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Der Mann, der den Zügen nachsah

Der Mann, der den Zügen nachsah

Titel: Der Mann, der den Zügen nachsah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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braunen Overall, aus dessen Taschen diverse Engländer ragten. Nur ein kurzer Händedruck mit Louis, bevor er sich an die Arbeit machte.
      Man merkte, daß jeder der beiden genau wußte, was zu tun war. Den zweiten Wagen hatte ein sympathischer Bursche gefahren, dessen Namen Kees nicht verstanden hatte; er war, ebenso wie Louis und Fernand, im Smoking.
    Die Werkstatt mit gekalkten Wänden und mit einem Fußboden aus festgestampfter Erde war bis auf einen kleinen Transporter und etliche Gerätschaften leer; in einer Ecke ein mächtiger Ofen, außerdem zwei elektrische Lampen, die einen scharfen Lichtschein aussandten.
      Während die anderen arbeiteten, holte Louis einen Koffer aus dem Transporter, entkleidete sich halb und zog in aller Ruhe wie ein Schauspieler, der hinter den Kulissen einen Kostümwechsel vornimmt, einen braunen Sakko an, band eine gelbe Krawatte um und zog darüber einen Overall, um den Kameraden ein wenig zur Hand zu gehen.
      Fernand und der junge Mann machten es ebenso, während Goin mit einem Schweißbrenner arbeitete und Kiki an den Wagen die Nummernschilder abmontierte.
    »Ist Rose nicht da?« fragte Louis.
      »Sie wird herunter kommen. Ich habe geläutet, sobald ich euch hörte.«
      Und Kees entdeckte einen Klingelknopf neben einer Innentür, die offenbar den Zugang zur Wohnung bildete. Tatsächlich erschien nach ein paar Minuten in der Werkstatt eine noch junge Frau, die unsanft geweckt worden war und sich hastig angezogen hatte. Sie begrüßte alle kameradschaftlich, Popinga Inbegriffen, den sie nicht im geringsten verwundert zur Kenntnis nahm.
      »Nur drei verchromte Schlitten! Verdammt wenig! Man merkt, daß Weihnachten ist.«
      »Du, mach uns schnell einen Kaffee. Willst du etwas essen, Louis?«
    »Danke! Ich habe schon einen Putenbraten im Magen.«
      Niemand kümmerte sich darum, was draußen vorging. Man fühlte sich in Sicherheit. Zwischen je zwei Rucks mit dem großen Schraubenschlüssel wurden Neuigkeiten und allerlei Scherze ausgetauscht.
    »Jeanne geht’s gut?«
    »Sie hat unseren Freund da aufgetrieben, den du hierbehalten wirst, bis ich neue Weisung gebe. Paß gut auf! Der sitzt dick in der Tinte, und wenn er geschnappt würde…«
      Binnen einer Stunde waren die Nummernschilder ausgewechselt, ebenso die Nummern der Motoren und der Chassis. Hinter der Werkstatt war eine kleine sehr saubere Küche, in der Rose Kaffee servierte und dazu Brot, Butter und Wurst.
      »Sie«, sagte Louis zu Kees, »werden sich hier versteckt halten und alles tun, was Goin Ihnen sagt. Solange Sie keine Papiere haben, lohnt es sich nicht, den starken Mann zu markieren! Nächste Woche werden wir zusehen, Sie hier herauszuholen. Verstanden?«
      »Ich habe alles verstanden«, erklärte Popinga mit Nachdruck.
      »Und wir? Sollten wohl aufbrechen, Fernand nimmt wieder die Straße nach Reims. Du, du fährst um Paris herum und versuchst die Kiste in Rouen zu verkaufen. Ich fahre in Richtung Orleans… Bis heute abend, Kinder! Bis heute abend, meine Hübsche!«
      Kees fand es zunächst amüsant, in dieser neuen Umgebung von Leuten zu bleiben, die er nicht kannte. Goin, der einsachtzig groß war und noch stärker als der Kapitän der ›Ozean III‹, schlürfte nach getaner Arbeit seinen Kaffee und drehte sich dazu mit Sorgfalt eine Zigarette, während Rose, mit den Ellenbogen aufgestützt, vor sich hin träumte.
    »Biste Ausländer?«
    »Holländer.«
    »Also, da sie dich nicht unbedingt hier finden sollen, sagen wir besser, du bist Engländer. Davon gibt’s hier einige in der Gegend. Sprichst du wenigstens Englisch?… Haben die Bullen dein Signalement?«
      Während Kees noch einen Kaffee mit viel Milch trank, ging Goin nach oben und kam mit einer alten blauen Hose, einem Overall, der dem seinen ähnlich war, und mit einem dicken grauen Pullover zurück.
      »Hier! Probier das an… Das müßte dir passen. Rose wird dir in dem kleinen Raum hinter unserem Zimmer ein Bett aufschlagen. Wenn ich das richtig sehe, ist es am besten, du schläfst, soviel du irgend kannst.«
      Dann ging Rose hinauf, offenbar um ihm sein Bett zu machen. Goin, der müde war, schloß halb die Augen und blieb mit ausgestreckten Beinen unbeweglich sitzen, bis eine Stimme von oben rief:
    »Könnt raufkommen!«
    »Hörst du? Geh zu Bett… Und gute Nacht…«
      Die Treppe war dunkel und eng. Kees mußte durch das Zimmer von Goin und Rose und kam in ein viel kleineres Zimmer mit einem

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