mit Zahlen umzugehen – dafür sorgte schon sein erster Arbeitgeber – und reiste an Orte, die er sich im Traum nicht hätte vorstellen können, doch auf eine klassische Ausbildung hatte er verzichten müssen.
    Umgeben vom Trubel von Seliums größter Verkehrsader und in seine eigenen wehmütigen Erinnerungen versunken, hätte er fast die unerfreulichen Anschuldigungen vergessen, die ihn hierherführten. Die Vorwürfe gegen Karigan waren natürlich lächerlich, und er hatte die Absicht, sie bei Rektor Geyer allesamt richtigzustellen. Wenn sonst nichts mehr half, würde sicher eine finanzielle Zuwendung den Rektor veranlassen, seinen Irrtum einzusehen.
    Rosa Apfelblüten trieben durch die Straßen und erfüllten
die Luft mit einem weit süßeren Duft als der Leichnam unten an den Toren. Stevic war mit leichtem Gepäck unterwegs, obwohl er versucht gewesen war, jetzt, da der Frühlingshandel begonnen hatte und die Menschen in Kauflaune waren, eine Karawane mit Handelsgütern mitzunehmen. Doch die Misere seiner Tochter war wichtiger, und so war er eilends aufgebrochen und hatte nur Sevano mitgenommen, der trotz seines Alters noch gut mit dem Schwert umzugehen verstand und stets eine willkommene Begleitung war. Auf einer von Stevics eigenen Handelsbarken waren sie von Korsa aus den Grandgent hinaufgesegelt. Um schneller voranzukommen, hatten sie auf Fracht verzichtet. Ein Zweitageritt hatte sie vom Fluss nach Selium geführt.
    Stevic schickte Sevano los, damit er ihnen Zimmer in der Harfe & Trommel besorgte, wo er immer wohnte, wenn er sich in der Stadt aufhielt. Das Gasthaus war sauber und an die berühmten heißen Quellen angeschlossen. Jeden Abend traten im Gemeinschaftsraum Studenten auf, denn die Harfe & Trommel bot angehenden Spielleuten Gelegenheit, sich unter realistischen Umständen in ihrem Handwerk zu üben und sich gleichzeitig einige Kupfermünzen und Silberlinge für die Studiengebühren zu verdienen.
    Stevic hatte gehofft, Karigan würde eine Vorliebe für das Musizieren entwickeln, doch allem Anschein nach fehlte ihr dazu die Begabung. Wofür genau sie begabt war, blieb ein Rätsel, obwohl Rektor Geyer in seinem Schreiben angedeutet hatte, dass ihre Begabung darin bestehe, nichts als Schwierigkeiten zu machen. Stevic hatte das Schreiben zerknüllt und ins Feuer geworfen. Seine Tochter war dickköpfig, aber auch intelligent. Man musste nur wissen, wie man ihre Energien in die richtige Richtung lenkte.

    Je näher Stevic dem

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