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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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Verachtung. »Du hast keine Ahnung, wovon du redest.« »Habe ich das nicht? Ich habe lange darüber nachdenken können. Du wärst fast selbst ein Mitglied des Waldvolkes geworden, und sogar ich habe gespürt, daß eine Verwandlung möglich wäre. Wenn Bruder Nennian nicht gewesen wäre ...« »Der Priester, der den Schwarzen Reiter in seinem Schloß stellen wollte, der den ganzen Wildwald herausgefordert hätte, wenn er es nur gekonnt hätte«, sagte sie geringschätzig. »Ja. Das hat er gewollt, und er wollte uns für seine Zwecke benutzen. Aber er hat mir den Verstand gerettet, Cat. Ohne ihn hätte ich von diesem schwarzen Wasser getrunken, und meine Augen hätten bald so grün geleuchtet wie deine. Ich habe es auch in mir gespürt.« »Aber dann haben Wahrheit und Gerechtigkeit und der Gott, dem du folgst, gesiegt?« Die Feindseligkeit in ihrer Stimme erschütterte ihn, aber er wollte jetzt nicht aufhören. »Wenn du es so nennen willst. Diese Holzwölfe haben uns angegriffen, weil wir das Schloß fast erreicht hatten und ich mich noch immer nicht verändert hatte. Der Schwarze Reiter hatte versagt, also wollte er uns töten. Er hatte nicht damit gerechnet, daß das Wyr-Feuer ein zweischneidiges Schwert ist.« Sie schwieg. In ihrem Gesicht mischten sich Wut und Trauer. »Wir können nicht hier bleiben, Cat«, sagte er beschwörend. »Ich liebe dich, Mädchen. Komm bitte mit mir.« Ihre Augen leuchteten. »Wir sind einen langen Weg zusammen gegangen, du und ich«, sagte sie, »Und doch stehen wir jetzt wieder da, wo alles begann. Als hätten wir keinen Meter zurückgelegt. Als wäre alles ein Traum gewesen.« Es war tatsächlich wie ein Traum, dachte er. Ein Traum von Bäumen und finsteren Bestien, von anderen seltsamen Dingen. Er konnte nicht sprechen. Es war, als sei das Feuer zwischen ihnen ein gähnender Abgrund. Cat schien in unendliche Ferne gerückt zu sein, war für immer für ihn verloren. »O Michael ...«, sagte sie mit zerbrechlicher Stimme. Sie bewegten sich im gleichen Moment, überbrückten die Entfernung und fielen sich in die Arme. Er spürte ihre Knochen unter seinen Händen, ihre Wärme, und er küßte die weiche Haut unter ihrem Ohr. »Ich kann nicht«, flüsterte sie. »Ich gehöre nicht dort hin. Dies hier ist der Ort, an dem ich einmal die letzte Ruhe finden werde.« Du wirst mir den Tod bringen, hatte sie einmal gesagt. Der Satz fiel ihm wieder ein, und er fühlte sich so hilflos wie der kleine Junge, der er vor kurzem noch gewesen war. Es würde kein gutes Ende geben, für keinen von ihnen. Das war nicht die Art und Weise, auf die diese Welt funktionierte. Sie liebten sich ein letztes Mal neben dem Feuer, während um sie herum der kalte Wind auffrischte und über die baumlosen Hügel strich. Als sie endlich einschliefen, verdeckten dunkle Wolken die Sterne, und in der Dunkelheit begann es zu schneien. Schneeflocken fielen auf ihre Gesichter und bedeckten den harten Boden. Kurz vor der Dämmerung brach er auf. Das Wasser am Uferrand war vereist. Der Fluß warsokalt, daßeraufschrie,und er klammerte sich an Fancys Mähne fest, während diese sich durch das langsam fließende Wasser auf den Höhleneingang zu kämpfte, zu der Welt, die auf der anderen Seite wartete. Er ging zurück nach Hause, in seine Kindheit, in das Land, in dem er geboren worden war, aber ein Teil von ihm war immer noch bei dem dunkelhaarigen Mädchen, das ihn von dem verschneiten Ufer aus betrachtete. Er fühlte sich zerschlagen und erledigt, in zwei Hälften zerrissen. Als der schwarze Höhleneingang sich um ihn schloß, weinte er wie ein Kind. Cat blieb stehen und blickte noch lange nachdem er verschwunden war zum Höhleneingang hin. Die Kälte ließ ihre Glieder langsam taub werden. Als sie sich schließlich wieder der kalten Asche des Feuers zuwandte, sah sie ohne Überraschung den Schwarzen Reiter hinter sich stehen. Sein Pferd stieß weiße Atemwolken in die kalte Luft. Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie hatte nicht mehr länger die Kraft, vor ihm zu fliehen.

KAPITEL ZWANZIG
    Als Michael auf der anderen Seite herauskam, fuhr ihm heftiger Wind durch das Haar, und die schwarzen Äste der Uferbäume schwankten bedrohlich. Fancy preschte durch das eiskalte Wasser, erklomm die Uferböschung und schüttelte sich. Langsam stampfte Michael hinter ihr her. Seine Kleider hingen an ihm herunter, verhedderten sich in seinen Gliedern. Er war völlig erschöpft und fror. Am Ufer legte er sich auf den Boden. Seine Füße

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