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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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oben in ihre Zimmerflucht mit Blick über den Hafen. Elizabeth stieß die Fensterläden auf; sie liebte es, beim Aufwachen das Wasser im purpurorangeroten Licht der winterlichen Morgendämmerung zu sehen.
    Ein Regenschauer weckte sie irgendwann nach Mitternacht.
    Elizabeth drehte sich im Dunkeln auf die Seite und küßte Michaels Nacken. Als er sich regte, ergriff sie seine Hand und zog ihn auf sich. Sie wand sich aus ihrem geblümten Flanellnachthemd.
    Sein warmer Körper drückte ihre Brüste flach.
    »Gott, Michael, ich hätte so gern ein Kind von dir!«
    Er drang in sie ein, und sie drängte sich ihm entgegen.
    Elizabeth war überrascht, wie schnell sie ihren Höhepunkt erreichte. Der Orgasmus brandete in wundervollen Wogen über sie hinweg. Sie hielt Michael in ihren Armen und begann plötzlich zu lachen.
    »Leise, sonst wacht dein Vater auf.«
    »Ich wette, daß du das zu allen Mädchen gesagt hast.«
    Sie lachte wieder.
    »Was ist so verdammt lustig?«

    »Nichts, Michael. Gar nichts. Ich liebe dich nur so sehr.«
    Douglas Cannon segelte leidenschaftlich gern, aber er haßte es, im Sommer mit dem Boot unterwegs zu sein. Dann kreuzten auf der Gardiner's Bay große Slups, Katamarane, Motorboote, Sportangler und die Cannon verhaßten Jet-Skis, die für ihn ein Zeichen der bevorstehenden Apokalypse waren. Er hatte versucht, sie aus den Gewässern um die Insel verbannen zu lassen, war aber damit gescheitert, obwohl vor Upper Beach eine Zehnjährige überfahren und getötet worden war. Michael hatte gehofft, mit einem Stapel Zeitungen, einem Buch und einem guten Cabernet aus Cannons wohlsortiertem Weinkeller einen geruhsamen Nachmittag am Kaminfeuer verbringen zu können. Aber mittags hörte der Regen auf, und eine wäßrige Sonne schien durch Wolkenlücken. Cannon, der einen schweren Troyer und Ölzeug trug, kam ins Wohnzimmer gestapft.
    »Komm, Michael, wir wollen los.«
    »Soll das ein Witz sein? Draußen hat's null Grad!«
    »Das ist doch ideal. Komm, du brauchst körperliche Betätigung.«
    Michael sah hilfesuchend zu Elizabeth hinüber. Sie lag auf der Couch und arbeitete einen Stapel Schriftsätze durch.
    »Geh mit ihm, Michael. Ich mag es nicht, wenn er allein segelt.«
    »Elizabeth!«
    »Ach, stell dich nicht so an! Außerdem hat Dad recht. Du brauchst wirklich körperliche Betätigung. Komm, ich bringe euch zum Steg runter.«
    Und so fand Michael sich zwanzig Minuten später in Pullover und Fleecejacke eingemummelt auf Cannons 32-Fuß-Slup Athena wieder und zerrte wie ein alter Fischer aus Gloucester an dem steifgefrorenen Fockfall. Cannon blaffte vom Ruder aus Befehle, während Michael über das eisglatte Vordeck hastete, bei zwanzig Knoten Wind Segel hißte und Leinen belegte.
    Dabei stieß er sich den Zeh an einer Klampe an und wäre beinahe gestürzt. Er fragte sich, wie lange er in dem eisigen Wasser überleben würde, falls er über Bord ging. Er fragte sich, ob der siebzigjährige Cannon schnell genug reagieren konnte, um ihn zu retten.
    Als der Wind die Segel der Athena füllte, so daß ihr Rumpf höher im Wasser lag und leicht nach Steuerbord krängte, sah Michael ein letztesmal zum Haus hinüber. Elizabeth, die eine Zielscheibe aufgestellt hatte, stand mit ihrem Bogen auf dem Rasen und traf aus fünfzig Meter Entfernung mit jedem Pfeil ins Schwarze.
    Cannon steuerte die Athena hart am Wind durch die Bucht.
    Die Slup krängte weit nach Steuerbord, als sie übers graugrüne Wasser fliegend auf Gardiner's Island zulief. Michael saß auf der Luvseite, weil er hoffte, die Sonne werde ihn wärmen. Er versuchte, sich eine Zigarette anzuzünden, was erst gelang, als er sich zwei Minuten lang verrenkt hatte, damit sein Körper Windschutz bot.
    »Jesus, Douglas, geh doch wenigstens auf Raumschots-Kurs, damit wir den Wind nicht so spüren.«
    »Mir gefällt's, wenn sie krängt!« Er mußte schreien, um das Heulen des Windes zu übertönen.
    Michael sah nach vorn und stellte fest, daß Wasser über den Schandeckel an Steuerbord hereinbrach.
    »Findest du nicht, daß wir etwas weniger krängen sollten?«
    »Nein, so ist's ideal. Sie läuft jetzt ihre Höchstfahrt.«
    »Richtig, aber wenn eine Bö kommt, kentern wir und liegen im Teich.«
    »Dieses Boot kann nicht kentern.«
    »Das haben sie von der Titanic auch behauptet.«
    »Aber in diesem Fall ist's wahr.«

    »Welche Erklärung hast du dann für deinen kleinen Unfall vom letzten Jahr?«
    Letztes Jahr im Oktober war die Athena im Oktober in einer

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