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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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rasten die Gedanken durch seinen Kopf. Er fragte sich, wie der zerschmetternde Aufprall auf dem Betonbürgersteig sein würde.Äste peitschten ihm ins Gesicht, über seinen Körper, schnitten ihm in die Haut. Der Wald. Er ist noch immer da. Er traf auf etwas Festes, Unnachgiebiges, einen dickeren Ast. Der Schlag raubte ihm den Atem, zerbrach ihm die Rippen wie Stöcke, dann fiel er weiter. Und wieder. Diesmal fegten ihm ganzeBündel dünnere Zweige und Äste durch das Gesicht, rissen die Haut auf. Er wurde von einem Ast auf den nächsten geschleudert, wie in einer Art ›Baumflipper ‹. Der Schmerz, den die gebrochenen Rippen verursachten, ließ ihn aufschreien. Schließlich ein letzter gewaltiger Aufprall. Dann lag er auf dem Rücken, bekam keine Luft mehr, und die Bäume schienen sich um ihn herum zu drehen. Verzweifelt rang er nach Luft. Schließlich gelang es ihm, tief einzuatmen. Der Schmerz in seiner Brust ließ ihn noch lauter schreien. Danach atmete er flach und vorsichtig. Die gebrochenen Rippen stachen ihm wie glühende Messerklingen in die Seiten. Aber ich lebe noch. Mit verzerrtem Gesicht stand er auf. Um ihn herum ragten Bäume empor. Hier unten war es stockfinster, während auf den Baumkronen das blasse Licht des Mondes lag. Der Boden unter seinen Füßen war weich und nachgiebig, Schlamm und Morast, entstanden aus Tausenden von verfaulten Blättern. Die Baumstämme schimmerten schwach, die Rinde war von phosphoreszierendem Moos überwuchert. Es roch nach Feuchtigkeit, Fäulnis und Verfall. Ein Geruch, der Erinnerungen weckte. Er schloß die Augen, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Danach war er nicht mehr völlig blind. Er war wieder im Wolfswald. Auf dem nassen Boden vor seinen Füßen bewegte sich etwas. Er sprang ein Stück zurück, und glühender Schmerz durchzuckte seine zersplitterten Knochen. Die Blätter auf dem Boden bewegten sich, der Schlamm wölbte sich. Er blinzelte, versuchte, etwas zu erkennen. Aus seinem verletzten Arm tropfte Blut auf die Erde, doch er bemerkte es kaum. Es kam etwas aus dem Boden. Er erinnerte sich, und Panik erfaßte ihn. Er sah wieder Nennians Gesicht vor sich, als sie ihn zerrissen. Zwei schwarze Hörner oder Ohren auf einem breiten Schädel. Eine lange Schnauze, die sich aus dem Boden schob. Dann die mächtigen Schultern unter dem schweren Kopf. Die Kreatur war pechschwarz, schlammbedeckt und stank nach vermodernden Blättern und Lehm. Michael rannte. Er dachte: Das ist das Ende. Hier hört es auf. Ich bin das letzte lose Ende. Dann hörte er das schreckliche Heulen der Bestie hinter sich und ihre schnellen Schritte auf dem toten Laub. Er torkelte weiter wie ein Betrunkener, prallte gegen Bäume, stolperte über Wurzeln und stieß mit der Stirn gegen Äste. Er keuchte wie ein defekter Blasebalg, und der Schmerz seiner Verletzungen mischte sich mit den eisigen Adrenalinstößen, die ihn durchfuhren, zu einem Cocktail aus Energie und Panik. Er hörte sich mit seinem mühsam keuchenden Atmen und den klirrenden Schlüsseln in seiner Tasche an wie ein verrücktes Gespenst. Es half nichts. Er verlor ständig Blut, durch die Schmerzen in seinem zertrümmerten Brustkorb bekam er nicht genug Luft. Außerdem war er nicht durchtrainiert, sondern ein übergewichtiger Mann, der zuviel trank und rauchte, der seine Nächte vor oder hinter der Theke verbrachte. Das Stadtleben lag schwer in seinen Gliedern, war ein Mühlstein, der mit verhängnisvoller Schwere auf seiner Brust lag. Ich werde hier sterben, dachte er. Das Märchen ist zu Ende. Michael! Hier entlang! Was? Eine Stimme? Hatte er sie wirklich gehört oder sich nur eingebildet? Michael! Da war sie. Cat, klar und deutlich. Sie winkte ihn eilig heran. Genau wie damals vor vielen Jahren in dem Wald bei ihm zu Hause. Ein heiseres Lachen drang aus seinem Hals. Sie würde ihn wieder retten. Alles würde gut werden. EinSchlagtrafihn vonhintenund warf ihn auf das Gesicht. Sein Mund war voller Laub, und ein trockenes Knurren, wie das Knirschen einer Kettensäge, ertönte. Er rollte über den dreckigen Waldboden. Die Bestie war über ihm, und grünes Licht sprühte aus ihren Augen. Das schwarze Maul senkte sich, und er hob die Arme, um es abzuwehren. Es war wie ein Ringkampf mit schlüpfrigem Mahagoni; solides Holz, unter dem sich dennoch Muskeln dehnten. Harte Pfoten scharrten über seine Brust, zerfetzten seine Kleidung, sprengten Knöpfe ab, zerrissen seine Haut. Er schrie vor Schmerz und Wut. Die Zähne der

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