Der magische Stein
verlass dich darauf. Aber ich bin nicht hier, um über mich zu sprechen. Wir müssen gemeinsam einen Ausweg finden.«
»Das denke ich auch.«
»Isa, weißt du denn, wohin wir beide hier geraten sind?«, fragte Carlotta.
»Klar.«
»Und?«
»In Aibon. Im Land der Druiden, wie du bereits vermutet hast.« Isa schauderte. »In einem Paradies, das zugleich Hölle sein kann...«
»Ich akzeptiere, was du sagst. Aibon ist also gefährlich, denke ich mir.«
»Oh ja... Es ist für manche Menschen tödlich. Meine Freundinnen und ich haben uns mit den alten Druidenkulturen beschäftigt. Wir wollten Einblick in eine faszinierende Welt erhalten und haben sie auch bekommen. Nur hat man uns auch die grausame Seite erfahren lassen.«
»Ist sie das hier?«, wollte das Vogelmädchen wissen.
»Ja und nein.«
Carlotta schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid, aber das verstehe ich nicht.«
Isa drehte den Kopf so gut wie möglich. »Ich kann dir nur sagen, dass wir uns in einer Grenzregion befinden, in einem Niemandsland. Hinter diesem Waldstreifen beginnt das Grauen. Da fängt dann die Welt des mächtigen Guywano an.«
Carlotta hatte diesen Namen noch nie gehört. »Wer ist das?«
»Der Herrscher über die grausame Hälfte dieser Welt. Ein Druidendämon, eine fürchterliche Gestalt, die nur siegen und alles beherrschen will. Aibon ist Paradies und Hölle zugleich, das wiederhole ich noch mal. Die Hölle wird von Guywano beherrscht. Dort sind das Grauen und der Schmerz zu Hause. Es gelten nur die Regeln, die er aufgestellt hat, und die bedeuten Tod.«
Allmählich begriff Carlotta. Gerade deshalb schüttelte sie den Kopf. »Umso weniger kann ich fassen, dass dich dieses Land interessiert hat. Du hast doch gewusst, was dich erwartet.«
»Eben nicht!«
»Ähm... das verstehe ich nicht.«
»Wir hatten doch gedacht, den anderen Teil Aibons zu erleben.« Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. »Und dieser Teil ist einfach wunderbar. Er ist wirklich ein grünes Paradies, in dem man sich auch als normaler Mensch wohl fühlen kann. Dorthin haben wir einfach nur gewollt. Nicht mehr und nicht weniger. Deshalb haben wir Frauen den Kreis gegründet, ich weiß aus alten Schriften, dass sich Aibon den Menschen früher nicht geöffnet hat, aber da ist inzwischen eine Veränderung eingetreten. Wahrscheinlich durch Guywano. Er gibt sich nicht damit zufrieden, hier zu bleiben, er will Menschen beherrschen, deshalb streckt er seine Fühler aus und macht es recht einfach, sein Reich zu besuchen.«
»Und dann tötet er?«
»Das ist ein großes Problem. Ich weiß nicht, warum er tötet oder töten lässt, aber es muss mit dem magischen Stein Zusammenhängen, denke ich mir.«
Carlotta nickte. »Von dem wir weggefegt worden sind.«
»Ja. Andere leider nicht.«
»Warum nicht?«
Isa hob wieder die Schultern. »Ich kenne die genauen Vorgänge nicht. Ich weiß nur, dass dieser Stein gierig ist. Ihn dürstet nach Menschen, das wissen wir. Welches Ziel dahinter steckt, weiß ich nicht, aber Menschen sind wichtig, und der Stein lässt sie nicht am Leben, so bitter das auch ist.«
Carlotta wollte Isa aufmuntern und lächelte ihr zu. »Jedenfalls haben wir es geschafft und sind am Leben.«
»Ja, da sind wir...«
»Das klang aber nicht optimistisch.«
Isa senkte den Kopf. »Es ist noch nicht alles vorbei, das schwöre ich dir. Da kann sich einiges wiederholen, und wenn das geschieht, werden wir das Nachsehen haben. Der verdammte Stein gibt nicht auf. Er will weitere Beute. Ich weiß, dass er sehr wichtig für diese Welt ist. Ich sehe ihn als einen Grenzstein zwischen den zwei Welten an. Mehr kann ich auch nicht sagen.«
»Das reicht ja schon mal für den Anfang. Jetzt müssen wir nur darangehen, deine Ketten zu lösen. Gibt es irgendeine Möglichkeit? Hast du es schon versucht?«
»Ja, aber keinen Erfolg gehabt.«
»Ein Schloss gibt es nicht?«, fragte Carlotta.
»Genau.«
»Dann werde ich mal schauen.«
Carlotta warf andere Gedanken zur Seite. Für sie war es wichtig, ihre neue Freundin zu befreien, und sie kniete sich hinter Isa’s Rücken, um sich die Fesselung genau anzuschauen.
Sie hatte sich nicht getäuscht. Es gab kein Schloss, das erst noch hätte geöffnet werden müssen. Um die Kette zu halten, die um den Körper geschlungen war, sodass sie auch die Arme halten konnte, waren zwei Glieder in zwei andere hineingeschoben worden. War die Kette stramm genug gezogen, hielt sie auch.
»Ich hab’s,
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