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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Hals. »Guten Morgen«, sagte er. »Dein Führer erwartet dich schon.«
    Grinsend erwiderte Karigan seinen Gruß. Sie legte den Sattel auf das Gatter und streifte Pferd das Zaumzeug über. »Das weiß ich zu schätzen. Im Wald werden die Mirweller mich nicht finden.«
    Abram lächelte zurück und half ihr, den Sattel auf Pferds Rücken zu hieven. »Bestimmt nicht.«
    Abram bestand darauf, dass sie auf Pferd ritt, obwohl er zu Fuß ging – er behauptete, seine langen Beine könnten mit jedem Pferd mithalten. Karigan zog den Sattelgurt fest, hob das durchhängende Schwertkoppel etwas an und stieg auf. Abram führte sie aus dem Pferch hinaus, und Pferds Hufe versanken im Schlamm.
    Karigan duckte sich unter Ästen hinweg, die noch triefend nass vom Regen des Vortags waren, ohne jedoch verhindern zu können, dass sie bis auf die Haut durchnässt wurde. Mückenschwärme sammelten sich im Schatten, aber mit fortschreitender Tageszeit nahm ihre Zahl allmählich ab.
    Die Sonne sickerte durch die Bäume und verwandelte an Spinnennetzen haftende Tropfen in funkelndes Geschmeide. Eingerollte Farnblätter entfalteten sich zu großen, gefiederten Wedeln, und die Blätter von Espen, Birken und Ahornbäumen bildeten mächtige Knospen und verdeckten den Himmel wie niemals zuvor.
    Abram führte sie einen unsichtbaren Pfad entlang. Er umrundete Felsvorsprünge und Windbrüche, die noch vom Winter herrührten, stieg über gurgelnde Bäche hinweg, die am Ende des Sommers ausgetrocknet sein würden, und fand sogar im dichten Unterholz noch Wege. Welchem Pfad er auch
immer folgen mochte, er war nicht schwer zu begehen. Er summte in einem fort, und sein Schnurrbart sträubte sich, als lächele er. Karigan wunderte sich über seine Zufriedenheit und war erstaunt, dass er nicht rauchte. Als sie eine diesbezügliche Bemerkung machte, erwiderte er: »Hier brauche ich nicht zu rauchen. In den Städten und Dörfern, vor einem Feuer im Kamin, da muss ich rauchen.«
    Sie sprachen wenig miteinander, obwohl sie in regelmäßigen Abständen haltmachten, damit Abram ihr zarten Frauenschuh, Engelsauge und Wachslilien zeigen konnte, deren Blüten neben seinen großen Händen verschwindend klein wirkten. Die Sonne veränderte die Formen der Schatten in den Wäldern und entzog dem feuchten Erdreich klamme Nebelschwaden. Der feine Nadelteppich auf dem Waldboden trocknete in der Sonne und verströmte einen kräftigen Wohlgeruch. Irgendwo war ein Specht zu hören, der gegen einen Baumstamm klopfte.
    Abram blieb stehen und schaute auf. Karigan folgte seinem Blick und sah die höchste Mastbaumkiefer, die sie jemals zu Gesicht bekommen hatte. Sie hatte einen solchen Umfang, dass nicht einmal Abram sie ganz mit den Armen umschlingen konnte.
    »Dieser Baum ist Hunderte von Jahren alt«, sagte er. »Bei seinem Anblick erfasst mich stets von Neuem Ehrfurcht. Siehst du da oben am Stamm die Narbe, die die Form einer fliegenden Möwe hat?«
    Sie kniff die Augen zusammen und konnte mit einiger Mühe die groben Umrisse von Schwingen und einem Vogelleib erkennen, die jemand in die Borke geschnitzt hatte. Die Narbe war dunkel, eine alte Gravur. »Wer tut denn so etwas?« Sie war mit den Schnitzereien von Liebenden vertraut, doch
wer sollte mitten in der Wildnis eine Möwe in einen Baumstamm schnitzen?
    »Einer, der lange vor mir hier Förster war.«
    »Aber wieso hat er das getan?« Seine Initialen in einen Baum zu schnitzen war eine alberne Art und Weise, seiner Liebe Ausdruck zu verleihen. Liebe war sowieso ein wenig albern. Und außerdem war es grausam, wenn die Liebe endete.
    Abram schlug mit der Handfläche gegen den Baum, als begrüße er einen alten Freund. »Das war einmal ein Königsbaum, Mädchen. Markiert, um einem großen Segelschiff als Mast zu dienen. Die Markierung weist ihn als Besitz des Sealender-Clans aus.«
    »Sealender?« Eine steile Falte bildete sich über Karigans Nasenwurzel. Der Clanname war ihr neu.
    »Das Geschlecht, das vor Hillander über Sacoridien herrschte. Als die Sealenders ausstarben, waren die Hillanders die nächsten Blutsverwandten. Beide stammen von den ursprünglichen Sacor-Clans ab.«
    »Oh.« Wieder einmal war Karigan über etwas verblüfft, was vermutlich Allgemeinwissen war. Nächstes Mal, wenn es ein nächstes Mal gab, würde sie nicht so achtlos über den Geschichtsunterricht hinweggehen.
    »Ich würde diesen Baum nicht einmal dann fällen, wenn der König selbst mir den Befehl dazu gäbe.« Abermals schaute Abram den

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