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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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»Aber so funktioniert die Sache leider meistens nicht.«
    Er trank seinen Wein aus und hielt das Glas hin, um sich nachschenken zu lassen. Elizabeth entkorkte eine weitere Flasche. Der Senator kam mit rotem Gesicht und vom Wind zerzausten Haaren herein. »Wie ich sehe, habt ihr den Weinkeller geplündert«, sagte er. »Schenkt mir bitte ein großes Glas ein.«
    »Ich habe einen weiteren Punkt zu besprechen, bevor wir zu betrunken sind«, fuhr Carter fort.
    »Wenn's sein muß«, sagte Michael.
    »Monica hat meinem Vorschlag zugestimmt, das gegen dich eingeleitete Disziplinarverfahren einzustellen. Nach allem, was ihr beiden durchgemacht habt, hält sie es zum jetzigen Zeitpunkt für unangemessen.«
    »Oh, ist das nicht nett von Monica?«
    »Laß gut sein, Michael, es ist ihr Ernst. Sie findet, diese Sache sei aus dem Ruder gelaufen. Sie möchte, daß wir sie hinter uns lassen und einen Neuanfang machen.«
    Michael sah zu Elizabeth hinüber, dann wandte er sich wieder an Carter. »Sag ihr, daß ich danke, nein danke gesagt habe.«
    »Du willst, daß das Disziplinarverfahren weitergeht?«
    »Nein, ich will raus«, antwortete Michael. »Ich habe beschlossen, die Agency zu verlassen.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Todernst«, sagte Michael. »Sorry, schlechte Wortwahl.
    Okay, jetzt können wir uns betrinken.«
    Elizabeth durchquerte den Raum, beugte sich über Michael und küßte ihn. »Bist du dir deiner Sache sicher, Michael? Du tust es nicht nur für mich?«
    »Ich bin mir meiner Sache noch nie so sicher gewesen. Und ich tu's nicht für dich. Ich tu's für uns.« Er legte seine Hand auf ihren Bauch. »Und für sie.«
    Sie küßte ihn nochmals. »Danke, Michael! Ich liebe dich. Das weißt du hoffentlich.«
    »Das weiß ich«, sagte er. »O ja, das weiß ich.«
    Carter sah auf seine Uhr, dann sagte er: »Scheiße!«
    »Was?« fragten Michael und Elizabeth im Chor. »Wir haben Beckwiths Ansprache verpaßt.« Und sie brachen alle in Gelächter aus.

EPILOG
    MYKONOS, GRIECHENLAND
     
    Die Villa wollte niemand haben. Sie klebte auf einem Felsen über dem Meer, war dort dem unaufhörlichen Wind ausgesetzt.
    Stavros, der Immobilienmakler, glaubte schon nicht mehr, sie jemals verkaufen zu können. Daher vermietete er sie jedes Jahr an denselben Clan junger englischer Börsenmakler, die jeden August für drei Besäufniswochen die Insel unsicher machten.
    Der Franzose mit der verletzten Hand verbrachte nur fünf Minuten in dem Haus. Er ließ sich das Wohnzimmer und die Schlafzimmer zeigen und begutachtete die Aussicht von der Steinterrasse. Etwas genauer inspizierte er die Küche, die ihm ein Stirnrunzeln abnötigte.
    »Ich habe Handwerker für alle Arbeiten an der Hand, falls Sie renovieren wollen«, sagte Stavros.
    »Danke, nicht nötig«, wehrte der Franzose ab. »Das mache ich selbst.«
    »Aber Ihre Hand...«, Stavros nickte zu dem dicken Verband hinunter.
    »Das ist nichts weiter«, sagte der Franzose. »Ein kleiner Unfall beim Kochen. Das ist bald verheilt.«
    Stavros runzelte die Stirn, als finde er die Geschichte nicht überzeugend. »Die Villa ist ein beliebtes Ferienhaus«, fuhr er fort. »Falls Sie Mykonos in der Hochsaison verlassen wollen, kann ich sie bestimmt gut für Sie vermieten, vor allem, wenn sie renoviert ist.«
    »Die Villa ist nicht mehr zu vermieten.«
    »Wie Sie wünschen. Wann möchten Sie...«
    »Morgen«, sagte der Franzose knapp. »Geben Sie mir Ihre Kontonummer, dann lasse ich Ihnen den Kaufpreis heute nachmittag telegrafisch überweisen.«
    »Aber, Monsieur, Sie sind kein Grieche. Für Ausländer ist es nicht einfach, Grundbesitz zu erwerben. Da sind Anträge auszufüllen, Formalitäten zu erledigen. Das alles dauert seine Zeit.«
    »Kümmern Sie sich darum, Stavros. Aber ich ziehe morgen früh hier ein.«
    Er verbrachte den Rest des Winters im Haus. Als seine Hand wiederhergestellt war, begann er die Villa zu renovieren.
    Kristos, der Besitzer des kleinen Baumarkts, erbot sich, gute Arbeitskräfte für ihn zu suchen, aber der Franzose lehnte höflich ab. Er richtete die Küche neu ein und belegte die Arbeitsplatte mit Kacheln. Er strich alle Zimmer. Er ließ die Einrichtung - gräßliche moderne Stücke - abfahren und möblierte alles rustikal griechisch. Als es im März wärmer wurde, begann er mit der Außenrenovierung. Er besserte den Verputz aus und strich das ganze Haus blendend weiß. Er ersetzte zerbrochene Dachziegel und gesprungene Steinplatten auf der Terrasse. Mitte April war die

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