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Der Maler des Verborgenen: Roman über Leonardo da Vinci

Der Maler des Verborgenen: Roman über Leonardo da Vinci

Titel: Der Maler des Verborgenen: Roman über Leonardo da Vinci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Vermeulen
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deutete zur Tür. »Und das tue ich gern allein.« Er massierte die schmerzende Muskulatur seiner linken Schulter.
    »Soll ich einige Leute hinausschicken, um den Scherbenhaufen im Hof wegzuräumen?«
    »Lass sie einfach alles über die Mauern in den Schlossgraben werfen, der ist ohnehin zu tief.« Leonardo füllte Wasser in seine Waschschüssel. Als Zoroastro zur Tür ging, rief er ihm noch hinterher: »Schick doch bitte Salaì zu mir. Ich brauche seine Hilfe.«
    »Du wirst es vielleicht nicht glauben«, sagte Leonardo später zu Salaì – sie waren zusammen auf das Dach gestiegen, wo sie die fertige Flugmaschine aufgebaut hatten –, »aber ich habe schon einmal mit einem Burschen wie dir auf einem Dach gestanden, um ein ähnliches Gerät auszuprobieren. In Florenz. Das Dach dort war allerdings nicht ganz so hoch wie hier.«
    »Und?«
    »Was und?«
    »War der Test erfolgreich?«
    Leonardo schüttelte den Kopf. »Ich habe davon abgesehen, weil ich fürchtete, gegen eines der benachbarten Häuser zu fliegen. Aber hier habe ich genügend Platz, hier stehen höchstens ein paar Sträucher im Weg. Und kein Mensch kann sich einmischen.«
    Salaì sah Leonardo beunruhigt an. »Hier habe ich genügend Platz? Willst du das gefährliche Ding etwa selbst ausprobieren?«
    Leonardo nickte. »Du musst mir nur dabei helfen, vom Dach hinunterzukommen. Diese Bretter da unter dem Rumpf haben wir mit Seife eingeschmiert, und die Maschine ist sehr leicht, du kannst mich also mühelos anschieben.«
    »Hast du keine Angst, dass du dir das Genick brichst?«
    »Das wäre doch ein glorreicher Abgang!«
    Leonardo legte sich mit etwas Mühe in den Rumpf der Maschine und griff zu dem Gestänge, mit dem die gefiederten Flügel auf und ab bewegt werden konnten. Er war sich darüber im Klaren, dass Letzteres der Knackpunkt war. Die Flügel bewegten sich nicht wie die eines Vogels. Ein Vogel konnte seine Flügel auch geschickt drehen, und das hatte er bei seiner Maschine bisher nicht geschafft. Aber er wollte auch gar nicht gleich wie ein Vogel zu den Wolken emporsteigen. Vorerst wäre er schon zufrieden, wenn er auf den Boden hinabsegelte und nicht hinunterfiele wie ein Stein.
    Immer noch sichtlich beunruhigt fragte Salaì: »Sollten wir nicht lieber einen Arzt holen, der unten bereitsteht, falls dir etwas passiert?«
    »Einen Arzt?« Leonardo zog eine missbilligende Grimasse. »Wo sind denn deine Unerschrockenheit und dein Schneid geblieben? Du hörst dich ja an wie ein altes Weib!«
    »Ich möchte einfach nicht, dass dir etwas zustößt.«
    »Schiebst du mich jetzt endlich an oder nicht?«
    »Irgendwie kommst du mir merkwürdig vor, Leonardo. Man könnte fast meinen, dass du…« Salaì verstummte.
    Leonardo fixierte das Stück leicht ansteigender offener Wiese, auf das die Maschine ausgerichtet war. Heute ist wirklich so ein Tag, da ich den Wert des Lebens nicht sehr hoch schätze, dachte er. Salaì ist also doch nicht so unsensibel, wie er gerne tut.
    »Keine Sorge«, sagte er sarkastisch, »wenn ich es nicht überlebe, schnappst du dir alles, was du tragen kannst, und machst, dass du wegkommst.« Darin warst du doch schon immer gut, dachte er für sich. »Jetzt schieb!« Seine Hände umklammerten das Gestänge.
    Die Maschine ächzte, als ihr Bauch über die eingeseiften Bretter geschoben wurde. Doch sobald sie sich in Bewegung gesetzt hatte, gab es kein Halten mehr. Das Einzige, was Leonardo in diesen allerletzten Momenten noch hätte tun können, war, wie der Blitz hinauszuspringen.
    Dann war es zu spät.
    Der Flugkörper wurde von einer heftigen Erschütterung erfasst, als unter ihm kein Halt mehr war. Leonardo kurbelte wie verrückt am Gestänge, und die Flügel bewegten sich langsam auf und ab. Viel zu langsam, wie ihm sofort klar war. Die Nase der Maschine senkte sich, und das Gefährt tauchte mit zunehmender Geschwindigkeit vom Dach des Turms in die Tiefe.
    Leonardo hörte auf zu kurbeln und wappnete sich für den zu erwartenden Aufprall. Doch dann geschah etwas, was er schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Sowie sich die Flügel nicht mehr bewegten, schien sich ein Luftpolster darunter zu bilden. Als der Boden schon ganz nah war, richtete sich die Maschine mit einem Mal auf, und der Sturz ging tatsächlich in so etwas wie einen Gleitflug über. Nur ganz kurz freilich, dann schlug die Maschine alles andere als sanft unten auf. Mit lautem Krachen zerbrach sie in ihre Einzelteile, die in alle Richtungen flogen. Leonardo wurde

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