Der magische Reiter reiter1
Holz enthielt – genug, um die Papiermühlen und Schiffswerften für die nächsten paar Jahrhunderte am Laufen zu halten; und L’Petrie wegen seiner Häfen, der Fischereiflotte – und wegen Korsa, der
blühenden Handelsstadt. Außerdem lag die Provinz in der südöstlichen Ecke seiner Grenzen.
Wenn überhaupt, würde es nur wenig Widerstand geben. Beide Provinzen besaßen Milizen, die allenfalls lachhaft waren. Und wenn sich wirklich ein Problem ergeben sollte? Der Graue und König Amilton würden ihm mit ihrer gemeinsamen Streitmacht den Rücken stärken.
»Ihr werdet siegen, mein Prinz«, sagte Mirwell. »Ihr werdet siegen.«
Das heißt, dachte er, wenn Immerez diesen Grünen rechtzeitig aufhalten kann.
STEVIC G’LADHEON
Ein böses Omen kreuzte Stevic G’ladheons Weg, als er auf seinem Rotfuchs durch die Tore von Selium ritt. Der Karren eines Leichenbestatters war an den Straßenrand gezogen worden. Der alte Klepper, der davor angeschirrt war, döste in der Sonne, ungeachtet der Fliegen, die um seine tränenden Augen herumschwirrten – und um das, was unter der Decke auf dem Karren lag.
Der Leichenbestatter, ein alter Mann mit Stoppelbart, lehnte an der Deichsel des Karrens. Seine zerschlissene Kleidung – eine löcherige Hose und ein ausgeblichenes, nur noch durch Flicken zusammengehaltenes Wams – waren mit Schlamm und Schmutz verschmiert, als wäre er gerade vom Ausheben eines frischen Grabes zurückgekommen. Stevic G’ladheon, dessen eigene Kleidung aus feinsten Stoffen und von hervorragendem Schnitt war, rümpfte die Nase.
Eine Frau in Grün gesellte sich zu dem alten Mann. Ihr Haar glänzte wie frisches Kupfer und war zu einem langen Zopf geflochten, der ihr den Rücken herabhing. Die goldene Stickerei eines geflügelten Pferdes schmückte den linken Ärmel ihres kurzen Kleids, und ein Säbel hing an ihrer Seite.
»Ich kann von hier aus riechen, was auf dem Karren liegt.«
Stevic lächelte seinen Frachtmeister Sevano, der neben ihm auf einer grauen Stute ritt, grimmig an. »Bei dem Gedanken
an Selium kommt mir nicht gerade so etwas in den Sinn«, sagte Stevic. »Erstaunlich, dass sie den Leichenbestatter durch die Tore gelassen haben.«
Als sie an dem Karren vorbeiritten, hob die Frau die Decke an. Sie schlug die Hand vor Mund und Nase. Stevic hätte nicht sagen können, ob sie entsetzt darüber war, den Leichnam eines Bekannten zu sehen, oder lediglich auf den Verwesungsgestank reagierte.
»Hab ihn am Straßenrand gefunden«, sagte der Leichenbestatter schroff. »Muss schon eine Weile da gelegen haben, schätze ich. Hätte ihn ja verschimmeln lassen können, aber so einer bin ich nich’. Manche würden eine Leiche glatt verrotten lassen, wenn keiner da ist, der ein anständiges Begräbnis bezahlt. Ich kann Euch günstig einen Kiefernsarg anbieten, falls Bedarf besteht.«
»War irgendwo in der Nähe ein Pferd?«, lautete die überraschende Antwort.
»Weit und breit keins außer meiner alten Schindmähre hier, Hauptmann. Also, wie steht’s mit dem Sarg?«
Die Frau ließ die Decke fallen und packte den Leichenbestatter an den Rockaufschlägen. Die Augen quollen ihm aus dem Kopf, und die Arme baumelten hilflos an den Seiten, als sie ihn schüttelte. »Hast du in der Nähe der Leiche etwas liegen sehen?«, wollte sie wissen. »Eine Tasche? Sattelzeug?«
»N-nein! Nichts …«
Stevic und der Frachtmeister eilten im Trab an dieser unangenehmen Szene vorbei. Nach einer Weile zügelte Stevic seinen Rotfuchs und schaute zurück. Der Leichenbestatter war verschwunden, und die Frau hielt zwei Pfeile in der Hand. Tiefe Falten umgaben ihre Mundwinkel.
Sevano folgte Stevics Blick. »Grüne Reiter«, murmelte er.
»Immer wie Raben vor dem Sturm, bringen schlechte Kunde, ganz gleich, wo einer auftaucht.«
Manchmal schien es der Wahrheit zu entsprechen, dass die Boten des Königs nur schlechte Neuigkeiten brachten: von Hader, Krankheit und Tod bis zu neuen Steuern. Einem Grünen Reiter über den Weg zu laufen war für einige Menschen eine Katastrophe. Stevic wusste es besser. Vor zehn Jahren hatte ein Grüner Reiter die Kunde gebracht, dass Königin Isen sich mit der Aufnahme des Clans G’ladheon in die Liga einverstanden erklärt habe. Der Reiter war geblieben, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen, und hatte sich während des folgenden Empfangs als vergnüglicher Unterhalter erwiesen.
Stevic und Sevano ritten durch das spätnachmittägliche Treiben von Selium. Handwerker verhökerten in
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