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Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Titel: Der Mann auf dem blauen Fahrrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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äußerst glückliches Zusammentreffen.
    Die Vestmanlands Läns Tidning brachte das spektakuläre Bild auf der zweiten Seite – die erste war nach damaliger Sitte mit allen möglichen Anzeigen gefüllt. Und sie belohnte den Fotografen mit einer rosafarbenen Postanweisung über zehn Kronen. Damit nicht genug – kurz darauf kamen Postanweisungen von drei beziehungsweise zwei Kronen von der Fagerstaposten und der Sala Allehanda . Da stelle sich doch die Frage, ob der Junge nicht reich werde, wenn er auf diese Weise weitermache, sagte der Klempner. Doch die Mutter meinte nicht, dass dies für einen jungen Mann von der Bethel-Gemeinde eine geeignete Art wäre, reich zu werden.
    Danach war es natürlich schwieriger, sich über die Einkäufe des jungen Mannes zu beklagen, wenn er Papier und Entwicklerflüssigkeiten erstand.
    Ja. Dieser schwarze Kasten öffnete neue Reiche. Die Kamera konnte erzählen. Von dem, was geschehen war, zum Beispiel mit dem so schlimm zugerichteten Lastwagen. Aber auch von dem, was nicht geschehen war. Wie das?, fragt man sich. Es war ja leicht, die Bilder einfach in eine etwas andere Ordnung zu bringen. Die drei jungen Männer, die an einem Sommertag an einem Hang liegen und sich ausruhen – zwei in einer Art Sonntagskleidung, der dritte in einer Matrosenuniform –, worauf warten sie? Planen sie möglicherweise ein Verbrechen? Vielleicht einen dramatischen Einbruch in den Geldschrank des Hüttenwerksbüros? Oder, noch schlimmer, in Onkel Claes’ gut gefüllten Geldschrank im Klempnerhaus oben am Knektbacken? Genau an dem Tag, an dem der Onkel den Schienenbus nach Eskilstuna genommen und die Mieten der Mietshäuser kassiert hat, die er angeblich dort besitzt?
    Oder haben sie möglicherweise etwas mit dem Unfall zu tun?
    Und dann ist da zum Beispiel der Schiffer auf der alten Erzkogge mit der hohen Gaffeltakelung. Er steht so still, als wäre er am Mast seines Küstenseglers festgebunden, so still, als lauschte er auf etwas. Und die drei eigentümlichen Frauen, die mit ausgestreckten Händen inmitten eines Gebüschs stehen – was ist da los? Was bereiten sie vor? Einen Zauber? Sind es drei Hexen, die auf etwas warten? Worauf? Und der Fotograf, noch so jung, der Held dieser seltsamen Erzählung – ja, auch er ist da. Ein bisschen schüchtern steht er zusammen mit Fräulein Ortman von der Strands-Buchhandlung gleich neben dem drehbaren Gestell an der Tür, wo die Ansichtskarten zu besichtigen sind. Er sieht scheu und entschlossen aus. Und etwas abwesend. Vielleicht ist er eigentlich woanders. Und schiebt seine sepiamelancholischen Abzüge auf dem Tisch hin und her. Und lässt gewohnheitsmäßig, wenn die Außenwelt zu schwierig wird, seine eigenen Erzählungen entstehen und sich ebenso schnell wieder verflüchtigen.
    Janne hatte eine Gabe. Er hat sie schon immer gehabt. Er konnte davonfliegen, sich entfernen, sich selbst aufheben. Wenn eine Situation zu kompliziert zu verstehen oder zu quälend auszuhalten war, konnte er eine andere Person werden, in einer anderen Zeit und einem anderen Raum.
    Entdeckt hatte er das – jedenfalls hat er es so in Erinnerung – irgendwann in der Volksschule, wenn die monotone, stets vorwurfsvolle Stimme der Lehrerin allzu aufdringlich wurde. Diese Kunst, jemand anders werden zu können, musste in größter Heimlichkeit und mit einer gewissen Vorsicht ausgeübt werden. Es wäre nicht gut, wenn andere davon erführen. Es bestand ja immer die Gefahr, sie könnten glauben, man wäre verrückt, was zu allerlei Komplikationen führen würde. Aber was noch gefährlicher schien, war das Risiko, nicht zurückzufinden. In die eigentliche Welt. Mitunter, besonders in jüngeren Jahren, meinte er, nahe dran zu sein. Es war, als würde man sich in einer fremden Stadt in einem Hotel einquartieren, seine Habseligkeiten dort abstellen und dann entdecken, dass man Name und Adresse des Hotels vergessen hat. Nicht dass Jan Viktor eine größere Erfahrung mit Hotels in fremden Städten gehabt hätte. Aber etwas in der Richtung musste es sein.
    Was für eine seltsame Welt, in der alle zu wissen schienen, wer sie waren, zu welchem Ich und zu welchem Leben sie morgens heimfinden sollten, nachdem sie sich die ganze Nacht über in der Anonymität des Traums befunden hatten, wo nicht alle, die man traf, einem bekannt waren und diese Traumgestalten auch keine Ahnung hatten, wer man selbst war. Glückliche Strümpfe, die sich erinnern, in welcher Kommodenschublade sie liegen! Auch wenn man

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