Der magische Wald
schwächer. Bald würde es völlig dunkel sein, während das Wasser immer höher stieg, und der Schlamm an ihren Beinen zerrte.
Du kannst nicht kämpfen. Du kannst nicht gewinnen. Verschmelz mit dem Wald.
Nennian versuchte, Cat aus dem Schlamm zu ziehen. Sie schrien sich etwas zu, das Michael nicht verstehen konnte. Immer noch stand er unbeweglich da. Das Wasser stand ihm jetzt bis zu den Knien. Er war völlig durchnäßt. Der Regen ließ nicht nach, sondern traf ihn mit unglaublicher Wucht, prasselte auf die Wasseroberfläche und ließ kleine Fontänen aufspritzen. Cat war frei. Sie kam mit Nennian auf ihn zu getaumelt. Sie waren kaum zu erkennen, waren über und über mit Schlamm bedeckt. Michael wußte es. Einen Moment bevor es geschah, löste sich die Erstarrung, die ihn befallen hatte, und konnte einen Warnruf ausstoßen.
»Paßt auf! Er ist hier!« Eine Fontäne aus Schlamm und Wasser schoß wie ein Geysir in die Luft und wurde sofort vom Sturm weggerissen. Michael sah einen unförmigen schwarzen Umriß mit weit aufgerissener Schnauze, der auf Cat und Nennian zu schoß. Er zog das Schwert und watete durch das dunkle Wasser vorwärts, doch dann erhob sich eine weitere Fontäne, und er wurde niedergeschleudert, als ihn ein steinharter Stoß an der Brust traf. Für eine Sekunde spürte er ein gewaltiges Gewicht auf sich, das ihn unter Wasser drückte, aber er rollte sich zu Seite, und obwohl er mit dem schlammigen Wasser in den Augen kaum etwas sehen konnte, schwang er die Klinge und hörte sie mit einem scharfen Knirschen aufprallen. Es klang wie eine Axt, die auf Holz trifft. Holz. Er wischte sich das Wasser aus den Augen, und sah Cat, die mit ihrem Steinmesser um sich hieb. Nennian wurde von einer schwarzen Bestie angegriffen und war halb in den Schlamm eingesunken. Sein Gesicht war verzerrt vor Angst. Weitere Schlammfontänen explodierten um sie herum, und noch mehr der vierbeinigen schwarzen Gestalten erschienen. Sie waren in dem aufspritzenden Wasser und Morast nur undeutlich zu erkennen, sahen wie Hunde aus, oder Wölfe, und waren überall. Michael stürzte mit dem Schwert in der Hand vorwärts und versuchte, zu seinen Gefährten zu gelangen, aber die Bestien wichen seinen Hieben aus und schnappten nach ihm. Es klang wie das Geräusch brechenden Holzes. Fluchend schlug er nach einem der Angreifer und traf ihn in der Seite. Mit seltsamer Deutlichkeit sah er, daß der Hieb schwarze Holzsplitter losgerissen hatte. Das Wesen krümmte sich, als die eiserne Klinge zustieß. Es fiel in das tosende Wasser und versank unnatürlich schnell darin. Einer seiner Kameraden sprang vor und schnappte nach Michaels Arm, aber er erwischte nur den Ärmel der Pelzjacke, die Michael trug, zerrte daran und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er schrie auf, als die Zähne einer anderen Bestie sich um seinen Fuß schlossen, und trat heftig nach ihr, bis sie losließ. Dann fand er sein Gleichgewicht wieder und stieß mit dem Schwert nach einem der Angreifer, verfehlte ihn aber. Die nächste Bestie versuchte knurrend, ihm an den Hals zu springen, aber er riß seinen freien Arm hoch und stieß sie mit einer Kraft zurück, die er nicht in sich vermutet hatte. Andere stürmten auf ihn ein. Verzweifelt schwang er das Schwert, doch sie attackierten ihn mit schnellen Vorstößen. Schon tropfte sein Blut aus zahlreichen Wunden in das Wasser.
Er sah kurz nach Cat, die wütend gegen die Angreifer kämpfte. Nennian stand bis zu Hüfte im Wasser und schwang einen abgebrochenen Ast. Seine Kutte war an einer Schulter aufgerissen, und Blut strömte aus seinem Hals. Dann traf ein gewaltiger Schlag Michael von hinten, und er wurde ins Wasser geschleudert. Er tauchte unter, spürte eine Schnauze an seinem Nacken, und in dem glitschigen Schlamm rutschte ihm das Ulfberht aus der Hand. Sein Mund war voll Wasser, als er mühsam wieder auf die Beine kam und die Bestie auf seinem Rücken mit den Ellbogen zurückstieß. Eine andere verbiß sich an der Stelle, wo seine alte Wunde war, in seinen Oberschenkel, und das Bein gab unter ihm nach, und er stürzte wieder. Luftblasen stiegen ihm aus Mund und Nase, und er wurde mit dem Gesicht in den Schlamm unter dem schäumenden Wasser gepreßt. Mit aller Kraft kämpfte er sich frei, bedrängt von den harten Körpern. Ein Maul schloß sich um sein Handgelenk, doch er riß sich los. Zähne rissen ihm das Fleisch bis auf den Knochen auf. Er sah Cat stürzen. Ihr Steinmesser war zersplittert, und die Wölfe
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