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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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sich. Melander war mit einem aufgeschlagenen Telefonbuch aus dem Nebenzimmer hereingekommen. Er hatte es ihm gegeben und auf den Namen des Hehlers gedeutet. Arvid Larsson. Dann hatte Martin Beck selbst das Buch auf den Tisch gelegt.
    »Lennart«, sagte er, »hol den ersten Teil des Telefonbuches aus deinem Zimmer.« Martin Beck schlug die Seite mit dem Namen Arvid Larsson, Antiquitäten, auf. Da stand nichts. Dann blätterte er das Buch Seite für Seite von Anfang an durch. An mehreren Stellen fanden sich Anmerkungen, meist Melanders charakteristische, kaum lesbare Schreiberei, gelegentlich aber auch Kollbergs deutlich lesbare Handschrift. Die anderen standen schweigend um ihn herum und warteten. Gunvald Larsson sah ihm über die Schulter.
    Martin Beck war bis Seite 1082 gekommen, als Gunvald Larsson sagte: »Da!«
    Sie starrten alle vier auf die Buchstaben am Rand des Blattes. Ein einziges Wort: Andersson.

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    Andersson. Gunvald Larsson legte den Kopf auf die Seite und betrachtete den Namen.
    »Ja, das sieht wie Andersson aus«, sagte er. »Oder vielleicht wie Andersen. Oder Andresen. Verdammt noch mal. Am ehesten sieht es aus wie Andersson.« Andersson.
    In Schweden gibt es 390 000 Menschen, die Andersson heißen. Allein das Telefonbuch von Stockholm weist 10 200 Fernsprechteilnehmer dieses Namens auf, zuzüglich weiterer 2 000 in der näheren Umgebung.
    Martin Beck überlegte. Es konnte ein leichtes sein, die Anruferin mit Hilfe von Presse, Rundfunk und Fernsehen zu finden. Aber es konnte auch schwierig werden. Und bis jetzt war nichts in diesem Fall leicht gewesen.
    Man wandte sich an Presse, Rundfunk und Fernsehen. Nichts geschah. Daß während des Sonntags nichts geschah, war erklärlich.
    Als bis Montag vormittag elf Uhr noch immer nichts geschehen war, wurde Martin Beck nervös.
    Herumzutelefonieren und von Tür zu Tür zu gehen, würde einen riesigen Arbeits und Personalaufwand erfordern, und das für eine Spur, die sich vielleicht als völlig wertlos erwies. Aber ließ sich die Arbeit irgendwie begrenzen? Eine sehr breite Straße. Es mußte irgendwo in der Innenstadt sein.
    »Muß es das?« wiederholte Kollberg zweifelnd. »Natürlich nicht, aber…« »Aber was? Was sagt deine Intuition?«
    Martin Beck sah ihn gequält an, richtete sich auf und sagte: »Der U-Bahn-Fahrschein, der in der Rädmansgatan gekauft wurde.«
    »Und der durchaus nichts mit dem Mörder zu tun haben muß«, hielt ihm Kollberg entgegen.
    »Er wurde an der Station Rädmansgatan gekauft und nur für die Hinfahrt benutzt«, sagte Martin Beck starrköpfig. »Der Mörder wollte ihn für die Rückfahrt benutzen. Er fuhr von der Rädmansgatan zum Mariatorget oder nach Zinkensdamm und ging das letzte Stück bis zum Tantolunden zu Fuß.« »Vermutung«, sagte Kollberg.
    »Er mußte irgendeinen Trick anwenden, um den kleinen Jungen loszuwerden, der mit dem Mädchen zusammen war. Er hatte nichts anderes zur Hand als den Fahrschein.« »Vermutung!« »Aber logisch.« »Zur Not.«
    »Außerdem wurde der erste Mord im Vanadislunden begangen. Alles hat irgendwie mit gerade diesem Stadtteil zu tun. Vanadislunden, Rädmansgatan, Vasastaden, Övre Norrmalm oder Sibirien.«
    »Du hast es schon selbst gesagt«, meinte Kollberg trocken. »Es ist das reine Rätselraten.« »Wahrscheinlichkeitsprinzip.« »So kann man es natürlich auch nennen.« »Ich will diese Frau Andersson haben!« sagte Martin Beck. »Wir können nicht nur dasitzen und darauf warten, daß sie sich von selbst meldet. Sie hat vielleicht keinen Fernseher und liest vielleicht auch keine Zeitung. Sie muß aber auf jeden Fall ein Telefon haben.« »Muß sie das?«
    »Ja, auf jeden Fall. So ein Gespräch führt man nicht von einem Geschäft oder von einer Telefonzelle aus. Außerdem hatte man den Eindruck, daß sie den Mann während des Telefonats beobachtete.« »Okay, in diesem Punkt gebe ich mich geschlagen.« »Und wenn wir herumtelefonieren und von Tür zu Tür gehen wollen, müssen wir irgendwo anfangen, innerhalb eines gewissen Gebietes. Da wir ja nicht genügend Leute haben, um jeden Menschen aufzusuchen, der Andersson heißt.«
    »Kollberg schwieg eine Weile, dann sagte er: »Laß uns doch mal für einen Augenblick diese alte Frau Andersson vergessen und uns statt dessen fragen, was wir über den Mörder wissen.« »Wir haben eine Art Personenbeschreibung.« »Eine Art, ja, das ist wahrhaftig das richtige Wort. Wir wissen aber nicht, ob es der Mörder war, den dieser Lundgren

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