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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Die von Alatron Defense Systems gebauten Jagdraketen sind weit besser gewesen als alle Konkurrenzprodukte. Elliott hat den Auftrag völlig zu Recht erhalten. Aber das Projekt ist von den Republikanern nur lauwarm und von den Demokraten gar nicht unterstützt worden.
    Das System wäre nie gebaut worden. Die Unterstützung des gesamten Kongresses war nur durch einen dramatischen Appell vor dem Hintergrund eines dramatischen Ereignisses zu bekommen.«
    Michael überlegte kurz, bevor er sagte: »Nehmen wir mal an, ich würde behaupten, das Schwert von Gaza hat diese Verkehrsmaschine nicht abgeschossen. Was würdest du dann sagen?«
    »Ich würde sagen, daß du vermutlich auf einer interessanten Spur bist. Aber du solltest nicht zu laut darüber reden, Michael.
    Hört dich der Falsche, kannst du in große Schwierigkeiten geraten.«
    Die Sonne war hinter einer Wolke verschwunden, und es wurde plötzlich kälter. Cannon sah stirnrunzelnd zum Himmel auf. »Sieht nach Schneeregen aus«, meinte er. »Also gut, Michael, du hast gewonnen. Klar zum Wenden!«

12
    SANKT MAARTEN, KARIBIK
     
    Rötlicher Staub stieg von der mit Schlaglöchern übersäten schmalen Straße auf, als die Range-Rover-Kolonne in die Berge hinauffuhr. Die Geländewagen waren identisch, schwarz mit getönten Scheiben, damit die Insassen nicht zu sehen waren.
    Jeder dieser Männer kam aus einem anderen Teil der Erde: aus Südamerika, den Vereinigten Staaten, dem Nahen Osten oder Europa. Jeder würde die Insel am nächsten Morgen nach dem Ende der Konferenz verlassen. Auf Sankt Maarten hatte die Hochsaison begonnen, in der sich hier Amerikaner und reiche Europäer drängten. Den Männern in den Range Rovers war das recht. Sie schätzten Menschenmassen, Anonymität. Die Kolonne röhrte durch ein armes Dorf. Barfüßige Kinder standen am Straßenrand und winkten den vorbeifahrenden Wagen aufgeregt zu. Niemand winkte zurück.
    Die Villa war selbst für Sankt Maarten ungewöhnlich luxuriös: zwölf Schlafzimmer, zwei riesige Wohnzimmer, ein Medienraum, ein Billardzimmer, ein Swimmingpool, zwei Tennisplätze und ein Hubschrauberlandeplatz. Erbaut worden war sie erst in den vergangenen sechs Monaten im Auftrag eines ungenannten Europäers, der einen exorbitanten Preis ge zahlt hatte, damit sie termingerecht fertig wurde.
    Der Bau war ein Alptraum gewesen, denn die Villa lag in der Inselmitte auf einem Berg mit herrlichem Seeblick. Bis auf einen Elektrozaun war das sechzehn Hektar große Grundstück mit Baumgruppen und dichtem Buschwerk im Naturzustand belassen worden.
    Eine Woche vor den Gästen traf ein Sicherheitsteam ein und installierte Videokameras, Lichtschranken und Störsender. Sein Kommandozentrum richtete es im Billardzimmer ein.

    Die Gesellschaft für internationale Entwicklung und Zusammenarbeit war eine rein private Organisation, die keine fremden Geldspenden akzeptierte und nur ausgewählte neue Mitglieder aufnahm. Ihren offiziellen Sitz hatte die Gesellschaft in Genf, in einem kleinen Büro mit einem geschmackvollen Messingschild an der schlichten Tür; allerdings hätte ein zufälliger Besucher dort niemanden angetroffen, und ein Anruf bei der nicht im Telefonbuch stehenden Büronummer wäre erfolglos geblieben.
    Wer von der Existenz dieser Gruppierung wußte, bezeichnete sie einfach als die Gesellschaft. Trotz ihres Namens hatte die Gesellschaft kein Interesse daran, die Welt zu verbessern. Zu ihren Mitgliedern gehörten verbrecherische Geheimdienstoffiziere, Politiker, Waffenhändler, Söldner, Drogenbarone, Gangsterbosse, einflußreiche Geschäftsleute und Industrielle.
    Der Geschäftsführer war ein ehemaliger hoher Offizier des britischen Geheimdienstes MI6. Er war nur als »der Direktor« bekannt und wurde nie mit seinem Namen angesprochen. Er kümmerte sich um die Verwaltung und koordinierte die Aktionen der Gesellschaft, ohne jedoch die letzte Entscheidungsbefugnis zu besitzen. Die lag in den Händen des Exekutivrats, in dem jedes Mitglied eine Stimme hatte. Intern praktizierte die Gesellschaft Demokratie, auch wenn die meisten Mitglieder fanden, im richtigen Leben sei sie eine ziemlich lästige Einrichtung.
    Die Grundüberzeugung der Gesellschaft lautete: Frieden ist gefährlich. Die Mitglieder glaubten, ständige, kontrollierte globale Spannungen lägen im Interesse aller. Sie schützten vor Selbstzufriedenheit. Sie sorgten für Wachsamkeit. Sie förderten nationale Identitäten. Und vor allem brachten sie ihnen Geld, sehr viel

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