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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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euch in diese verlassene Gegend führt, aber ich bitte euch, meine Gäste zu sein. Meine Hütte ist die eurige, solange ihr es wünscht. Die Dankbarkeit der Stadt wird sich als groß erweisen!«
    »Ich danke dir, Jenersen«, erwiderte Elivara. »Ich bin die Königin von Nyrngor, und die Zerstörung meiner Stadt trieb mich hierher in den Norden und ermöglichte es so, die gänzliche Zerstörung deiner Stadt zu verhindern.« Mit einer Handbewegung deutete Elivara auf ihre Begleiter. »Meine Gefährten Mythor, Kalathee, Sadagar und Nottr haben mich auf meiner Fahrt begleitet, denn es ist nicht Flucht, die mich hierher verschlagen hat, sondern eine Mission, die ich zum Wohl meiner Stadt zu erfüllen habe!«
    »Eine Mission?« fragte Jenersen. »Wenn du nicht darüber schweigen musst, so sprich. Ich werde dir helfen, soweit es in meiner Macht steht. Urguth wird dir alles geben, was du brauchst!«
    »Du kannst uns helfen«, sagte Elivara. »Es ist nicht viel, um was ich dich bitten möchte. Nur das eine: Zeig mir den Weg, der durch den.« Abrupt wurde Elivara unterbrochen.
    »Das ist er!« rief eine Frau und deutete mit der ausgestreckten Hand auf Mythor. »Das ist der Held, der die Stadt befreit hat!« Mit heftigen Rippenstößen und unter Einsatz von Händen und Füßen hatte sich die Frau durch die dicht stehende Menge nach vorn durchgearbeitet. Sie stieß auch Jenersen zur Seite und warf sich vor Mythor auf die Knie. Heftig umklammerte sie seine Beine.
    »Das ist der Mann, der mich gerettet hat«, rief sie dabei immer wieder und küsste seine Füße. »Ich erkenne ihn wieder, er ist es.«
    Auch Mythor hatte die Frau erkannt. Er hatte sie aus der Gewalt der beiden sasgischen Krieger befreit, die ihn als Frosch bezeichnet hatten. Mühsam wehrte er die Frau ab und versuchte sie hochzuziehen.
    In die Menge der Zuschauer kam neue Bewegung. Jeder wollte unbedingt das Schauspiel miterleben, das auf den vorderen Stegen stattfand.
    Mit Hilfe von Jenersen gelang es Mythor schließlich, seine Beine aus der Umklammerung der Frau zu befreien. Er zog sie auf die Füße.
    »Die gesamte Stadt ist ihm dankbar«, versuchte Jenersen sie zu beruhigen. »Uns alle hat er gerettet!« Sanft zog er sie zurück.
    So schnell jedoch ließ sich die Frau nicht beruhigen. Sie riss sich los, stürmte von neuem auf Mythor zu und ergriff seine Arme. Sie beugte ihren Kopf und versuchte seine Hände zu küssen. Plötzlich jedoch stutzte sie und richtete sich auf.
    »Er ist verwundet«, rief sie und hielt Mythors Linke hoch.
    »Er blutet. Während ihr hier redet und jubelt, blutet der Held.«
    Mythor versuchte die Hand zurückzuziehen, aber es gelang ihm nicht. Die Frau hatte ihn fest im Griff.
    »Ja, du brauchst Hilfe«, stellte jetzt auch Jenersen fest. »Die Hand muss verbunden werden.«
    »Ich werde ihn pflegen«, sagte die Frau bestimmt. »Ich habe das Blut entdeckt, ich werde es stillen!« Ohne sich weiter um die anderen zu kümmern, zog sie Mythor mit sich fort durch die Menge.
    Hilflos sahen ihm die Freunde nach.
    »Sie wird ihn gut versorgen«, murmelte Jenersen. »Sie versteht etwas von Wunden. Sie sammelt Pflanzen aus dem Meer und kleine Tiere. Daraus bereitet sie Salben und Tinkturen. Sie hat schon viele der Unsrigen geheilt. Danach werden wir weiter miteinander sprechen.«
    »Du wirst uns helfen können«, sagte Elivara. »Du bist der Fürst der Pfahlstadt, und du wirst viel wissen über Sklutur!«
    Bei der Nennung des Namens zuckte Jenersen kaum merklich zusammen. Für Sekunden wurden seine Augen schmal und lauernd. »Ihr sucht Sklutur?« fragte er leise.
    Elivara nickte. »Ihr nennt ihn den Beinernen«, fuhr sie fort. »Nyrngor braucht seine Hilfe!«
    Das freudige Lärmen der Bewohner der Pfahlstadt war mit einem Schlag verstummt. Eine plötzliche Stille lastete über Urguth. Auch Jenersen schwieg lange. Er schien über etwas nachzudenken. Elivara und Kalathee sahen sich verwundert an. Sie begriffen nicht, was sich mit einemmal verändert hatte. Der Steinmann wich unwillkürlich einige Schritte zurück, als ob es etwas vor ihm gebe, was ihn bedrohte.
    »Wir werden später darüber sprechen«, sagte Jenersen schließlich leise.
    *
    Die Frau zog Mythor quer durch die Pfahlstadt. Sie liefen über schmale Stege, durch enge Gassen und über breite Brücken, die so fest waren, dass sie unter den Schritten nicht einmal schwankten.
    Zu Beginn des Weges mussten sie noch häufig über die Trümmer von zerstörten Hütten klettern. Später erreichten

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