Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
das Raketenabwehr-Programm abgestimmt wurde. Bis dahin würde die Tragödie von Flug 002 nur noch eine weit zurückliegende Erinnerung sein und Beckwith als nicht noch einmal wählbarer Präsident an Einfluß verloren haben.
    Elliott mußte dafür sorgen, daß das Programm nicht in den Ausschüssen hängenblieb. Er hatte Millionen von Dollar auf dem Capitol Hill verteilt; die Hälfte aller Abgeordneten und Senatoren waren ihm zu Dank verpflichtet. Trotzdem hatte Elliott keinen Zweifel daran, daß er alles würde aufbieten müssen, was ihm an Einfluß und Einfallsreichtum zur Verfügung stand, um seinem Projekt zum Erfolg zu verhelfen.
    Die Limousine hielt am Randstein. Mark Calahan stieg aus und öffnete die Tür. Elliott betrat seine Villa und ging nach oben in die Bibliothek. Er schenkte sich einen Scotch ein, den er ins Schlafzimmer mitnahm. Dann öffnete sich die Tür zum Bad, und eine Frau, die einen Bademantel trug, kam mit vom Duschen feuchtem Haar herein: Sie trat auf Elliott zu und küßte ihn auf die Stirn.
    Er sah auf und sagte: »Hallo, Monica, Darling, erzähl mir, was du heute alles gemacht hast.«
    »Er unterschätzt mich«, sagte sie neben ihm im Bett liegend.
    »Er behandelt mich wie eine Idiotin. Er denkt, er sei klüger als ich, und ich kann Leute nicht ausstehen, die sich für klüger halten.«
    »Er soll dich ruhig unterschätzen«, sagte Elliott. »Das ist ein tödlicher Fehler - in diesem Fall buchstäblich.«
    »Ich habe die Ermittlungen heute wiederaufnehmen müssen, Mitchell. Mir ist nichts anderes übriggeblieben. Osbourne hat's geschafft, ziemlich viel von deinem kleinen Spiel aufzudecken.«
    »Er hat nur die Oberfläche angekratzt, Monica. Das weißt du so gut wie ich. Er wird nie das ganze Bild sehen. Er ist in einem Spiegelkabinett gefangen.«
    »Er kennt die Identität eurer Killer und glaubt zu wissen, weshalb sie morden.«
    »Er weiß nicht, wer hinter ihnen steht, und er wird es niemals wissen.«
    »Ich habe sie weltweit zur Fahndung ausschreiben müssen, Mitchell. Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Wer kontrolliert die Verteilung in Langley?«
    »Alles wird nur mir vorgelegt«, antwortete sie. »Theoretisch bekommt außer mir niemand das Material zu sehen. Und ich habe McManus mit einem Auftrag weggeschickt, so daß das FBI völlig im dunkeln tappt.«
    »Und Michael Osbourne weiß dann nicht mal, wie's ihn erwischt hat. Gut gemacht, Monica. Du hast dir gerade einen hübschen Bonus verdient.«
    »Ich hatte eigentlich an etwas anderes gedacht.« 
     

DEZEMBER
36
    NORD-KANADA

    Die Gulfstream unterflog die kanadische Radarüberwachung über der Davisstraße und landete auf einer einsamen, von Fackeln beleuchteten Straße an der Ostküste der Hudsonbai.
    Astrid und Delaroche gingen langsam die Treppe hinunter: Delaroche mit dem schwarzen Matchsack über der Schulter, Astrid mit beiden Händen vor dem Gesicht, um es vor der grausamen arktischen Kälte zu schützen. Stephens ließ die Triebwerke weiterlaufen. Sobald seine Passagiere sich weit genug von der Maschine entfernt hatten, schob er die Leistungshebel nach vorn und zog die Gulfstream in den klaren kanadischen Morgen hoch.
    Auf dem Randstreifen neben der Straße stand ein schwarzer Range Rover mit der nötigen Ausrüstung - Schneeschuhe, Rucksäcke, Parkas und getrocknete Lebensmittel - und einem Umschlag mit detaillierten Reiseanweisungen für sie bereit. Sie stiegen ein und schlossen die Türen, um vor der beißenden Kälte geschützt zu sein. Delaroche drehte den Zündschlüssel nach rechts. Der Anlasser wimmerte, bemühte sich, den Motor in Gang zu setzen, und verstummte. Delaroche beschlich ein ungutes Gefühl. Die Gulfstream war fort. Sie waren hier ganz allein. Sprang der Motor des Geländewagens nicht an, würden sie nicht lange überleben. Er drehte den Schlüssel erneut nach rechts. Diesmal sprang der Motor an. Astrid, die sich für einen Augenblick in eine typische Deutsche verwandelte, sagte: »Gott sei Dank!« - »Ich dachte, du seist eine gute kommunistische Atheistin«, meinte Delaroche spöttisch.
    »Halt die Klappe und stell die Heizung an!«
    Er tat, was sie verlangte. Dann riß er den Umschlag auf und versuchte, die Anweisungen zu lesen, aber das ging nicht. Er zog eine Lesebrille aus der Innentasche seiner Jacke und setzte sie auf.
    »Ich habe dich noch nie mit Brille gesehen.«
    »Ich trage sie nicht gern vor anderen Leuten, aber manchmal geht's nicht anders.«
    »So siehst du wie ein Professor, nicht wie ein

Weitere Kostenlose Bücher