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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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einer unumstößlichen Bedingung …«
    »Ich weiß. Ich darf sie nicht abspielen, wenn du in der Nähe bist.«
    Die Samstagsgemütlichkeit stellte sich als ziemlich anstrengende Angelegenheit heraus. Sämtliche Cafés waren überfüllt, und als sie die Hauptstraße ein paar Mal rauf- und runtergelaufen waren und endlich einen freien Tisch ergatterten, stand Joakim die Quality Time bis obenhin, und er wollte nur noch zu seinen Kumpels. Seine Unruhe wurde irgendwann unübersehbar, und Rino musste seinen Kaffee mehr oder weniger herunterschütten und zum nächsten CD -Laden traben, wo Joakim sofort eine CD aus dem Regal fischte, auf die er offenbar schon lange ein Auge geworfen hatte. Doch bevor sie zu Hause waren, hatte er das Booklet schon kaputtgemacht, und es sah ganz so aus, als wäre sein Interesse bereits wieder verflogen. Die CD blieb im Auto liegen, während Joakim auf seinem Fahrrad verschwand, das zwar noch nagelneu war, aber schon wieder reichlich gebraucht aussah.
    Rino aß seine Grütze allein, während seine Gedanken um die Bedeutung der Zeichnungen kreisten.
    Die Verlassenen.
    Er stellte sich Renate Øverlid vor, wie sie, fest überzeugt davon, dass Tommy einen aufopfernden, präsenten Vater verdiente, versuchte, diesen Mangel zu kompensieren, vielleicht indem sie dem Kleinen gut gemeinte Lügen auftischte, bis die Lügen irgendwann zurückschlugen und sie zum Rückzug zwangen. Und dann sah sie, wie der Kindsvater einfach so davonkam, obwohl er sich um seinen Sohn immer nur einen Dreck geschert hatte. Natürlich waren das alles Rinos Fantasiebilder, aber sie passten gut zusammen. Und sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er auf der richtigen Fährte war.
    Um fünf Uhr stand er wieder vor ihrem Haus, am selben Fleck wie gestern. Tommy hatte offenbar einen Freund zu Besuch, und sie rannten aus dem Haus und wieder hinein, bis der Junge gegen sieben Uhr auf sein Rad stieg und nach Hause fuhr. Rino begann langsam schon an seiner eigenen Theorie zu zweifeln und rief Joakim an, um sein immer noch schlechtes Gewissen zu beruhigen. Doch er musste feststellen, dass er ganz bestimmt nicht vermisst wurde. Im Hintergrund dröhnte die grässliche neue CD , und René war offenbar auch wieder vorbeigekommen. Um halb neun kam eine SMS von Thomas, der ihm mitteilte, dass Ottemos Ex Besuch von einem älteren Ehepaar hatte, woraus er schloss, dass sie heute Abend sicher nicht mehr aus dem Haus gehen wollte. Rino sah vor seinem inneren Auge, wie Thomas’ Freundin ungeduldig vor dem Fernseher saß und die Kinder herumtobten, während sie auf die Samstagspizza warteten. Er simste »Mach Schluss für heute«, auch deswegen, weil er selbst gern Schluss gemacht hätte. Trotzdem blieb er noch sitzen. Er war fest entschlossen, noch eine Stunde auszuhalten. Nach vierzig Minuten wurde das Warten belohnt. Die Tür ging auf, und Renate Øverlid kam heraus. Sie sah sich kurz um, bevor sie sich in einen alten Lada setzte. Hat wohl ihre Beiträge nicht bezahlt, dachte er, als er ihr nachfuhr. Nach ungefähr einem Kilometer bog sie ab zu einem Areal, das früher mal als wachsendes Gewerbegebiet gegolten hatte, jetzt aber einer Geisterstadt ähnelte. Ein Autohaus und ein Blumenladen hielten noch aus, die anderen Gebäude standen bereits leer. Sie parkte den Lada und ging auf einen Backsteinbau in der Nähe des Sees zu, dessen eine Wand ganz von einem Werbeschild für einen längst geschlossenen Lebensmittelladen bedeckt war. Rino hielt diskret Abstand und wartete ab. Nach ungefähr einer Viertelstunde war sie zurück, und er folgte ihr weiter. Enttäuscht musste er feststellen, dass sie sich auf den Heimweg machte, und er beschloss, ebenfalls nach Hause zu fahren. Gerade hatte er das Auto in der Auffahrt geparkt, als ihm etwas einfiel, das Thomas gesagt hatte. Er wählte seine Nummer, aber es dauerte eine ganze Weile, bis sein Kollege zögernd abnahm. Er hatte ihn im Verdacht, dass er sich taub gestellt hatte, weil er befürchtete, den Rest des Abends wieder in einem feuchtkalten Auto verbringen zu müssen.
    »Du hast doch gestern so was erwähnt, dass die Ottemo einkaufen gegangen ist, oder?«
    »Ja.«
    »Was war das für ein Laden?«
    »Wie meinst du das – welche Ladenkette?«
    »Das auch. Aber war der in der Stadt, in Mørkved oder in Hunstad?«
    »Unten am Bodø-See. Aber ehrlich gesagt bin ich gar nicht sicher, welche Kette das war – gibt es eine, die FM heißt?«
    »Hast du gesehen, ob der Laden noch in Betrieb war?«
    »Worauf

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