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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Peiniger.
    Angel Kipling lief erregt vor ihrem Mann Harry auf und ab. »Erzähl mir bloß nicht noch mal, du hättest keine Ahnung, worum es geht.« Sie hielt ihm den Computerausdruck unter die Nase. »Ein Zeuge wofür? Was hast du angestellt?« Das penetrante Winseln hatte sich zu einem hässlichen Kreischen gesteigert.
    Harry Kipling knöpfte sich vor dem Spiegel das Hemd zu. »Die Nachricht ist schließlich nicht ausdrücklich an mich gerichtet«, sagte er zu ihrem Spiegelbild.
    Angel verzog verächtlich die Lippen und stemmte die Hände in die breiten Hüften, so dass ihr Morgenrock aufschlug. Als er sich umdrehte, sah er, was er lieber nicht gesehen hätte – den Hängebusen, den schweren Leib –, und wandte rasch den Blick ab. Sie zuckte zusammen wie unter einem Schlag. Während er die Auswahl unter seinen zahlreichen Krawatten traf, blieb Angel – noch ungeschminkt, mit wirrem, unfrisiertem Haar – mit ihrem Spiegelbild allein. Sie zog den Morgenrock fester. »Geht es wieder mal um eine Kreditkartengaunerei, Harry?«, fragte sie milder. »Musstest du schon wieder dein Taschengeld selbst aufstocken?«
    Die Rettungsaktion nach seinem letzten Ausflug an die Börse hatte sie ein Vermögen gekostet, aber was tat man nicht alles, um einen Skandal zu vermeiden und die Aktionäre zu beschwichtigen! Dass das gestohlene Geld weg war, dass er es schlicht und einfach ausgegeben hatte, nahm sie ihm nicht ab. Legte er Geld zurück, um sich absetzen zu können? Aber nein, von einer so reichlich sprudelnden Geldquelle würde er sich doch nie trennen …
    Er band sich mit großer Sorgfalt den Schlips. Eine erstaunlich sinnlose Tätigkeit für einen Mann, der nichts zu tun hat, den keine Geschäfte ins Büro rufen, dachte sie. Und jetzt ging sie wieder auf ihn los, ohne daran zu denken, dass sie frühmorgens, ohne kunstvoll bemalte Fassade und sorgfältig zementierte Frisur, besonders verletzlich war.
    »Antworte, du mieser Schwanz. Oder legst du es darauf an, dass ich dir wieder mal den Geldhahn zudrehe?«
    »Ich weiß nicht, was hier gespielt wird, Angel. Ehrlich. Vielleicht ist es nur ein schlechter Scherz. Eine Kinderei …«
    »Hab ich dir nicht deutlich genug gesagt, was passiert, wenn du noch mal die Bank begaunerst? Du bist das Armsein nicht mehr gewöhnt, Harry!«
    »Ich hab doch nichts gemacht.«
    Sie zog ein zusammengeknülltes Stück Computerpapier aus ihrer Morgenrocktasche.
    »Das kam gestern per Fax. Ein Kreditkartenantrag. An dich persönlich adressiert.«
    »Ich hab keine Kreditkarte beantragt.«
    »Lies!«
    Er legte den Zettel auf den Nachttisch und glättete ihn umständlich. Unter »Sachdienliche Angaben« stand: »Hier den Grund für Ihre Tat eintragen. Ihr Geständnis erbitten wir mit der Maschine geschrieben oder in Druckbuchstaben an der dafür vorgesehenen Stelle.«
    Er hielt sich den Zettel dicht vor die Augen und musterte den Briefkopf.
    In der nächsten Zeile stand: »Weiß Ihre Frau, was Sie getan haben? Falls ja, erbitten wir Ihre Stellungnahme.« Zwei weitere Fragen folgten. »1. Warum haben Sie gelogen? 2. Würden Sie es noch einmal tun, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?«
    Er ließ den Zettel sinken und sah Angel an, die sich nur noch mühsam beherrschte. »Und dann kommt diese Nachricht über den PC«, giftete sie ihn an. »›ICH HABE EINEN ZEUGEN …‹ Was hat das zu bedeuten? Raus mit der Sprache, oder du kannst dich von deiner monatlichen Apanage verabschieden. Und von deinen Eiern auch.«
    Es dauerte, bis Eric Franz zur Tür kam. Betty Hyde hörte die Ledersohlen über den Marmorboden schurren. Als er aufmachte, blickte er über ihre Schulter, fast so, als habe er Hemmungen, ihr in die Augen zu sehen. Er hatte einen zerknüllten Zettel in der Hand, sein Gesicht war maskenhaft starr. Das Zimmer hinter ihm lag im Dunkeln, nur das Auge des Computers leuchtete matt.
    »Wenn sie erfährt, dass du in ihrer Vergangenheit herumstocherst, könnte dich das ihre Freundschaft kosten«, sagte Rabbi David Kaplan.
    »Mir geht es doch nur um die Verbindung zwischen dem Jungen und Mallory«, wandte Charles ein.
    Das Arbeitszimmer des Rabbis war ein Raum, in dem sich Bücher sichtlich wohl fühlten. Sie blieben nicht brav auf ihren Regalen stehen, sondern versammelten sich in hohen Stößen auf allen verfügbaren Ablageflächen und fanden sich zu freundschaftlichen Gruppen mit verwandten Themen zusammen. Ein dicker ledergebundener Band lag aufgeschlagen auf dem Schreibtisch und wartete geduldig

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