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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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zwischen den Bäumen, verschwand in dem Wald, der seine Welt war. Cat sah ihm nicht hinterher, ihr Gesicht war blaß und verschlossen und gab keine Gefühle preis. Sie und Michael machten sich auf ihre letzte Etappe, ritten über die kahlen Hügel, dorthin, wo der Fluß aus der Höhlenöffnung floß, und Michael den Weg nach Hause finden würde.

    Als sie einmal zurückblickten, sahen sie den Schwarzen Reiter unbeweglich auf seinem Pferd. Er verharrte in den schattigen Ausläufern des Wildwaldes und beobachtete sie, während über ihm die Morgendämmerung anbrach. Sie kamen gut voran, denn Cats Maulesel war ein gefügiges Tier. Am Abend dieses Tages waren sie schon tief in den Hügeln, und die waldige Welt, durch die sie so lange gereist waren, lag wie ein dunkler Teppich auf dem tiefergelegenen Land hinter ihnen. Auf den Höhenzügen lag Schnee. Es war unheimlich und aufregend, frei in alle Richtungen blicken zu können, sich nicht um dunkle Senken und überhängende Äste kümmern zu müssen. Wenn die Wölfe ihnen noch folgten, waren sie offensichtlich meilenweit hinter ihnen. Den Schwarzen Reiter hatten sie nicht mehr gesehen. Die Höhle und der Fluß hatten sich nicht verändert. Aus irgendeinem Grund hatte Michael erwartet, daß dieser Ort anders war, vielleicht weil der Junge, der an jenem Morgen durch die Höhle gekommen war, verschwunden war. Jetzt gab es nur noch den großen, graubärtigen Mann mit vernarbten Gliedern und den Augen eines Mörders. Sie schlugen ihr Lager auf, entzündeten am Ufer des Flusses ein Feuer und brieten das Fleisch eines Tieres, das sie zwei Tage zuvor erlegt hatten. Dann tranken sie den Gerstenschnaps, den Ringbone ihnen zum Abschied überreicht hatte, und stießen auf ihn und sein Volk an. Noch immer sprach Cat kein Wort über Michaels bevorstehende Abreise. Sie saßen sich am Feuer gegenüber, lehnten sich gegen ihre Sättel, während Fancy und das Maultier friedlich in der Nähe grasten, und über ihnen die Sterne am Nachthimmel funkelten. Die Nächte waren schon kalt. So weit hier oben in den Hügeln gab es überall im Schatten der Felsblöcke und Hügel Schneefelder, und Frost lag in der klaren Luft. Wenn es wieder schneite, würde es wärmer werden. Davon erzählte Michael Cat in einem nervösen Ton; er wußte, daß seine Füße keine Spuren in dem Schnee hinterlassen würde, der bald fallen würde. Es war seine letzte Nacht in dieser Welt. Kurz vor Tagesanbruch würde er Fancy nehmen und durch den kalten Fluß zur Öffnung der Höhle schwimmen, und er würde nie wieder zurückkehren. Cat mußte das wissen, aber sie weigerte sich, darüber zu reden, und der Schmerz und die Schuldgefühle in ihm verwandelten sich langsam in Verärgerung über ihren Starrsinn. »Ich werde morgen früh nach Hause gehen, Cat«, sagte er schließlich knapp.

    Sie stocherte mit einem Stock im Feuer herum. Das gelbe Licht fiel auf ihre eingefallenen Wangen und die tiefe Narbe an ihrem Hals, wo der Holzwolf fast ihr Leben beendet hatte. »Wirst du mit mir kommen?« »Nein.« Sie blickte auf. Ihr blasses Gesicht war verschlossen. Sie wirkte auf einmal alt und verhärmt, wie eine melancholische Jungfer. »Warum nicht?« »Es ist nicht meine Welt. Ich gehöre nicht dorthin. Du wirst ein Kind, ein Junge sein, wenn du zurückkehrst, ich aber würde die gleiche bleiben. Meine Welt -mein Zuhause — ist hier. Ich habe einmal geglaubt, es könnte auch deine Welt sein.« »Das habe ich nie gesagt.« Sie lächelte verzerrt. »Ich habe es dir schon einmal gesagt: Ich hatte nicht gedacht, daß es so sein würde. Ich wußte nicht, was mit mir passieren würde. Herr im Himmel, Cat, ich dachte, es wäre so eine Art Märchenland mit Rittern und Schlössern und allem was dazugehört.« »Aber das ist es doch.« »Nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Wie könnte ich hier bleiben. Du hast doch den Schwarzen Reiter am Waldrand gesehen. Er würde mich nie in Ruhe lassen, und dich vielleicht auch nicht.« »Dieses Risiko würde ich eingehen.« »Es werden keine Wyrims da sein, um dich zu beschützen, Cat. Mirkady und sein Volk waren von Anfang an auf der Seite des Schwarzen Reiters. Nur deshalb haben sie uns das Wyr-Feuer gegeben. Damit es uns in etwas verwandelt, das ihnen ähnlich ist -etwas, das der Schwarze Reiter kontrollieren kann.« »Es hat uns das Leben gerettet«, sagte sie erregt. »Das war so nicht geplant. Wir haben die Macht des Waldes gegen ihn selbst verwendet.« »Michael!« Ihre Stimme war voller

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