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Der Maler Gottes

Der Maler Gottes

Titel: Der Maler Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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rappelt sich auf, dreht sich auf den Rücken und schaut nun in die Gesichter derjenigen, die für den Überfall verantwortlich sind. Fünf oder sechs Männer in bäuerlicher Kleidung, dazu noch zwei, die bei den Gefesselten an dem Baum stehen. »Was wollt ihr?«, jammert er und nestelt mit feuchten Händen nach seiner Börse. »Hier, nehmt das Geld! Nehmt alles, was ich habe, doch lasst mir mein Leben.« Zur gleichen Zeit zwingen zwei andere Bauern auch Matthias zum Aussteigen, stoßen ihn neben Reizmann in den Wegstaub, halten die mitgeführten Dreschflegel zum Schlagen bereit.
    Während Matthias trotz der augenscheinlichen Bedrohung keine Angst verspürt, hört er Reizmann neben sich jammern und betteln: »Verschont mich, ihr guten Leute! Ich bin ein Stiftsherr, ein Diener Gottes. Wenn ihr mir ein Leid tut, so verspielt ihr das ewige Leben. Habt Erbarmen.«
    »Hört an, hört an, wie der Pfaffe jammern kann«, sagt einer der Bauern, ein Mann mit dunklem Bart und breiten Schultern, und die anderen lachen. »Ihr guten Leute, ihr braven Leute«, winselt Reizmann weiter und windet sich wie ein Wurm im Staub. »Nehmt meine Börse und geht, dann werde ich für euer Seelenheil beten.«
    »Halt’s Maul, Pfaffe!«, donnert der Bärtige. »Lange genug habt Ihr und Euresgleichen uns mit Versprechungen hingehalten. Glaubt nicht, Ihr könnt uns mit der Hölle schrecken, die haben wir bereits auf Erden.« Matthias liegt neben Reizmann, schweigt, bittet nicht, bettelt nicht, sondern betrachtet die Bauern, als sähe er sie zum ersten Mal. Er sieht die entschlossen gereckten, kräftigen Kinne, die müde, fahle Haut, die abgearbeiteten Züge, die Linien und Falten des Kummers, des Hungers und des Leides in ihren Gesichtern. Auch die Bauern scheinen zu wissen, dass ihnen von Matthias keine Gefahr droht, dass er nichts für ihr Unglück kann. Sie beachten ihn nicht, ja, sie verzichten sogar darauf, ihn nach Waffen oder Messern zu durchsuchen. Der Bauer nestelt an seinem Kittel und holt ein Flugblatt daraus hervor. »Hört gut zu, Pfaffe, merkt Euch jedes Wort und erzählt dem Erzbischof zu Mainz, unter dessen Wappen Ihr fahrt, was Ihr hier erlebt habt.« Der Bauer räuspert sich, und Matthias hört Reizmann neben sich erleichtert aufatmen. Wenn er dem Erzbischof berichten soll, dann heißt das ja, dass man ihm das Leben lässt.
    »Ich höre, ich höre«, versichert er eifrig. Der Bauer kneift die Augen zusammen und liest dann in der holperigen Art desjenigen, der das Lesen nicht gewöhnt ist:
    »Wir Bauern verlangen unser altes Recht, das göttliche Recht. Weg mit dem großen Zehnt von der Ernte, weg mit dem lebendigen Zehnt an Pferden, Schweinen, Kühen, Schafen, Ziegen, Hühnern und Gänsen, weg mit dem kleinen Zehnt von Hopfen, Malz, Heu, Äpfeln, Milch, Eiern, Wein und Beeren. Weg mit dem Abschlag beim Tod des Familienoberhauptes, behalten wollen wir dies alles, dazu wollen wir fischen, jagen, Holz schlagen, unsere Tiere auf den Gemeinwiesen weiden lassen, und obendrein verweigern wir das beste Pferd, die beste Kuh.« Der Bauer hält inne, das Lesen hat ihn angestrengt. Er kniet sich neben Reizmann in den Staub, packt ihn am Wams und zieht ihn mühelos ein paar Handbreit nach oben.
    »Habt Ihr verstanden, Pfaffe?«, fragt er drohend. »Gewiss, gewiss, guter Mann. Alles habe ich verstanden, jedes Wort, und werde es sogleich dem Erzbischof melden«, beeilt sich Reizmann zu versichern. Der Bauer stößt den Stiftsherrn zurück in den Staub, nimmt ihm die Börse ab, nimmt auch den kostbaren Rosenkranz, die goldene Schließe, den ledernen Gürtel und die fein gearbeiteten Stiefel. »Lang genug habt Ihr Euch an diesen Kostbarkeiten geweidet. Es wird Zeit, dass die Dinge ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgebracht werden.«
    Er nimmt die Sachen und verteilt sie an seine Kumpane. Dann wendet er sich zu Matthias, nimmt auch dessen Börse, lässt ihm die Stiefel, lässt ihm den Gürtel. Dann zwinkert er ihm zu und sagt: »Ich weiß nicht, wer Ihr seid, doch von dem Pfaffenpack seid Ihr keiner. Euer Gesicht ist zu ehrlich dafür. Verzeiht also, dass wir uns nehmen, was wir nötig haben, und vergelt es Euch Gott.« Dann steht der Bauer auf, spuckt noch einmal vor Reizmann in den Straßenstaub. »Merkt Euch diese Worte gut, Pfaffe, und seid versichert, wir kommen und holen uns, was uns zusteht.«
    Dann winkt er seinen Kumpanen, und die Bauern verschwinden im Dickicht des Waldes genauso schnell, wie sie gekommen sind.
    Matthias hilft dem

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