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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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faßte ihn dann durch sein Nachthemd dort unten an und massierte ihn zärtlich. Der Atem blieb ihm fast stehen. Vergessen waren Blitz und Donner. Ein aufregender, ekstatischer, erschreckender Moment, dann ließ sie ihn los und küßte ihn auf die Nase. Ihr Lächeln wirkte im Licht eines Blitzes gefährlich. »Ich bin ein gefallenes Mädchen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich habe eine Todsünde begangen, Michael.« Das waren schreckliche Worte, Erwachsenenworte. Der Teufel hört zu, dachte er. Todsünde. Rose würde also in die Hölle kommen. Und sie würde nie mehr zu ihm zurückkommen. »Ich werde beten, Rose«, schluchzte er. »Ich werde für dich beten.« Sie lachte laut auf, während der Donner über das Dach dröhnte wie ein verrückter Reiter. »Beten! Der Priester ist es doch, der mich fortschickt, Michael. Wegen ihm muß ich von zu Hause weg. Beten!« Sie setzte sich im Bett auf, geladen wie die Wolken, die draußen vom Sturm über den Himmel gejagt wurden. »Bete nicht für mich. Bete für das Kind. Es wird ein Mädchen. Ich weiß, daß es ein Mädchen wird. Und sie werden es mir nehmen, so wie sie das Schwächste aus einem Katzenwurf ertränken. Es wird ein Bastard sein, Michael. Es hat keinen Vater.« DasLicht einesBlitzesspiegelte sich funkelnd in ihren Augen. Erregt saß sie im Bett, während das bläuliche Licht über ihr Gesicht flackerte. Als es wieder dunkel wurde, sah Michael den Glanz ihrer Augen immer noch körperlos vor sich schweben. Ein helles Nachleuchten. »Vergiß mich nicht, Michael. Und glaub nicht alles, was man dir erzählt. Sie bringen mich fort, aber wenn ich nicht zurückkomme, möchte ich, daß du mich findest und zurückbringst. Oder meine Tochter«, fügte sie flüsternd hinzu. Und mit der gleichen leisen Stimme: »Meine Seele.« »Wirst du das tun? Wirst du nach mir suchen, egal was sie dir erzählen? Versprichst du mir das?« Sie lächelte traurig. »Es gibt Schlimmeres auf der Welt als Sünder, kleiner Michael. Viel Schlimmeres,« Dann umarmten sie sich in dem schmalen Bett und lagen wie Liebende zusammen, bis der Schlaf den Donner versinken ließ. Die Farm schlief, während die Ausläufer desSturmswie dieNachhuteiner geschlagenen Armee nach Westen davonzogen. Unten in der Küche zuckte und schnüffelte der alte Dämon im Schlaf, roch alte Gerüche, sah Dinge, die in seinem Instinkt verwurzelt waren, die er aber nie gesehen hatte -alte Dinge, die für immer in einem abgelegenen Teil seines Hundehirns verborgen lagen. Schnee und Eis und riesige Bestien mit rauhreifüberzogenen Fellen, die sich durch Schneewehen kämpften. Das Tropfen von Wasser in tiefen Höhlen, das Knirschen von Zähnen auf warmen, saftigen Markknochen. Er winselte und seine Krallen scharrten über den Steinboden, aber er war ein alter Hund und erwachte nicht. Rachel schlief auch, ihre dunklen Locken fielen über das Kopfkissen, und ihre harten Gesichtszüge waren entspannt. Sie träumte. Träumte von ihrem schönen Mann, ihrem glutäugigen Verehrer mit den roten Lippen und der weißen Haut. Der dunkelhaarige Mann mit der eleganten Kleidung, gut gebaut mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Immer noch im Schlaf klemmte sie die Bettdecke zwischen die Beine und zog sie an sich heran. Aber er hatte sie verlassen. Und das, obwohl sie ... obwohl sie es schließlich selbst gewollt hatte, zugestimmt hatte, im Gras lag und sich nach ihm sehnte, das Gebetbuch achtlos neben sich geworfen, die Haare ein dunkler Fächer zwischen den Butterblumen. Ihr geblümtes Kleid war bis über die Taille hochgeschoben, und wenn sie sich getraut hätte, hätte sie sich selbst dort unten berührt, wo sie ihn so gerne gespürt hätte, so sehr sehnte sie sich danach. Er aber hatte nur gelächelt und mit dem Finger gedroht. Hatte sie wortlos verlassen, einfach dort liegenlassen, mit gespreizten Beinen auf der Wiese, die Kleider feucht vor Erregung. Geräuschlos und unbewußt weinte Rachel in ihrem einsamen Bett. Auch der alte Mullan träumte.

    »Das ist ein Papistenname«, sagte der Ausbildungssergeant mit den Abzeichen der Ulster Volunteer Force auf den Schultern, und seine Augen wurden schmal wie Schlitze. »Ich bin kein Papist.« »Dann kannst du ja auch sagen ›Scheiß auf den Papst‹« »Ich ... ich könnte es.« »Sag es.« Und er hatte es getan. Er zerbröselte Lehm aus Flandern zwischen den schmutzigen Fingern, der in der glühenden Sonne hart und hell geworden war wie alte Schokolade. Der Schweiß lief ihm unter dem

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