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Der Mann auf dem Einhorn

Der Mann auf dem Einhorn

Titel: Der Mann auf dem Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schlug in das Gemisch aus Schnee und Gesteinstrümmern.
    Zwei Herzschläge lang herrschte atemlose Stille.
    Dann schrien die Wildländer vor Wut auf. Sie stürmten den Hang und kamen auf vier Leitern auf die Gerüste der untersten Arbeitsebene zu. Mythor befand sich etwa in halber Höhe der Felsabstürze.
    Noch immer, aber in längeren Abständen, stöhnte und wimmerte der Stein. Aber jetzt wurden diese Laute übertönt vom Scharren zahlreicher Füße und dem Klirren der Speere und Äxte.
    Mythor hetzte auf eine Gerüstplanke. Am Ende wirbelte er herum, sprang auf den nächsthöheren Absatz und zerschlug mit kräftigen Hieben die Holzkonstruktion. Die Pflanzenseile rissen, die Gerüste kippten und wurden für die Verfolger unbrauchbar.
    Ein Wurfspeer flog an Mythor vorbei aufwärts, drehte sich am Scheitelpunkt seiner Bahn und kam auf ihn zu. Als der Krieger auswich und den Speer mit dem Schwert zur Seite schlug, klirrten die goldfarbenen Bänder des Helmes gegen den Fels. Mythor kletterte schräg aufwärts und verstümmelte, auf einem federnden Gerüst stehend, ein weiteres Götzenbild, das drohende Laute ausstieß.
    Eine Leiter krachte unter dem Gewicht der Wildländer zusammen. Schmerzensschreie ertönten vom Fuß des Hanges.
    Der Zwischenfall spornte die anderen Kapuzenträger zu doppeltem Eifer an. Sie verließen an den zerstörten Stellen die Gerüste und krallten sich in die alten und neuen Sprünge des Felsens. Zwischen den Gesichtern und über deren zerstörte Reste hinweg, jedes hängende Brett und jedes baumelnde Tau ergreifend, kletterten sie Mythor nach.
    Ein zweiter Speer schürfte eine Eisplatte aus dem Felsen und überschüttete den Krieger mit einem Hagel aus blitzenden, scharfkantigen Eissplittern.
    Hinter sich zertrümmerte Mythor planvoll die Gerüste und die Leitern, zerhackte Seile und brach die hölzernen Keile ab, mit denen die Gerüste in der senkrechten Wand verankert waren.
    Aber auf breiter Front kamen die Wildländer unaufhaltsam näher. Inzwischen waren andere Gruppen aus den drei Höhlen hervorgekommen. Einige von ihnen hoben den Leichnam Urzuguhrs auf und trugen ihn in die Höhle zurück.
    Der Rest hatte sich mit Seilen und Strickleitern ausgerüstet und warf Wurfanker in die Felsen. Immer mehr Wildländer kletterten Mythor hinterher. Mehrere von ihnen hatten sich ihm bereits gefährlich genähert. Aber sie warfen keine Speere, weil sie beide Hände zum Festhalten und Klettern brauchten.
    Wieder brachen fünf Mannslängen Gerüst in die Tiefe.
    Mythor verlor den Halt, rutschte über die runde Stirn eines Kopfes und riss sich die Haut an den erhabenen und vertieften magischen Linien auf. Er prallte mit den Schultern hart gegen den Fels, streckte die Arme aus und konnte den oberen Rand eines Ohres fassen. Das Schwert schlug gegen den Stein.
    Dann fanden seine Füße Halt in dem Loch des Gehörgangs. Er sprang hinunter auf das nächste Gerüst und zerschmetterte das Ohr. Er ließ sich über eine Nase hinuntergleiten und blickte nach seinen Verfolgern.
    Sie hatten den Befehl, ihn zu töten und von der Felskante zu stürzen.
    Zuerst nahm er, solange noch Zeit war, den Helm vom Gürtel, setzte ihn auf und band den Sturmriemen fest. Er rechnete nicht damit, dass der Helm der Gerechten ihm helfen konnte. Aber er schützte ihn sicherlich vor einigen Folgen des Kampfes. Und der Kampf war sicher, er fing an, wenn ihn die ersten Wildländer erreicht hatten.
    Trotzdem scheute er vor dem Kampf zurück. Die Wildländer waren keine Gegner für ihn. Noch sah er keinen Ausweg. Vielleicht fand er einen, wenn er sich auf der Fläche des Tafelbergs befand.
    Er zerstörte hinter sich ein anderes Stück des Gerüstes, lief weiter, kletterte abermals höher und zerschlug eine Leiter. Die Wildländer kletterten in einer breiten Front zwischen den Resten heran, klammerten sich an die Steine und kamen ihm immer näher. Ein Beil wirbelte durch die Luft und schlug über seinem Kopf gegen den Stein. Mythor hob das Schwert und ließ die Kinnpartie des Dämonenkopfs zersplittern, der über ihm hing und das oberste Gesicht vor der Felskante darstellte.
    Er schwang sich auf die Leiter und kletterte an der Wange des Kopfes vorbei nach oben. Ein schneidender Windstoß fuhr ihm ins Gesicht, als er hinaufsprang und sah, dass er allein hier oben stand.
    Er warf das Schwert auf den eisigen Fels, packte die Leiter und stieß sie um. Sie kippte nach vorn und riss bei ihrem Sturz einige Gerüstreste und drei Wildländer von der

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