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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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und zischte ihm mit dringlicher Stimme etwas zu, aber er blieb noch einen Moment lang stehen und betrachtete seine Heimat, die sich in eine Wildnis verwandelt hatte, prägte sich den seltsamen Eindruck tief ein. Es lag in seiner Hand, diese Wildnis zu erforschen, er mußte es nur wollen und stark genug dazu sein. Die Wölfe waren jetzt nah, und der Schatten, der sie führte, schob sich mit gelb leuchtenden Augen und aufgerissenem Maul durch das Unterholz. »Herr im Himmel!« Dann zog Cat ihn zu etwas hin, das ein tiefes Loch zu sein schien, ein dunkler Schacht, an dessen Ende Licht zu sehen war. Er stürzte — mußte er durch diese Tore immer durchfallen? — und fand sich schließlich im Laub des Waldbodens wieder. Eine Baumwurzel drückte gegen seinen Hals und neben ihm ertönte das immerwährende, friedliche Rauschen des Flusses. Er bekam wieder Luft. »Cat?« Aber sie war verschwunden. Wahrscheinlich zurück ins Wunderland. Antworten ... nun, er hatte jetzt ein paar erhalten, aber sie führten nur zu neuen Fragen. Zurück in der Welt, die er als die seine empfand, wo es Uhren und Gewehre und Flugapparate gab, wo es Wölfe nur im Zoo gab und wo Mädchen Schuhe trugen. Die langen Tage vergingen gleichförmig, ohne Anzeichen von besonderen Geschehnissen. Jeder Tag hatte ein eigenes deutliches Profil, wie ein Miniaturporträt, aber in ihrer Abfolge verschmolzen sie zu einem großen, von der Erinnerung gemalten Bild. Die Sommersonnenwende lag schon Wochen zurück, und unmerklich wurden die goldenen Abende kürzer, während der August verstrich, und Michaels Ferien verrannen unerbittlich wie der Sand in einem Stundenglas. Cat tauchte nicht wieder auf, und obwohl Michael wie ein Besessener durch die Wälder streifte, sah er nichts Ungewöhnliches. Oder fast nichts. Er fand Fußspuren, Fährten, und überredete Tante Rachel, ihm in der Bücherei Bücher über die Natur und über die Tiere des Waldes zu besorgen. Auch ein Buch über die Frühgeschichte Höhlenmenschengeschichten, wie Tante Rachel es nannte. Aber sie und Michaels Großmutter waren trotzdem davon beeindruckt, daß er während der Ferien Bücher las. Die Fährten stammten von den Tieren, die in den Wäldern Nordwest-Europas heimisch sind, oder vielmehr vor tausend Jahren heimisch waren. Nach den Beschreibungen der Bücher waren es Spuren von Ebern und Wölfen, Biber und Großhirschen, Auerochsen und Bären. Bären! Tiere, die geräuschlos und unsichtbar waren, Geistertiere, von denen es kein Zeichen gab als ihre Fußabdrücke auf dem weichen Lehm des Waldbodens. Ein Fuchs und zwei Kaninchen verfingen sich in Mullans Fallen. Es gab Anzeichen dafür, daß irgendein größeres Tier in eine der Fallen geraten war, aber was immer es gewesen sein mochte, es war entkommen, hatte das Fangeisen verbogen und zerbrochen zurückgelassen. Die Vegetation in der unmittelbaren Umgebung der Falle war völlig verwüstet. Michael, Pat und der alte Soldat betrachteten die Szene an einem Morgen Ende August. Pat schob seine Mütze in den Nacken und stieß einen leisen Pfiff aus. »Hier hat jemand ganz schön gewütet.« Die Falle war immer noch an ihrem Bodenanker befestigt, aber die Kettenglieder waren fast zum Zerreißen gedehnt worden und die Fangeisen verbogen. Mullan bückte sich mühsam und sah genauer hin. Er griff nach einem Büschel grober schwarzer Haare, das an dem Eisen hing. »Ein Dachs?« fragte Pat. »Nicht sehr wahrscheinlich. Die Haare sind zu lang, zu dunkel. Und sogar ein Dachs würde von einer solchen Falle festgehalten, es sei denn, er würde sich ein Bein ausreißen ... Nein, der Teufel soll mich holen, wenn ich weiß, wer das gewesen sein könnte, außer einem verdammt großen Hund. Aber es gibt keine Blutspuren. Man könnte meinen, er hätte die Eisen irgendwie auseinandergebogen. Rätsel über Rätsel.« »Demnächst wird er sich über die Schafe hermachen«, sagte Pat grimmig. »Ich werde am besten Sibbet und McLoughlin davor warnen, daß ein großer Hund im Wald herumstreunt, vielleicht ein tollwütiger. Wenigstens ist die Lammzeit vorbei ... Ruhig, Jungs, seid um Himmels willen ruhig.« Das galt den beiden Collies, die jaulend und knurrend etwas abseits standen und sich weigerten näherzukommen. Sie schienen in einem Moment ängstlich zu sein und im nächsten wütend. »Nutzlose Biester«, sagte Pat nicht ohne Zuneigung. Er schlug Mullan auf die Schulter, der sich gerade wieder aufrichten wollte und fast gestürzt wäre. »Soviel zu deinen Fallen. Da

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