Der magische Stein
du?«
»Da war ein Geräusch...«
»Und?«
Carlotta hob die Schultern. »Ich habe es gehört, Isa. Da du gesagt hast, dass es hier keine Tiere gibt, kann es sich nur...«
Isa’s leiser Schrei unterbrach das Vogelmädchen. Jetzt hob sie die Hand und deutete an Carlotta vorbei. »Sie sind da!«
Carlotta fuhr herum. Am Rand der Lichtung standen zwei Schattengestalten – die Männer in Grau!
***
Und die waren sicherlich nicht gekommen, um ihnen einen Guten Tag zu wünschen. Es waren die Bösen, die Feinde. Aber sie unternahmen noch nichts.
Isa fand zuerst die Sprache wieder. »Das war zu schnell«, flüsterte sie hektisch. »Das war viel zu schnell. Jetzt sind wir verloren.« All ihre Angst fand sich in diesen hektischen Worten wieder. »Bald werden auch unsere Knochen hier liegen.«
Das Vogelmädchen wunderte sich über seine eigene Coolness. Es lag möglicherweise daran, dass sie mit diesen Gestalten noch nichts zu tun gehabt hatte. Außerdem wollte sie nicht, dass ihr Schützling plötzlich die Nerven verlor.
»Bleib ruhig! Es ist nichts passiert bisher. Wir leben noch. Es ist auch kein Angriff zu erwarten. Jedenfalls deutet nichts darauf hin.«
»Du kennst sie nicht. Sie sind zu stark. Und du musst immer an ihre verdammten Waffen denken. Die sieht man zwar nicht, aber sie sind vorhanden, darauf kannst du dich verlassen.«
Carlotta glaubte ihr. Isa kannte sich hier in dieser Welt viel besser aus. Trotzdem ging sie nicht darauf ein. Zudem hatten sich die Männer in Grau nicht bewegt. Sie standen wie zwei Ölgötzen auf der Stelle und schauten nur nach vorne.
Dabei fielen dem Vogelmädchen die grünen Augen auf. Es waren fast nur diese beiden Augenpaare, denn die Körper verschmolzen mit der herrschenden Dunkelheit.
Isa konnte ihre Worte nicht mehr für sich behalten. Es sprudelte plötzlich aus ihr hervor, und wiederum drehte es sich um die Männer in Grau. »Sie haben mich gefunden, verdammt. Sie haben mich wiedergefunden. Sie finden mich überall. Sie wollen die Menschen, und sie wollen sie als ihre Opfer.«
»Meinst du?«
»Woher kommen sonst die Knochen?«
»Stimmt auch wieder«, räumte Carlotta ein.
»Und jetzt bist auch du an der Reihe. Sie kontrollieren dieses verdammte Grenzgebiet. Sie kennen keine Rücksicht, und sie werden nicht nur mich holen, sondern auch dich. Sie hätten es schon längst getan. Im Moment sind sie noch überrascht, weil sie dich bei mir gesehen haben.«
»Dann sollten wir schleunigst verschwinden!« Carlotta hatte sehr leise gesprochen.
Sie war auch gehört worden, und Isa zuckte mit ihrem Kopf nach rechts, um das Vogelmädchen anschauen zu können. »Das meinst du doch nicht im Ernst.«
»Ich spaße nicht.«
»Man kann ihnen nicht entkommen. So schnell wie sie sind wir nicht, glaub mir.«
Isa sah das Lächeln des Vogelmädchens nicht. Die Reaktion war verständlich, denn sie kannte nichts anderes. Hier herrschten die Männer in Grau mit all ihrer Brutalität, und auch Carlotta gab sich selbst gegenüber zu, dass sie bei einem Kampf schlecht aussehen würden.
»Stell dich hinter mich!«, forderte das Vogelmädchen.
»Was soll ich?«
»Mach schon, stell dich hinter mich!«, flüsterte Carlotta scharf, denn sie spürte, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten. Die andere Seite würde bestimmt etwas unternehmen, und so lange konnten sie auf keinen Fall warten.
Zum Glück reagierte Isa richtig, und sie bewegte sich dabei sehr langsam, um sich nicht verdächtig zu machen. Zudem bemühte sie sich, keinen Laut von sich zu geben.
Carlotta beobachtete dabei die beiden Gestalten. Ob sie genau über sie Bescheid wussten, darüber ließ sich noch streiten. Bisher jedenfalls waren sie wohl noch verunsichert, und sie taten auch nichts, als sich Isa hinter ihre neue Freundin stellte.
»Und jetzt?«
»Leg deine Hände auf meine Schultern und sieh zu, dass du meine Flügel nicht behinderst!«, befahl Carlotta.
»Oh je, ich...«
»Mach schon!«
Es war der erste und es würde auch der letzte Versuch sein. Eine zweite Chance bekamen sie nicht, und Carlotta war froh, dass Isa’s Hände Zugriffen.
»Halte dich fest!«, flüsterte sie.
Im nächsten Augenblick trat sie einen Schritt vor. Ein zweiter folgte. Sie hoffte, die Männer in Grau damit ablenken zu können.
Noch während sie ging, breitete sie die Flügel aus und bewegte sie so heftig wie möglich, um genügend Schwung zu bekommen.
Sie schaffte es.
Mit ihrem Schützling auf dem Rücken stieg sie vor den Blicken der
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