Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
Vom Netzwerk:
und wurde dann von einer Flut wild herumfuchtelnder Arme begraben. Dumpfe Geräusche ertönten, dann rannten die Fuchsmänner schreiend weiter und ließen eine Leiche hinter sich zurück. Der letzte der Ritter riß sein Pferd herum und flüchtete in das Chaos des brennenden Dorfes. Michael beugte sich vor. Der blutgetränkte Boden bereitete ihmÜbelkeit. Es geschah alles so schnell. Zu schnell. Er lud nach und erschoß das verstümmelte Pferd. In seinen Augen standen Tränen, und Rauch brannte in seinem Hals. Das Schwert des toten Anführers lag vor ihm, und er hob es auf. Er versuchte, die leblosen Augen und die schimmernden Knochen seines Opfers zu ignorieren. Seine Brust war völlig aufgerissen. Michael ging zum Tor und blickte in das Dorf hinein.

    Weitere Häuser brannten jetzt. Die Fuchsmänner hatten die Kirche in Brand gesteckt, und Flammen kletterten den Turm hoch. Ein quiekendes Schwein rannte ein verängstiges Kleinkind über denHaufen. Schattenkämpfteninden Rauchschwaden miteinander, Pferde wieherten und scheuten, Metall klirrte, Männer und Frauen schrien und riefen. Im Fluß trieb ein Körper. Asche stob durch die Luft wie schwebende Krähen. »Mein Gott!« »Dein Gott«, sagte Cat, und er wirbelte herum, das Schwert in der einen Hand, das Gewehr in der anderen. »Du stinkst nach Blut und Eisen«, sagte Cat voller Abscheu. Er wendete sich kopfschüttelnd wieder dem schrecklichen Geschehen zu. »Warum, Cat? Warum dieses Gemetzel?« »Das ist eben der Lauf der Welt. Dieser Welt. Gefällt dir nicht, was du siehst, Michael?« »Ich habe es geliebt. Für einen Moment habe ich es geliebt, Cat. Es ist wirklich wahr.« Der Kampf schien zu Ende zu gehen. Das Knistern und Prasseln der brennenden Gebäude war das lauteste Geräusch. Der Kirchturm fiel mit einem lauten Krachen in sich zusammen. Giebelbalken flogen in alle Richtungen. Rauch zog wie Nebel durch das Dorf und brannte auf Michaels Lippen. Ruß und trocknendes Pferdeblut bedeckten seine Haut. Ein Schatten mit aufgerissenen Augen kam keuchend aus dem Rauch getrabt. Cat fing ihn ein und stieß ein Lachen aus, das Michael von ihr noch nicht kannte. Sie beruhigte den verängstigten grauen Wallach und warf Michael einen Blick zu. »Jetzt haben wir jedenfalls, was wir hier holen wollten.« Weitere Schatten lösten sich aus dem Rauch: eine Reihe Männer. Michael wich zurück. »Cat ...« Fuchsmänner. Sie trugen vier ihrer Kameraden auf den Schultern und wirkten durch die bestialischen Masken auf ihren Köpfen und die langen, spitzen Ohren unglaublich groß. Sie waren rauchgeschwärzt, und ihre Augen leuchteten weiß aus den bemalten und verdreckten Gesichtern. Abgetrennte Köpfe hingen blutend an ihren Gürteln, und sie zogen weinende Mädchen an den Haaren hinter sich her. Als sie Michael erblickten, stießen sie Rufe aus, und begannen zu laufen. Sie kamen ihn holen. Er hatte es gewußt, seit er sie an jenem Abend zum ersten Mal unten am Fluß gesehen hatte. Jetzt hatten sie ihn. »Cat!« Voller Verzweiflung. Er konnte sich nicht bewegen.

    Sie umringten ihn mit blitzenden Zähnen. Aus der Nähe wirkten sie kleiner — kleiner als er selbst. Knochenschmuck klapperte an ihrer Kleidung; an ihren Steinbeilen klebten Blut und Haare. Michael drehte sich der Magen um, aber er schluckte es herunter. Das Gewehr war ein totes, glattes Gewicht in seiner Hand, das Schwert hing wie ein Bleibarren in der anderen. »Hilf mir, Cat.« »Du brauchst keine Hilfe, Michael. Ich glaube, sie wollen dir danken.« Sie redete schnell in der seltsamen Sprache, die Michael nur halb verstand. Er sei ein Soldat, sagte sie; ein berühmter Krieger aus einem fernen Land. Ein Freund der Wyrims. Der größte der Fuchsmänner ging auf ihn zu. Die anderen machten ihm Platz. Für einen Augenblick hörte man nichts als das erstickte Schluchzen der Frauen und das Knistern des Feuers. Der Fuchsmann sagte etwas, das Michael nicht verstand. Cat übersetzte für ihn. »Das Schwert. Er sagt, es ist ein gutes Schwert; ein Eisenschwert von der Art, wie Ulfberht sie geschmiedet hat.« Sie grinste. »Du sollst darauf aufpassen. Es ist gut dazu geeignet, Wyrims zu töten, wenn der Zauber aus deinem Feuerstock einmal versagt.« Der Fuchsmann legte eine Faust auf die Brust und sagte noch etwas. »Er sagt, daß er Oskyrl heißt und ein Kriegsführer seines Volkes ist. In deiner Sprache würde er Ringbone heißen.« Sie überließen das Dorf den Flammen und verschwanden im Wald, während die überlebenden

Weitere Kostenlose Bücher