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Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Der Mahlstrom: Roman (German Edition)

Titel: Der Mahlstrom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Granhus
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die sich dahinter verbarg.
    Der nasse Asphalt schluckte alle Geräusche des Autos, und es fühlte sich an, als würde man durch eine Landschaft fahren, in der sich die Fahrbahn von selbst gebildet hatte. Es wurde etwas besser, als er die Bundesstraße erreichte, obwohl mehrere Straßenlaternen den Geist aufgegeben hatten, während andere so windschief standen, dass sie einfach nur irgendwohin leuchteten. Wieder war er auf dem Weg zu einem Strand, diesmal auf der anderen Seite der Halbinsel. Lind hatte ihm den Ort grob beschrieben und ihn gewarnt, dass er sich nur allzu leicht verfahren konnte. Doch zehn Minuten später sah er schon die Scheinwerfer von zwei Autos, die so geparkt waren, dass sie einen Strandabschnitt beleuchteten, mitsamt den Leuten, die dort standen. Obwohl der Regen etwas nachgelassen hatte, holte er seine Regensachen aus dem Kofferraum. Während er auf seine Kollegen zuging, hatte er das absurde Gefühl, dass ihm das Böse auf dem Fuße folgte.
    Brocks, der die Hände in den Taschen vergraben hatte, folgte mit dem Blick seinen Schritten auf den letzten Metern.
    Die Frau lag mit abgewandtem Gesicht auf dem Bauch. Niklas bemerkte sofort das Kleid, ein rotes diesmal.
    »Sie ist tot.« Brocks war sichtlich erschüttert. Bei Ellen Steen war es immerhin nur ein Mordversuch – bis jetzt jedenfalls. Doch jetzt ermittelten sie endgültig in einem Mordfall. »Sie ist noch warm. Aber kein Puls mehr zu fühlen.«
    Niklas schluckte. »Wissen wir, wer sie ist?«
    Brocks tauschte einen betrübten Blick mit Lind, der ein paar Meter neben der Toten in der Hocke saß. »Sara Halvorsen. Unsere örtliche Lebenskünstlerin.«
    Niklas hatte sie nie gesehen, nur ihr Haus, eine lokale Attraktion, das idyllisch auf einem kleinen Holm gelegen war. Es war zum Teil aus Naturstein gebaut und sah aus, als wäre es von selbst aus dem Meer emporgewachsen. Ein Haus aus Träumen und für Träume gebaut.
    »Wieder das Kleid«, bemerkte Niklas.
    »Rot.« Lind stand auf und strich sich den Sand von den Knien. »Wie bei der Puppe«, fügte er hinzu.
    »Aber diesmal war es nicht das alte Ehepaar, oder?« Niklas deutete mit einer nickenden Kopfbewegung auf den Mann, der etwas abseits stand und offenbar noch mit dem Schock zu kämpfen hatte.
    »Er wohnt gleich hier in der Nähe.« Lind deutete in eine unbestimmte Richtung. »Die Scheinwerfer seines Autos glitten über den Strand, als er hier um die Ecke bog.«
    »War sie noch am Leben, als er sie fand?«
    »Wahrscheinlich, aber er hat nicht nach ihrem Puls gefühlt, nur nach ihrem Atem gehorcht. Er hat nichts gehört, aber das muss bei diesem Wind natürlich nichts heißen.«
    »Die Leute denken in solchen Situationen selten rational. Aber das hätte sie so oder so nicht mehr retten können«, kam es von Brocks.
    »Ist der Krankenwagen schon unterwegs?« Niklas warf einen Blick über die Schulter.
    »Müsste jeden Augenblick hier sein.«
    »Und einer von der Kripo?«
    »Norvald ist schon losgefahren, um sie abzuholen.«
    »Ich hätte gern, dass du die Sanitäter noch einen Moment zurückhältst.«
    Brocks setzte eine fragende Miene auf.
    »Letztes Mal war das ein bisschen ungünstig für uns«, erklärte Niklas. »Ellen Steen wurde bewegt, bevor wir eintrafen, und abtransportiert, bevor wir den Tatort richtig untersuchen konnten. Außerdem ist das halbe Dorf durch den Sand getrampelt. Solche Fehler dürfen uns nicht noch mal passieren.«
    »Es ging um Leben und Tod«, gab Brocks zu bedenken.
    »Diesmal eben nicht.« Niklas kniete sich neben die Tote. Sie war natürlich dunkelhaarig, eine asiatische Schönheit mit blondem Haar wäre ja auch etwas völlig Neues gewesen. »Hat jemand hier eine Lampe?«
    Lind reichte ihm eine kleine Taschenlampe, und er richtete den Strahl auf ihr Haar. Es war vom Blut verfärbt, doch ansonsten zeigte es keinerlei Spuren einer Tönung. »War sie natürlich brünett?«
    Die beiden schienen kurz in ihrem Gedächtnis zu kramen.
    »Ich glaube schon«, sagte Lind.
    Niklas stand auf, hielt den Lichtstrahl aber immer noch auf die Tote. Sie hatte den einen Arm vor sich abgespreizt, als hätte sie sich im Augenblick des Todes nach etwas ausgestreckt. Doch auch abgesehen von ihrem Arm hatte ihre Haltung etwas Unnatürliches an sich, ohne dass er hätte sagen können, woran es lag. Und dann das Kleid. Er war wahrlich kein Experte, aber nach dem, was er sah, handelte es sich um ein einfaches Kleid mit dunkleren Schattierungen im Stoff. Er meinte sich zu erinnern, dass

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