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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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zerstörtem Gesicht auf den Tisch. Carter fuhr zusammen und sah weg. Monica zuckte mit keiner Wimper.
    »Er wurde mit drei Schüssen ins Gesicht getötet, genau wie Hassan Mahmoud, genau wie Colin Yardley.«
    »Und genau wie Sarah Randolph.«
    Michael betrachtete seine Hände, dann erwiderte er Monicas Blick.
    »Ja«, sagte er. »Genau wie Sarah Randolph.«
    »Und Sie glauben, daß alle diese Morde das Werk desselben Täters sind?«
    »Ich bin mir meiner Sache ganz sicher. Er ist ein ehemaliger KGB-Killer mit dem Decknamen Oktober, der als Junge in den Westen geschleust worden und in Frankreich unter falschem Namen aufgewachsen ist. Jetzt ist er ein Berufskiller, der beste und teuerste Profikiller der Welt.«
    »Und das haben Sie von Iwan Drosdow erfahren, als Sie ihn in Gloucestershire besucht haben?«
    »Genau.«
    »Ihre Theorie, Michael?«
    »Daß Mohammed Awad die Wahrheit gesagt hat: Das  Schwert von Gaza hat die Verkehrsmaschine nicht abgeschossen. Der Abschuß ist das Werk einer Einzelperson oder Gruppe gewesen, die dem Schwert von Gaza die Schuld in die Schuhe geschoben hat. Und jetzt hat diese Einzelperson oder Gruppe Oktober beauftragt, das Team zu liquidieren, das den Anschlag durchgeführt hat.« Michael machte eine kurze Pause, dann sagte er: »Und ich glaube, daß er irgendwann auch mich aufs Korn nehmen wird. «
    »Würden Sie uns das bitte erklären?«
    »Ich glaube, daß sie schon einmal versucht haben, mich zu ermorden, auf der Fähre während meines Gesprächs mit Awad.
    Dieser Versuch ist fehlgeschlagen. Ich glaube, sie werden es nochmals versuchen, und ich glaube, daß sie Oktober damit beauftragen werden.«
    Es entstand eine lange Pause. Jedes Gespräch mit Monica war durch längeres Schweigen gekennzeichnet, als erhalte sie ihre Stichworte von einem Souffleur in den Kulissen.
    »Wer sind ›sie‹, Michael? Welche sie? Wo sie? Wie sie?«
    »Das weiß ich nicht. Irgend jemand hat das Flugzeug abgeschossen, und zwar aus sehr guten Gründen. Sehen Sie sich an, was seitdem passiert ist. Der Friedensprozeß im Nahen Osten ist zum Stillstand gekommen; das Wettrüsten in die ser Region geht schneller als je zuvor weiter.«
    Und ein angeschlagener Präsident hat erstaunlich aufgeholt und ist wiedergewählt worden, dachte Michael, und unser Land ist dabei, ein sündhaft teures Raketenabwehrsystem anzuschaffen.
    »Großer Gott, Michael! Sie wollen da doch nicht etwa eine Verbindung herstellen?«
    »Ich behaupte nicht, alle Antworten zu kennen. Ich schlage nur vor, die Möglichkeit, daß andere hinter dem Anschlag stecken könnten, ernsthaft in Betracht zu ziehen und unsere Ermittlungen entsprechend auszuweiten.«
    Endlich ergriff Adrian Carter das Wort. »Als Michael zum erstenmal mit seinem Verdacht zu mir gekommen ist, habe ich nichts davon gehalten, aber jetzt glaube ich, daß ich mich geirrt habe. Ich denke, die Agency sollte tun, was Michael vorschlägt.«
    Monica zögerte einen Augenblick und nippte an ihrem Kaffee. »Ich stimme widerstrebend zu, Michael, aber die Ermittlungen werden ohne Sie stattfinden, fürchte ich«, sagte sie und gönnte sich einen größeren Schluck von ihrem Kaffee. »Sie haben potentiell wertvolle Informationen gesammelt, aber Ihre Mittel und Methoden sind unentschuldbar und bei einem Mitarbeiter der Agency mit Ihrer Erfahrung ehrlich gesagt unpassend. Mir bleibt leider nichts anderes übrig, als Sie bis zum Abschluß des Disziplinarverfahrens vom Dienst zu suspendieren. Tut mir leid, Michael, aber Sie haben mir keine andere Wahl gelassen.«
    Michael sagte nichts. Er hatte diese Entscheidung erwartet, aber trotzdem durchlief ihn eine Schockwelle, als Monica sie aussprach.
    »Was Ihre Besorgnis um Ihre persönliche Sicherheit betrifft, können Sie sicher sein, daß die Agency alle notwendigen Schritte unternehmen wird, um Sie und Ihre Angehörigen zu schützen.«
    »Danke, Monica«, sagte Michael und bereute es sofort, weil er wußte, daß Monica Tyle rs Zusicherungen so dauerhaft waren wie ein auf Wasser geschriebenes Sonett.

    Mitchell Elliott war auf dem Nachhauseweg. Er hatte einen sehr langen Tag hinter sich, den er größtenteils auf dem Capitol Hill verbracht hatte, um mit Abgeordneten und Senatoren zu reden. Aus langjähriger Erfahrung mit Politikern wußte Elliott, daß jede Euphorie in Washington rasch verflog. Von Präsidenten gegebene Versprechen starben oft einen schleichenden Tod in den Ausschüssen. Es würde noch viele Monate dauern, bevor im Kongreß über

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