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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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dabei sich ebensowenig wie sie. Die Makedonier waren an beständiges Exerzieren gewöhnt, die Elimioten dagegen nicht, und sie beklagten sich, zumindest am Anfang, lauthals darüber.
    »Ihr habt bereits einmal die Niederlage gekostet«, sagte er zu ihnen. »Und nahezu die Hälfte von euch ruht nun in der Erde. Ich will, daß ihr nie mehr von dieser bitteren Speise essen müßt.«
    Die Klagen verstummten.
    Es gab auch finanzielle Angelegenheiten, die geregelt werden mußten. Die königlichen Geschäftsbücher waren in einem so beklagenswerten Zustand, daß Philipp Derdas’ Schatzmeister mit Prügeln aus der Stadt jagen ließ. Er führte eine ordentlichere Art der Buchführung ein, die er in Theben gelernt hatte, und machte es sich zur Gewohnheit, die Eintragungen selbst zu überprüfen.
    Schließlich mußten auch noch die Güter verwaltet werden. Die Erben der Männer, die im ehrbaren Kampf vor den Mauern von Aiane gefallen waren, verloren ihre Rechte nicht – wer wollte jemanden bestrafen, der nur seine Pflicht getan hatte? –, diejenigen aber, die mit Derdas geflohen waren, wurden enteignet, und viele der Toten hatten keine Nachkommen. Diese ausgedehnten Ländereien gingen, zusammen mit den Rindern, den Schafen, den Kornspeichern und Mühlen, in den Besitz der Krone über.
    Philipp benutzte sie, um jene seiner Männer zu belohnen, die sich in der Schlacht besonders ausgezeichnethatten. Einfache Soldaten erhielten Land und Vieh zugewiesen, damit sie sich in Elimeia niederlassen und ein! neues Leben beginnen konnten. Einige wurden sogar geadelt. Viele nahmen Frauen aus der örtlichen Bevölkerung, lebten behaglich unter Nachbarn, die bis vor kurzem noch ihre Feinde gewesen waren, und wurden so selbst zu Elimioten. Dadurch band der neue König das Volk an sich und an Makedonien.
    Aber von Zeit zu Zeit ließ er einen Nachmittag lang seine Pflichten ruhen und verschwand einfach. Seine Minister und Offiziere suchten dann vergeblich nach ihm, und Glaukon tat so, als wisse er nichts.
    »Vielleicht ist er auf die Jagd gegangen«, sagte der alte Mann bei solchen Gelegenheiten mit einem geheimnisvollen Lächeln, das die Edelleute von Elimeia schier verrückt machte. Aber wer würde es wagen, gegen den Haushofmeister des Königs, der das vollkommene Vertrauen seines Herrn besaß, auch nur die Stimme zu erheben?
    »Das ist Unsinn. Ein König geht nicht allein auf die Jagd.«
    »Auch ein König tut einige Dinge allein, und dieser König noch mehr als andere. Aber sorgt euch nicht, er wird zurückkehren, bevor die Tore geschlossen werden.«
    Und wenn er dann auf seinem prächtigen schwarzen Hengst, aber ohne den Kadaver eines Wildschweins oder einer anderen Jagdtrophäe, zurückkehrte und jemand ihn fragte, wo er denn gewesen sei, sah er diesen nur mit einem solchen Blick an, daß er sich hütete, die Frage je wieder zu stellen.
    Denn an diesen Nachmittagen war Philipp bei seiner zukünftigen Braut. Er wußte, daß er sich eigentlich von ihr fernhalten sollte, aber er fühlte sich zu ihr hingezogen, fast gegen seinen Willen.
    Er war nicht verliebt. Liebe war für Philipp ein Fluch, eine Art Wahnsinn, die jene befiel, die die Götter zerstören wollten. Seine Mutter war verliebt gewesen, und diese Raserei hatte viele Leben zerstört. Nein, er war nicht verliebt. Falls jemand den Mut gehabt hätte, ihn danach zu fragen, hätte er gesagt, er sei einfach nur neugierig. Er wollte diese Frau kennenlernen, in ihr Herz sehen, denn von ihrem Wesen konnte einmal viel abhängen. Schließlich konnte sie eines Tages einen zukünftigen König an ihrer Brust nähren.
    Was er aber nicht zugegeben hätte, weil er sich dessen kaum bewußt war, war die Tatsache, daß er in Philas Gesellschaft Ruhe und Frieden fand. Ihre sanfte Stimme tröstete ihn, und ihr Lächeln linderte seine Einsamkeit, die seine Seele füllte wie Luft ein leeres Gefäß. Philipp war mit dem Wissen zum Mann geworden, vollkommen allein zu sein, doch in den wenigen Stunden, die er mit dieser Frau verbrachte, erschien ihm die Welt als weniger verlassener Ort.
    Aber er war nicht verliebt.
    »Im nächsten Sommer werde ich dich nach Pella bringen«, sagte er an einem Herbstnachmittag zu ihr. Sie spazierten durch den Obstgarten des Gutes, und zu ihren Füßen wirbelten Blätter im Wind. Die Berge am nördlichen Horizont schienen unendlich weit weg, waren in Wirklichkeit aber kaum einen Tagesritt entfernt. »Ich werde dir das Meer zeigen.«
    »Ich habe es noch nie gesehen. Wie ist

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