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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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Sie blickte ihn eindringlich an, und er wußte, was sie ihn fragte. »Ich werde nicht umkehren. Nicht jetzt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es überhaupt möglich wäre.« Sie stand auf und warf die Pelze beiseite.

    »Es ist deine Sache, Michael. Ganz allein deine. Ich folge dir nur noch.« Sie zogen weiter, Michael voran, Cat hinter ihm; sie sprachen nicht mehr viel miteinander. Sie fandennochzweiweitere derKreuze, die die Expedition der Brüder hinterlassen hatte, und kreuzten noch einen klaren Bach, aus dem Michael trinken konnte, -doch die meiste Zeit war der Wald düster und monoton. Efeu und Moos hingen von den mächtigen Stämmen, und Pilze zogen sich wie Treppenstufen über das Holz oder wucherten zwischen den Wurzeln; nachts kam das einzige Licht oft von dem verfaulenden, phosphoreszierenden Holz. Eines Nachts küßte Michael Cat, und ihre Körper fanden zueinander. Danach fiel ihr Haar zurück, und im Licht des kleinen Feuers sah er, daß ihre Ohren spitz und lang waren. Feine Härchen wuchsen darauf. Und in ihren Augen schimmerte es smaragdgrün. Mirkady hatte sich geirrt, dachte er. Er hatte gesagt, daß Michaels Liebe Cat in ein menschliches, sterbliches Wesen wie ihn selbst verwandeln würde, aber hier im Wolfswald bekam die andere Seite ihres Wesens wieder Überhand. Sie begann, ihre menschliche Seite zurückzulassen. Sie entdeckten Zeichen von Leben zwischen den Bäumen. Michael stieß auf Spuren, die von einem großen Hirsch stammen mußten, und Cat hielte ihren Bogen bereit für den Fall, daß sie auf Wild stoßen sollten. Manchmal scharrte und raschelte nachts etwas jenseits des Lagerfeuers, und einmal sahen sie kurz Augen glühen. Am Morgen, nachdem sie die Augen gesehen hatten, ritten sie schweigend hintereinander her, als Michael etwas vor ihnen bemerkte: Bewegungen zwischen den Bäumen, Schreie in der Ferne, die ersten Stimmen außer ihren eigenen, die sie seit Wochen hörten. Sie hielten sofort an und stiegen vorsichtig ab. »Grymyrchs«, zischte Cat. »Bist du sicher?« Michael konnte nichts erkennen. »Ich rieche sie.« Langsam gingen sie weiter. Ein dunkler Haufen der Kreaturen zankte sich und knurrte vor sich hin. Es waren vier oder fünf von ihnen. Michael zog sein Schwert, und aus dem Augenwinkel sah er, wie Cat die Sehne ihres Bogens zurückzog. Es zischte etwas durch die Luft, einer der Kobolde schrie auf und torkelte zur Seite. Ein Pfeil ragte hinten aus seinem Hals. Die anderen richteten sich auf, während Michael mit dem Ulfberht in der Hand auf sie zusprang. Er zerfetzte ein blutbesudeltes Gesicht mit langen Zähnen mit der Klinge und brach dem zweiten Monster das Genick durch, als es sich zur Flucht wandte. Das dritte wollte ihm an die Kehle springen, doch er trat es zur Seite und spießte es auf, als es versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Ein weiterer Pfeil traf die letzte Bestie ins Auge. Cat legte blitzschnell einen neuen Pfeil ein und ließ den Blick über die umstehenden Bäume schweifen, aber der Wald schwieg wieder. Michael bückte sich, um zu untersuchen, worüber die Kobolde sich gestritten hatten.Eine Ziege, oder besser ihre Überreste. Die Kobolde hatten sie gerade der Länge nach aufgeschlitzt. Ein silbriges Glitzern erregte Michaels Aufmerksamkeit, und als er an das klebrige Fell faßte, hielt er einen klingelnden Metallgegenstand in der Hand. Ein Bronzeglöckchen, das an den Überresten eines Halsbands aus Wildleder hing. Die Ziege hatte es getragen. Jemand hielt im Wolfswald Ziegen? Er schüttelte den Kopf. »Hier sind Spuren«, sagte Cat. Sie betrachtete den Boden in der Umgebung der toten Kobolde. »Sie führen nach Westen. Sie sind aus dieser Richtung gekommen.« Fragend sah sie Michael an, er nickte. Nach einem einstündigen, vorsichtigen Ritt kamen sie in eine Art von Wald, dessen Existenz sie schon nicht mehr für möglich gehalten hatten. Die Bäume standen weiter auseinander, und zwischen ihnen wuchsen Farne, Sträucher, Schafgarbe, Butter-und Glockenblumen, blühende Primeln -die sie daran erinnerten, das Frühling war -und purpurrote Waldanemonen. Am auffälligsten aber war das Licht: Das Dach derBäume warhierdünner, und Sonnenstrahlen überfluteten wie ein Segen den Boden, so daß Michael laut auflachte und glücklich sein Gesicht zum Himmel hob. Sonnenschein nach all den Wochen der Düsternis. Es war berauschend wie ein Schluck Wein. Cat fiel es zuerst auf. Ein schwacher Geruch in der Luft. »Feuer.« »Wo?« »Geradeaus.« Sie stiegen ab,

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