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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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überlebe ich sie nicht.«
    »Spiel nicht mit mir, Michael.«
    »Für in Ungnade gefallene Spione gibt's nicht allzu viele Jobs.«
    »Das Geld brauchen wir nicht. Du kannst erst mal ausspannen und dann für den Rest deines Lebens etwas Normales machen.«
    Sie sah die Wirkung ihrer Worte auf seinem Gesicht und fügte hastig hinzu: »Entschuldige, Michael, ich hab's nicht so gemeint.«
    »Bevor ich dort ausscheide, möchte ich nur noch eines tun: Ich will herausfinden, wer hinter dem Abschuß von Flug 002 steckt. Ich will die Wahrheit wissen.«
    »Und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen, was, Michael?«
    »Oder so ähnlich.«
    »Ist sie fort?«
    »Wer ist fort?«
    »Sarah. Ist sie fort?«
    »Sie ist niemals dagewesen.«
    »Das ist clever, Michael, aber du sollst auf meine Frage antworten.«
    »Ich denke manchmal daran, was ihr zugestoßen ist. Aber ich liebe sie nicht mehr, Elizabeth, und wünsche mir nicht, sie läge an deiner Stelle neben mir.«
    Eine Träne lief über ihre Wange. Elizabeth wischte sie fast unbeholfen weg und sagte: »Komm her, Mic hael. Komm ins Bett.«

    Sie lag lange in seinen Armen und weinte. Er hielt sie fest, bis das Schluchzen aufhörte. Mit tränennassem Gesicht sah sie zu ihm auf und fragte: »Soll ich dir jetzt ein bißchen von dem erzählen, was ich heute erlebt habe, Darling?«
    »Ich würde gern hören, was du erlebt hast.«
    »Bei vier Eiern hat die Befruchtung geklappt. Sie sind heute morgen implantiert worden. Ich soll mich jetzt ein paar Tage schonen. Dann machen sie einen Test, um zu sehen, ob ich wirklich schwanger bin.«
    Er legte seine Hand auf ihren Bauch. Sie küßte ihn und sagte:
    »Michael Osbourne, jetzt hast du das erste Mal seit Wochen wieder gelächelt.«
    »Das ist die erste gute Nachricht, die ich seit Wochen gehört habe.«
    Sie fuhr ihm mit einem Finger durchs Haar. »Werden sie weiter hinter dir her sein, Michael?«
    »Das weiß ich nicht. Sobald ich ausgeschieden bin, kann ich ihnen nicht mehr gefährlich werden.«
    »Kündigst du morgen? Für mich?«
    »Ich glaube nicht, daß ich die Wahl habe.«
    »Und die Wahrheit wird euch frei machen«, sagte sie.
    »Amen.«

34
    ZYPERN

    Die kleine Gulfstream stand mit pfeifenden Triebwerken in der Dunkelheit auf einer abgelegenen Startbahn. Der Pilot Roger Stephens, ein im Falklandkrieg ausgezeichneter ehemaliger Offizier der Royal Navy, flog jetzt für die Transportabteilung der Gesellschaft für internationale Entwicklung und Zusammenarbeit. Während Stephens mechanisch seine Vorflugkontrollen durchführte, fehlte ihm eine entscheidend wichtige Information: der Flugplan. Die Passagiere, ein Mann und eine Frau, sollten ihn mitbringen, wenn sie an Bord kamen.
    Er rechnete jedoch mit einem Langstreckenflug; er hatte Anweisung erhalten, die Maschine mit vollen Tanks bereitzustellen.
    Eine Viertelstunde später fuhr ein schwarzer Range Rover auf die Startbahn und raste ohne Licht auf die Gulfstream zu. Der Rover hielt neben dem Flugzeug, setzte zwei Personen ab und raste wieder davon. Stephens, der schon mehrmals für die Gesellschaft geflogen und dafür sehr gut entlohnt worden war, kannte die Regeln. Er durfte seine Passagiere weder ansehen noch mit ihnen sprechen. Das war Stephens gerade recht. Die Gesellschaft und die Leute, die sie beschäftigte, waren eine rauhe Bande, mit der er so wenig wie möglich zu tun haben wollte.
    Die Passagiere kamen an Bord und nahmen ihre Plätze ein. In der Kabine stand ein schwarzer Matchsack für sie bereit, und der Kühlschrank war gut bestückt. Stephens hörte das Ratschen eines Reißverschlusses, das metallische Klicken, mit dem ein erfahrener Schütze den Schlitten einer Pistole zurückzog, den Knall eines Champagnerkorkens und eine halblaute Frauenstimme, die französisch mit deutschem Akzent sprach.

    Im nächsten Augenblick kam der Mann ins Cockpit und blieb hinter Stephens stehen.
    »Der Flugplan«, sagte er nur.
    Er sprach englisch mit leichtem Akzent, den Stephens nicht einordnen konnte. Außer dem Flugplan wurde ihm eine Beretta mit Schalldämpfer unter die Nase gehalten.
    Stephens griff nach dem Flugplan.
    »Sie bleiben im Cockpit und sehen keinen von uns beiden an«, befahl Delaroche. »Sehen Sie uns an, erschieße ich Sie und lande die Maschine selbst. Haben Sie verstanden?«
    Stephens spürte, wie ihm ein kalter Schauder über den Rücken lief, während er nickte. Delaroche verließ das Cockpit und nahm in der Kabine Platz. Stephens

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