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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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willst du eigentlich hinaus?«
    »Antworte mir einfach, Thomas.«
    »Ich war nicht drin, wenn du das meinst. Aber das Schild war unmöglich zu übersehen, das nahm die ganze Wand ein.«
    »Ein großes Backsteingebäude unten am See, mit einem riesigen rot-weißen Schild?«
    »Könnte sein.«
    »Dann können wir wohl Bingo schreien. Ich habe Renate Øverlid gerade zum gleichen Gebäude verfolgt. Irgendetwas sagt mir, dass dieses Gebäude leer steht. Ich glaube, das schau ich mir jetzt mal näher an.«
    »Allein oder …?«
    »Ich guck mich nur kurz um. Mach dir noch einen schönen Samstagabend.«
    Eine Viertelstunde später stand er wieder vor dem Gebäude. Tatsächlich warb das Schild für einen FM hundert Meter weiter die Straße hinunter. Er ging um die Ecke und erfuhr, was früher einmal in diesem Haus untergebracht gewesen war:
    KARLSENS SCHREINEREI . Das Schild sah aus, als wäre es selbstgetischlert, und wenn es repräsentativ für die Arbeit dieser Firma war, dann war es kein Wunder, dass sie hatte schließen müssen. Dicke Sperrholzplatten bedeckten die Fenster und die Glasscheibe in der Tür. Er warf einen Blick um die Ecke und sah, dass die südliche Mauer nur aus Beton bestand. Wie zu erwarten, war die Tür abgeschlossen. Die Sperrholzplatten waren so gut festgenagelt, dass sie einige Stürme überstehen würden. Natürlich hätte er eine mit einem Brecheisen aufstemmen können, aber dann würde er Spuren hinterlassen. Blieb nur ein letzter Ausweg. Er ging hinter das Haus und entdeckte einen Meter über dem Boden einen Deckel, der wahrscheinlich zu einer Belüftungsanlage gehörte. Rino steckte den Kopf hinein. Wie erwartet, befand sich dahinter eine weitere Sperrholzplatte, aber sie hing schief – wahrscheinlich war die Versuchung für die eine oder andere Bande zu groß gewesen. Er tastete sich an der Kante entlang und zog einmal kräftig daran. Die Platte gab sofort nach. Er ging zurück zum Auto und holte die Taschenlampe aus dem Handschuhfach. Dann steckte er den Kopf unter den Deckel des Schachts und machte die Lampe an. Was er zuerst für einen Lüftungsschacht gehalten hatte, hätte ebenso gut ein Absaugrohr für Späne und Splitter sein können. Die Reste eines großen spiralförmigen Schlauches steckten immer noch in der Wand. Offenbar war er abgeschnitten worden, als die Gebrüder Karlsen ihre Firma dichtmachten. Er steckte die Hände in die Öffnung und zog sich mit dem Körper hinein. Der Kanal hatte einen Durchmesser von vierzig, fünfzig Zentimetern, und er musste mühsam robben, um vorwärtszukommen. Schließlich hatte er Kopf und Schultern hindurchgezwängt und konnte mit der Lampe den Innenraum ausleuchten. Innen standen fünf khakigrüne Monster, drei Sägen und zwei Hobelmaschinen. Unter dem Kanal lagen Materialstapel mit grau verfärbtem Holz, und er ließ sich vorsichtig auf die grob zugehauenen Bretter hinunter. Der Geruch von Fäulnis und Beton stieg ihm in die Nase. Er ließ den Lichtkegel der Taschenlampe noch einmal umherwandern, bevor er vom Stapel kletterte und prüfend eine Tür anfasste, die wahrscheinlich zu einem Wohnzimmer in den siebziger Jahren gehört hatte. Die Tür war unverschlossen und führte in einen Raum, der früher wohl das Büro gewesen war, den man jetzt aber heimelig einzurichten versucht hatte: mit Teppichen auf dem Boden, Bildern an den Wänden und zwei Ecksofas, die so arrangiert waren, dass sie einen verschlissenen Lehnsessel umrahmten. Eine Tür führte weiter, wahrscheinlich auf einen Flur, und an der Wand gegenüber stand ein altes Buffet. Rino fiel ein, dass er hier im Nest zweier verbitterter Mütter stand, und den Möbeln nach zu urteilen, mochten es durchaus noch mehr sein. Er stellte sich vor, wie sie hier saßen und ihren Frust und ihren Hass auf die Männer abließen, die sich kaum erinnerten, dass sie Kinder in die Welt gesetzt hatten, und wie die Mütter gleichzeitig versuchten, ihre Gedanken in eine kreative Richtung zu lenken, und sich die makabersten Repressalien ausdachten. Als er sich vor das Buffet kniete, stellte er fest, dass es abgeschlossen war. Er war ziemlich sicher, dass der Schlüssel irgendwo in diesem Raum lag, und begann zu suchen. Doch nach fünf Minuten war er schon nicht mehr so sicher. Vielleicht lag er in einem Versteck in der Schreinerwerkstatt? Er beschloss, zuerst noch einen Blick in den Korridor zu werfen, doch die Tür war abgeschlossen. Da hörte er auf einmal Stimmen von draußen. Er erstarrte in der Bewegung und

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