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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kaerney
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herankam. Bis dorthin würden ihnen die Ritter nicht folgen. Einige der jüngeren Männer, die sichtlich vor Selbstbewußtsein strotzten, meinten, daß man nicht vor den Rittern weglaufen sollte; sie konnten jederzeit in einem Kampf besiegt werden; besonders mit dem Feuerstock des Weitgereisten. Nach dieser Bemerkung herrschte einen Augenblick lang Schweigen. Sie nannten Michael Utwychtan, den Weitgereisten, so wie sie Cat Teowynn nannten, die Baum-Jungfrau -ein Name, der ihr ausnehmend gut gefiel. Es war nicht gut, den Weitgereisten in einen Streit hineinzuziehen, der nur ihr Volk etwas anging, sagte Ringbone.

    Vielleicht wollte der Weitgereiste eines Tages wieder seiner eigenen Wege gehen, und dann war es besser, wenn nicht eine Horde von Rittern hinter ihm her war. Er sähe nichtmehraus,wie derJunge derim Herbst die Ritter getötet hatte, und sie würden ihm jetzt nichts antun. Dabei bliebe es besser. Ringbone sah Michael über das Feuer hinweg in die Augen, und Michael wußte, daßder Fuchsmannnicht vonihm erwartete, noch einen Winter mit dem Stamm verbringen. Er konnte gehen, wohin er wollte. »Ich werde mit dem Stamm nach Süden gehen«, sagte er und dachte daran, daß er ohnehin in diese Richtung wandern mußte, zögerte jedoch, sich allein mit Cat auf den Weg zu machen. Er fühlte sich in diesem Land wie ein Kind und wußte, daß er noch viel zu lernen hatte. Er spürte, daß sie ihn ansah. Sie ergriff ihn am Arm. »Bist du froh darüber, nach Süden zu gehen?« Er konnte nicht antworten. »Niemand betritt oder verläßt den Wolfswald außer diejenigen, die sich in der Gewalt des Schwarzen Reiters befinden«, sagte sie, als könne sie seine Gedanken lesen. »Nicht einmal die Wyrims gehen dorthin. Und sein Schloß ist vielleicht nur eine Legende, eine Sage. Niemand kennt es.« »Es existiert. Ich weiß es.« »Woher?« Er lächelte. »Weil es in Märchen immer ein Spukschloß gibt.« »Du Narr.« Aber sie ließ ihn nicht los und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Durch den letzten Schnee zogen sie nach Süden, begleitet vom Gluckern des Schmelzwassers. Sechzig Seelen, ihre Habseligkeiten, ihr ganzes Hab und Gut, ihre Existenz auf dem Rücken oder auf den beiden Pferden. Die Tiere waren abgemagert, die Knochen stachen aus dem langen, struppigen Fell, sie waren ein einziges Bild des Hungers. Um vor Feinden geschützt zu sein, gingen Männer voraus, an den Seiten des Zuges und bildeten eine Nachhut. Wenn jemand sie durch die Bäume hätte herankommen sehen, in Felle und Pelze gehüllt, die barbarischen Fuchsmasken auf dem Kopf, hätte er sie für aufrecht gehende Affen halten können. Wenn ihre Späher beobachtend in die Knie gingen, verschmolzen sie mit den schwarzen Baumstämmen, und wenn jene ein leises Trillern ertönen ließen, erstarrte die ganze Kolonne, Frauen, Kinder und alte Leute, und wartete geduldig ab. Cat flüsterte dann leise auf Fancy und den Grauen ein, damit sie sich ruhig verhielten. So vergingen die Tage, und langsam aber sicher veränderte sich der Wald. Er wurde dichter, dunkler, und es gab mehr Eiben und Fichten, Stechpalmen und Kiefern, auf den Höhen auch Birken. Es wurde langsam wärmer, sie konnten ihre verdreckten Pelze ausziehen, und Cat badete in einem kleinen See, auf den sie stießen, obwohl sie dabei vor Kälte zitterte. Sie verbrachten die Nacht am Ufer des Sees, saßen an den Feuern und kauten geräuchertes Wildbret, während ein paar derjungenMännerzum Schutz vorden Bestien das Lager umkreisten. Doch der Wald schien verlassen zu sein. Sogar Vögel bekamen sie kaum zu Gesicht. Es gab Gemurre, ob es sinnvoll sei, in eine Gegend zu ziehen, in der es so wenig Wild gab. Mitten in der Nacht wurde Michael wach und starrte empor zu den Sternen und den schwarzen Ästen der umstehenden Bäume. Cat lag an ihn geschmiegt, neben ihnen glühten die Reste des Feuers. Die Umrisse der anderen lagen neben der Glut anderer Feuer. Es war schneidend kalt, und er war auf einmal hellwach. Was hatte ihn geweckt? Er schob sich unter dem Bärenfell hervor, und Cat murmelte unwillig. Er küßte sie auf das Ohr und erhob sich vorsichtig, tastete in der Dunkelheit nach seinem Dolch. War da etwas? Aber das hätten die Wachtposten bemerkt. Er durchschritt das Lager, nickte einem der Krieger zu, der am Fuße eines Baumes hockte, ein dunkler, verschwommener Umriß. »Taim mae, Utwychtan. Aelmid na sytan.« Der Speer des Wächters signalisierte ihm, daß er passieren konnte. Er setzte die Füße

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