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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kam wohl nur zufällig vorbei und hat dann Erste Hilfe geleistet.«
    »Und wo war Eric inzwischen?«
    »Der stand einfach nur da. Einer der Uniformierten hat versucht, seine Aussage aufzunehmen, aber er ist wohl nicht recht schlau daraus geworden. Und dann haben Sie ihn mitgenommen.«
    »Ja, er stand unter Schock«, bestätigte Betty. »Armer Eric, es muss schrecklich für ihn gewesen sein. Wäre er nicht blind …«
    »… hätte er sie retten können.«
    Mallory beugte sich zu dem Taxifahrer hinunter. »Eine dringende Polizeisache. Ich beschlagnahme das Fahrzeug.«
    »Ich nicht Englisch«, sagte der Fahrer.
    »Polizei!« Sie hielt ihm Dienstmarke und Ausweis unter die Nase. » Dienstmarke. So viel Englisch werden Sie wohl noch verstehen.«
    Sie fesselte das Mädchen mit Handschellen an den Türgriff und betrat die Telefonzelle auf der anderen Straßenseite.
    Der Fahrer protestierte lautstark. Seine Muttersprache verfügte über viele beredte Gesten. Mindestens eine davon galt in allen Ländern dieser Erde als obszön.
    Das Gespräch dauerte fünf Minuten. Danach löste sie die Handschellen und nannte dem Fahrer eine Adresse.
    »Ich nicht Englisch.«
    Mallory riss die Tür auf, packte den schmächtigen Burschen beim Kragen und zerrte ihn vom Fahrersitz: »Wollen Sie auf dem Rücksitz mitfahren oder im Kofferraum? Übrigens ist das nicht Ihr Gesicht auf der Taxizulassung. Wo haben Sie den Schlitten geklaut?«
    »Also gut. Ich Rücksitz.« Doch bis der Fahrer sich aufgerappelt hatte, waren Mallory und das Mädchen schon eingestiegen, und der Wagen fuhr an.
    Jetzt machte die Kleine zum ersten Mal den Mund auf. »Warum haben Sie keinen Streifenwagen gerufen?«
    »Weil ich dich dann aufs Revier bringen müsste. Du bist schon jetzt mies drauf, und dann sitzt du, wenn es übel kommt, in einer Zelle.«
    Die Kleine sah zum Fenster hinaus.
    Mallory machte einen neuen Anlauf. »Ich will wissen, wie das Geschäft mit Palanski abläuft. Er hat sich da unten nicht mit dir getroffen, um Sex zu machen.«
    Das Mädchen schwieg. Es sah jetzt aus wie ein bockiges Kind.
    »Wenn du glaubst, Palanski holt dich raus, irrst du dich. Er wird versuchen, erst mal ein paar Tage unterzutauchen. Und wenn du glaubst, er bringt dich um, wenn du singst, liegst du damit gar nicht so falsch. Aber ich pass schon auf, dass dir nichts passiert.«
    »Jetzt wollen Sie wahrscheinlich meine Lebensgeschichte hören. Wie jemand, der so jung ist wie ich –«
    »Geschenkt. Es ist ja doch immer dasselbe Lied. Du kannst nicht zurück nach Hause.«
    Erst als sie in das Dämmerlicht des Lincoln Tunnel eintauchten, bequemte sich die Kleine zu einer Antwort.
    »Es bringt nichts, wenn ich ihn verpfeife. Keiner würde mir mehr glauben als einem Cop.«
    »Da hast du recht. Palanski wird sagen, dass du ihm nur Informationen geliefert hast, und dafür kriegt er allenfalls einen Verweis, weil er dich nicht dem Jugendamt übergeben hat. Es sei denn, jemand könnte deine Aussage bestätigen.«
    »Die Freier nicht, das sind reiche Arschlöcher, die –«
    Sie merkte, dass sie zu viel gesagt hatte, und biss sich erschrocken auf die Lippen. Mallory lächelte. »Na also, da kommen wir der Sache schon näher. Palanski bringt dir die Freier. Er sucht sie aus, beschattet sie, macht sich mit ihren Gewohnheiten vertraut, dann sagt er dir, wo du dich hinzustellen hast, damit sie dir in die Arme laufen. Sagt er dir auch, was du ihnen erzählen sollst, oder kriegst du sie selber so weit, dass sie dich abschleppen?«
    Die Kleine ließ den Kopf zur Seite sinken und schloss die Augen. »Ich sag zu allen dasselbe. ›Es ist kalt, Mister. Haben Sie vielleicht ’n Tipp, wo ich mich aufwärmen kann und was zu essen kriege?‹ Manchmal geben sie mir nur Geld. Einer hat mal versucht, einen Streifenwagen anzuhalten, da musste ich flitzen. Manchmal baut Palanski eben auch Mist. Aber Sie würden staunen, wie viele mich ohne viel Federlesens mit in die warme Stube nehmen.«
    »Am nächsten Tag steht dann Palanski bei den Freiern vor der Tür und zeigt ihnen dein Bild mit dem Geburtsdatum. Wie alt bist du?«
    »Dreizehn.«
    »Die Freier zahlen, und sie zahlen gut – auch ohne ausdrückliche Aufforderung. In New York weiß jeder, wie so was läuft. Bereitwillig zücken sie die Brieftasche, drücken Palanski die Scheine in die ausgestreckte Hand, und er tippt höflich an die Mütze und verschwindet.«
    »Wo bringen Sie mich hin?« Das Mädchen sah aus dem Wagenfenster. Sie waren nicht mehr in

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