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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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ein Geräusch ließ ihn herumfahren, aber es war nur Cat, die ein totes Tier in das Laub warf und auf das erhobene Gewehr blickte. Die Augen in ihrem verschmierten Gesicht wurden eng. »Da war etwas in den Bäumen«, sagte er lahm. »Es gibt vieles in den Bäumen. Du kannst nicht alles erschießen.« Sie kniete nieder und begann sofort, ihre Beute zu bearbeiten. Michael sah, daß es ein großer Frischling war, mit einem braunen Fell, über das schwarze Streifen vom Kopf bis zum Schwanz liefen. Fasziniert sah er ihr dabei zu, wie sie dem Tier die Kehle durchschnitt und seinen Körper an den Hinterbeinen hochhielt, während ein dichter Strahl dunklen Bluts aus der Halswunde schoß. Das Blut dampfte noch am Boden, als sie das Tier aufschlitzte und ausweidete. Schließlich zerlegte sie es, leckte sich die Finger ab, und begann, ein paar Äste zuzuspitzen. Frühstück. Irgendwie hatte Michaels Hunger nachgelassen. »Wie hast du es gefangen?« »Kleinigkeit.« Das Feuer zischte, als sie die aufgespießten Fleischstücke über den Flammen plazierte. »Ihre Spuren sind leicht zu verfolgen, und die kleinen Wildschweine sind leicht zu fangen, wenn man flink ist. Vor der Mutter muß man sich allerdings hüten. Wildsäue sind gute Mütter.« »Du siehst schrecklich aus.« »Ich bin eine Jägerin. Kümmere du dich um das Fleisch, damit ich mich etwas herrichten kann.« Sie griff nach dem Umhang und ging zum Bach. Sein Blick folgte ihr, registrierte das wirre, lange Haar, das ihr bis zum Hintern reichte, die geschmeidigen Bewegungen ihrer Wadenmuskeln, die stramme Rundung ihrer Hüfte, als sie am Wasser niederkniete. Hinter ihm wurde der Gestank des Bluts und der Eingeweide von dem appetitanregenden Duft gebratenen Fleisches verdrängt. Er verspürte wieder Hunger. Cat summte mit dunkler, weicher Stimme vor sich hin, während sie sich wusch. Es war das Lied, das er einmal zu Hause im Wald gehört hatte. Er verzog das Gesicht. Sie rieb sich mit einer Handvoll grüner Blätter über Arme, Brüste, Bauch und Hüften, verrieb sie auf der Haut. Er blickte zur Seite, schluckte, und zog seine Hose in eine bequemere Position. Als sie bekleidet und mit nassem Haar wieder zu ihm kam, mußte er an ihr schnüffeln, um sich zu vergewissern, welcher Geruch den des brutzelnden Fleisches überlagerte. »Kaugummi!« Sie schüttelte den Kopf. »Pfefferminzblätter. Ich habe ein paar davon entlang der Wildschweinfährte gefunden. Sie sind zwar nicht mehr besonders frisch, aber doch noch zu etwas nütze. Überzeug dich selbst.« Sie hielt ihren Unterarm unter seine Nase, und er roch deutlich das Kaugummiaroma. Gleichzeitig nahm er den schwachen Frauengeruch wahr, der von ihr ausging.

    Er küßte den Arm, und sie lachte und nahm dann das Fleisch vom Feuer. Außen war es schwarz und verkohlt, darunter weiß und innen rosafarben. Schweigend und mit fettverschmierten Gesichtern aßen sie, verbrannten sich die Finger an den heißen Fleischstücken. »Erzähl mir von den Dingen in den Wäldern«, sagte Michael, nachdem sie sich die Bäuche vollgeschlagen hatten. Sie leckte sich Fett von den Fingern und wischte sie sich an dem schmutzigen Umhang ab. Er war ursprünglich weiß gewesen, hatte aber jetzt die Farbe von Buchenrinde. »Menschen fürchten den Wald. Menschen wie du. Sie errichten Barrikaden, um den Wald fernzuhalten, und verbrennen Bäume, damit ihre Zweige nicht ihre Häuserberühren. Überall errichten sie Kreuze, um die Bestien zu verjagen und sind nie nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs. Sie bauen Getreide an und züchten Vieh, errichten Gebäude und schachern um Geld. Aber es gibt auch andere. Die Stämme, die Wandervölker, die kreuz und quer durch die Wälder ziehen und sich hier und da für ein paar Tage, eine Woche, ein Jahr niederlassen und dann weiterziehen. Sie bauen Hütten, angeln in den Flüssen, jagen Wildschweine und Wölfe. Sie führen ein freies Leben.« »Wie du.« Ihr Gesicht verdüsterte sich. »Nicht wie ich. Sie sind Menschen, weißt du.« »Und was bist du?« »Eine Elfe.« Sie warf sich in Positur. »Du bist keine Elfe. Elfen sind winzig, haben Flügel und so etwas.« »Ach, was weißt denn du davon? Und dann gibt es noch die Baumvölker, die für sich bleiben. Sie helfen oder stören, wie es ihnen gerade paßt. Und die Trolle natürlich. Waldtrolle, Felstrolle, gute und böse. Merkwürdige Wesen, halbe Bestien. Nachts sind die Wälder voll von ihnen. Dann jagen sie. Tagsüber sind sie Felsen oder Baumstümpfe.« »Wer

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