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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Handvoll.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte er. Ich glaube, er wollte sich gerade bücken und mir helfen, als er plötzlich stutzte. »Hast du das gehört?«
    Ich hielt inne und lauschte. Schüttelte den Kopf. Ich hörte nichts.
    »Das meine ich. Es ist auf einmal so still.«
    Wir regten uns beide einen Moment lang nicht. Er kam zuerst darauf.
    »Der Heizkessel. Er ist aus.«
    Er hatte recht. Das ständige Brummen im Hintergrund hatte aufgehört.
    »Beeil dich und füll die Tüte, aber vorsichtig.«
    Beides zugleich ging eigentlich nicht, aber ich tat, was ich konnte. Ich zog die Tüte dicht an den Safe heran und schob Bündel für Bündel hinein.
    »Vielleicht hat er sich überhitzt«, vermutete Gunnar. »Scheiße, oder der Brennstoff ist ausgegangen. Bilde ich mir das ein, oder ist es schon nicht mehr so warm hier drin?«
    Ich hoffte, dass es nur Einbildung war, aber ich hatte auch aufgehört zu schwitzen, obwohl ich so angestrengt mit dem Geld zugange war. Wie lange würde es dauern, bis die sinkende Raumtemperatur den normalen Wert erreicht hatte?
    »Wir müssen jetzt noch mehr aufpassen«, sagte Gunnar. »Bist du fertig?«
    Ich nickte. Er hob die Tüte auf, während ich den Safe schloss und langsam aufstand. Er begann sich hinauszubewegen, ich hinterher.
    Einen Schritt, verlagern. Noch einen Schritt, verlagern.
    Als wir wieder dicht vor dem Sensor waren, hielt ich die Luft an. Es war jetzt eindeutig kühler, kein Zweifel. Gunnar machte einen Schritt. Dann noch einen.
    Das Lämpchen leuchtete rot auf.
    »Stopp«, sagte er.
    Wir erstarrten auf der Stelle.
    Das Lämpchen ging wieder aus. Und blieb aus. Jetzt mussten wir uns entscheiden. Je nachdem, wie das Alarmsystem programmiert war, berücksichtigte es entweder gelegentliche Zufallsbewegungen oder eben nicht und kontaktierte in dieser Sekunde schon die Zentrale der Polizei oder des Sicherheitsdienstes. War es obendrein ein stummer Alarm, würden wir nichts davon ahnen. Bis die Streifenwagen in die Straße gerast kamen.
    »Noch langsamer.« Gunnar beugte sich vor und behielt den Sensor im Blick. Jetzt schob er seinen Fuß voran. Einen Zentimeter. Noch einen. Wir bewegten uns unfassbar langsam. Es würde Stunden dauern, um zum Ausgang zu kommen. Es würde Tage dauern.
    Geduld, sagte ich mir. Wenn du auch sonst nichts hast auf der Welt, Geduld hast du.
    Wir standen jetzt direkt vor dem Sensor. Die kleinste Kopfbewegung würde den Alarm auslösen. Ein Zwinkern würde ihn auslösen. Du bist eine Statue. Die Erdrotation ist das Einzige, was dich bewegt. Deine Haare wachsen schneller, als du dich bewegst.
    Langsam. Langsam.
    Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, aber irgendwann waren wir an dem Sensor vorbei. Jedoch noch nicht über den Berg. Es galt, weitere fünfzehn bis zwanzig Meter zu überwinden. Wieder um die Ecke, in die Küche. Den anderen Sensor drüben im Auge behalten. Nichts als gegeben voraussetzen. Nichts erzwingen. Wenn er noch einmal aufleuchtete, würden wir die Beine in die Hand nehmen müssen.
    Schrittchen für Schrittchen. Durch die Küche, hin zur Tür. Das Thermostat war an der Wand neben uns angebracht, und Gunnar streckte die Hand aus und stellte es zurück auf normal. Um auch diese Spur zu beseitigen. Er legte eine kurze Verschnaufpause ein. Ich sah, dass seine Beine zitterten. Dann bewegte er sich stetig weiter, bis er die Hintertür erreicht hatte. Ganz langsam zog er sie auf. Als der Spalt groß genug war, schob er sich seitlich, Zentimeter für Zentimeter, hindurch. Ich fühlte die kühle Luft hereinströmen.
    »Ganz vorsichtig jetzt«, sagte er. Das hatte ich mir fast schon gedacht. Das Gute daran war, dass die eindringende frische Luft die Raumtemperatur schneller abkühlen und bald nichts mehr vom Überheizen zu spüren sein würde. Das Schlechte war, dass unser Risiko im gleichen Maß zunahm.
    Eine Minute später war er vollständig zur Tür hinaus. Nun machte ich meinen Abgang in Zeitlupe. Als ich mich endlich hinausgezwängt hatte, griff Gunnar nach oben und zog sachte den Überbrückungsdraht durch den Spalt. Dann schloss er langsam die Tür. Als sie fast zu war, riss er den Draht heraus und schloss sie gleichzeitig ganz. Entweder blieb der Kontakt an dem Magnetschalter erhalten, oder wir mussten wieder darauf hoffen, dass das System einen Toleranzbereich für gelegentliche kleine Störungen hatte.
    So oder so, wir mussten machen, dass wir hier wegkamen.
    Wir huschten an der Hausseite entlang und blieben stehen, um die Straße zu

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