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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Außenminister.«
    »Als er heute nachmittag von der Pressekonferenz im Weißen Haus zurückgekommen ist, hat die Firma eine Party für ihn gegeben. Er hat endlos darüber gelabert, daß das die schwierigste Entscheidung seines Lebens gewesen sei. Er hat behauptet, er habe dem Präsidenten beim erstenmal einen Korb gegeben, um die Firma nicht im Stich lassen zu müssen. Aber der Präsident habe ihn nochmals gefragt, und er habe nicht zweimal nein sagen können. Gott, so viel Bockmist auf einmal!
    Dabei weiß die ganze Stadt, daß er sich wochenlang um diesen Posten bemüht hat. Vielleicht läge seine wahre Stärke nicht im Verhandeln, sondern im Prozessieren.«
    »Er wird bestimmt ein guter Außenminister.«
    »Ich erinnere mich an einen Präsidenten, der einmal gesagt hat: ›Mein Hund Millie versteht mehr von Außenpolitik als mein Gegner.‹ Ich glaube, das trifft auch auf Sam Braxton zu.«
    »Er ist clever, lernt schnell und ist im Fernsehen verdammt gut. Die Profis im Foggy Bottom können sich weiter mit dem politischen Alltagsgeschäft befassen. Braxton braucht nur die schwierigen Entscheidungen zu treffen und sie dem Rest der Welt und dem amerikanischen Volk zu verkaufen. Tut er das, hat er auch Erfolg.«
    Elizabeth erzählte Michael von ihrem Gespräch mit Susanna Dayton.
    »Sie hat mich um Hilfe gebeten. Ich habe ihr erklärt, daß ich nichts für sie tun kann. Das wäre ein Verstoß gegen die Standesrege ln und könnte mich meine Anwaltszulassung kosten.

    Sie hat nicht weiter davon gesprochen.«
    »Du bist eine kluge Frau. Warum hat sie diese Story nicht weiterverfolgt?«
    »Sie hat keine Beweise gehabt.«
    »Das hat Susanna noch nie gestört.«
    »Michael!«
    »Elizabeth, aus meiner Perspektive sieht die Presse etwas anders aus.«
    »Sie hat geglaubt, genügend Beweismaterial zu haben, aber die Redaktion ist anderer Meinung gewesen. Sie solle erst mal weitere Recherchen anstellen. Susanna ist natürlich wütend gewesen. Wäre die Story vor der Wahl erschienen, wäre sie eine Sensation gewesen.«
    »Arbeitet sie noch daran?«
    »Ich denke schon. Tatsächlich spricht sie sogar von großen Fortschritten.« Elizabeth lachte. »Weißt du, die beiden größten Gewinner bei diesem Spiel sind Sam Braxton und sein Mandant Mitchell Elliott. Braxton wird Außenminister, und Elliott verdient mit dem Bau von Jagdraketen für das Programm zur Raketenabwehr zehn Milliarden Dollar.«
    »Siehst du irgendeinen Zusammenhang?«
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Du hättest die beiden auf Elliotts Party sehen sollen, nachdem Beckwith sein neues Programm angekündigt hatte. Mein Gott, ich habe gedacht, sie würden sich abküssen!«
    Dann war der Expressway zu Ende, und sie kamen durch die Kleinstadt Riverhead. Michael fuhr auf einer Landstraße zwischen endlosen Weideflächen und Kartoffeläckern nach Norden weiter. Ein in der feuchten Nachtluft verschwommener Vollmond hing tief über dem östlichen Horizont. Michael bog auf die Route 25 ab und raste quer über die North Fork nach Osten. Zwischen den Bäumen war hin und wieder der Long-Island-Sund zu sehen, dessen Wasserfläche im Mondlicht schwarz schimmerte.
    Elizabeth öffnete ihr Fenster einen Spalt weit und zündete sich eine Zigarette an. Das war ein Zeichen dafür, daß sie nervös, verärgert oder unglücklich war. Elizabeth brauchte ihre ganze Kraft dafür, sich tagsüber in ihrem Beruf zu verstellen. Zu Hause oder in Gesellschaft von Freunden war es ihr nahezu unmöglich, ihre Gefühle zu verbergen. War sie glücklich, blitzten ihre Augen, und auf ihren Lippen stand ein Dauerlächeln. War sie durcheinander, schmollte sie, runzelte die Stirn und schnauzte andere Leute an. Elizabeth rauchte niemals, wenn sie glücklich war.
    »Erzähl mir, was dich bedrückt.«
    »Du weißt, was mich bedrückt.«
    »Natürlich, aber ich denke, es würde dir guttun, darüber zu sprechen.«
    »Also gut, ich bin verdammt nervös, weil ich Angst habe, daß alles schiefgeht und ich nie ein Baby bekommen werde. So, jetzt hab' ich's gesagt. Und weißt du was? Ich fühle mich noch immer beschissen.«
    »Ich wollte, ich könnte mehr für dich tun.«
    Elizabeth streckte eine Hand aus und griff nach seiner. »Sei einfach für mich da, Michael. Wenn du irgendwas für mich tun willst, bleibst du bei dieser Sache an meiner Seite. Ich brauche dich, falls etwas schiefgeht. Du mußt mir sagen, daß alles in Ordnung ist und du mich trotzdem immer lieben wirst.«
    Ihre Stimme versagte. Er

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